Mindestimportpreis weg – alles muss raus!?

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Nun ist es also gewiss – der Mindestimportpreis ist seit dem 3. September tatsächlich Geschichte! Nachdem sich die innerhalb der Vorgespräche konsultierten Vertreter der EU-Staaten mehrheitlich gegen weitere Marktbeschränkungen ausgesprochen haben, sieht die Kommission von einer weiteren Überprüfung möglicher Preisdumping-Tatbestände durch chinesische Hersteller ab. Im Rahmen der allgemein geführten Diskussion um protektionistische Maßnahmen in den USA und den entsprechenden Vergeltungsmaßnahmen von Europa und China wäre eine Fortführung der Marktbeschränkungen für asiatische Solarprodukte auch ein ganz schlechtes Zeichen gewesen.

Bereits kurz nach Aufkommen der ersten Gerüchte um die Entscheidung der EU-Kommissare warfen kleinere (Tier-2-)Hersteller aus China ihre Module zu Preisen im unteren 20-Cent-Bereich in die Runde. Auch einige Tier-1-Produkte werden bereits zu Tarifen deutlich unter geltendem Mindestimportpreis angeboten, obwohl die Informationen aus Brüssel gerade einmal wenige Tage alt sind. So müssen die Indexpreise beinahe wöchentlich um ein bis zwei Cent pro Wattpeak nach unten korrigiert werden. Insbesondere monokristalline Module wurden hier bisher noch deutlich über Weltmarktpreisen gehandelt und haben gehörigen Nachholbedarf. So haben die Preise für High Efficiency und All Black Module in den vergangenen drei Wochen um bis zu drei Cent nachgegeben, während der Mainstream-Modulpreis nur zwei Cent unter dem Vormonatswert liegt.  Prozentual entspricht das einer Ermäßigung von 5,3 bis maximal 7,5 Prozent – die Preislawine kommt langsam aber sicher ins Rutschen.

Man fragt sich natürlich, wie es nun weitergeht und wann die ersten in China gefertigten Module in den europäischen Häfen eintreffen. Diese durften nämlich bis zum offiziellen Ende der Marktbeschränkung noch nicht in die EU eingeführt werden, ohne dass hohe Strafzölle fällig geworden wären. Es ist jedoch zu erwarten, dass in den nächsten Tagen und Wochen einige Container in den Häfen von Rotterdam, Antwerpen und Hamburg gelöscht und dann ohne Aufschläge vom Zoll durchgewunken werden. Welches Preisniveau sich dann etabliert, darüber kann spekuliert werden. Angeblich sind die Modulpreise schon jetzt nahe an den Produktionskosten. Andererseits gilt es, hohe Lagerbestände abzubauen, und da gilt dann bekanntlich das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Da das Ende der Preisspirale noch nicht absehbar ist, wird jetzt hektisch Lagerbereinigung betrieben und die Ware notfalls auch unterhalb der Produktionskosten abgestoßen, nur um eine noch größere Abwertung zu vermeiden.

Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im September 2018 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 10.09.2018):

— Der Autor Martin Schachinger beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Photovoltaik und Regenerativen Energien im Allgemeinen. Er ist innerhalb der Photovoltaik-Branche bestens vernetzt, was nicht zuletzt auf sein kontinuierliches Engagement für die internationale Online-Handelsplattform für Solarkomponenten www.pvXchange.com zurückzuführen ist, welche er 2004 zusammen mit zwei Partnern ins Leben rief. Dort wird ein breites Spektrum an Markenprodukten, Neu- und Gebrauchtware mit unterschiedlichsten Spezifikationen angeboten.—

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.

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