Viel Licht und nur wenig Sonne

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Wer glaubt, dass das Solarhandwerk, das ja zu einem großen Teil aus dem Elektrohandwerk kommt, und dieses miteinander verschmelzen würden, kann sich auf der diese Woche in Frankfurt stattfindenden Light + Building vom Gegenteil überzeugen. Von den Organisatoren als Weltleitmesse für Licht- und Gebäudetechnik bezeichnet, beeindruckt sie durch die Größe und Potenz, mit denen sich die klassischen Elektrounternehmen dort präsentieren. Beleuchtung etwa, Schalter und Komponenten für die Hausautomation, vor allem mit dem KNX-Standard, sieht man allerorten. Nur Photovoltaik und Energiespeicher sieht man kaum.

Das liegt nicht einmal daran, dass keines der ausstellenden Unternehmen dazu Produkte anbieten würde. Es scheint so zu sein, dass Aussteller mit Photovoltaik und Speicher bei dem Gros der Besucher kaum einen Vertriebserfolg erwarten. Auch etliche Aussteller, die Solar auf dem Messestand haben, berichten von nur verhaltender Nachfrage danach. Die Betriebe, die von der Hauselektrik und Hausautomation kommen, scheinen sich derzeit wenig für die Erzeugung zu interessieren. Warum auch, das Geschäft brummt auch so, wie vielerorts zu hören ist. Auf der anderen Seite haben sich die Installationsbetriebe, die Solaranlagen und Speicher anbieten, spätestens nach den Krisenjahren nach 2013 auf dieses Gebiet spezialisiert.

Smart Living Professional Preis für Allrounder

Inzwischen werden zwar alle angehenden Elektrohandwerker so ausgebildet, dass sie auch Photovoltaik und Batteriespeicher installieren können. Allerdings werden sie nicht darin ausgebildet, wie man Kunden davon überzeugt – was sich in den letzten vier Jahren als eine der größten Herausforderungen erwiesen hat. Außerdem berichten Experten auch davon, dass Betriebe größer werden. Diese können dann über Spezialisierungen ihrer Mitarbeiter viele oder alle Bereiche abdecken.

Ein Beispiel dafür ist zum Beispiel der Betrieb von Robert Soppart aus Aicha vorm Wald bei Passau. Er wurde auf der Light + Building mit dem erstmals vergebenen Preis „Smart Living Professional“ des ZVEH und des ZVEI „für die beste Anwendung im eigenen Unternehmen“ ausgezeichnet. Er bietet sowohl die Solaranlagen als auch das Gebäudeautomatisation an und integriert Speicher, Photovoltaikanlagen und Smart-Home-Systeme (Siehe auch pv magazine März 2014). Für den Verband, der zusammen mit dem ZVEI noch zwei weitere Betriebe auszeichnete, ist Solar eines der wichtigen Zukunftsthemen. Auf seinem Messestand waren auch einige der wenigen Solarmodule auf der Messe zu sehen.

Batteriespeicher als Weiterentwicklung von USV-Systemen

Allerdings nähern sich einige Unternehmen den Batteriespeichern von einer anderen Seite als die Betriebe aus der erneuerbaren Branche. Der Hersteller Eaton, ein US-Unternehmen mit Hauptquartier in Dublin, kommt aus dem Bereich Schaltanlagen und unterbrechungsfreie Stromversorgung USV. Reine USV-Systeme realisieren die Experten heute immer noch meist mit Bleibatterien. Eaton bietet jetzt aber einen Lithium-Ionen-Batteriespeicher an, der die USV-Technologie der Firma nutzt, und der außer für USV auch für Eigenverbrauchserhöhung und Netzdienstleistungen genutzt werden kann. Die Batterien stammen von Nissan. Die Systeme reichen von einem Heimspeichersystem, das derzeit über IBC-Solar als Partner vertrieben wird, bis zu großen Systemen für Gewerbe und Industrie. Die zugehörige Business Unit ist eine Art Start-up im Unternehmen. Ein interessanter Aspekt: Mit dem Speichersystem gelingt es einfacher, die Innovationsfähigkeit zu beweisen, als mit Verbesserungen an den Schaltanlagen.

Ähnlich ist Socomec aufgestellt. Das Unternehmen kommt aus dem Bereich Niederspannungsverteilung und hat ebenfalls ein Speichersystem für Industrie und Gewerbe ausgestellt. Auch bei Socomec ist der Speicherbereich eine Art Start-up im Unternehmen.

Auch bei den in der Solarbranche bekannten Unternehmen gibt es durchaus vereinzelt Meldungen zu Solar-Produkten. Viessmann stellt in seiner Pressemitteilung zur Light + Building unter anderem auch vollelektrische Systeme zur Warmwasserbereitung und Wohnraumbeheizung vor, einen Batteriespeicher und ein Energie-Community-Produkt.

Phoenix Contact präsentiert seine Produkte für den Solarbereich auf einer zwei Meter breiten Stellwand aus. Die Komponenten des Herstellers sind in der Solarbranche omnipräsent. Sie werden etwa in Parksteuerungen, Wechselrichtern und Batteriespeichern eingesetzt. Aber auch hier: der Messestand ist ein Vielfaches größer als die kleine stellwand und besonders präsent wirken die Solarprodukte dadurch nicht.

Auch ABB hat einige Wechselrichter mit gebracht, aber zum Beispiel keinen Batteriespeicher. Hager, in der Elektrobranche ganz groß, hat zwar kürzlich E3/DC gekauft, die Batteriespeicher aber auch nicht ausgestellt. Einen Nachteil dürften das Unternehmen davon nicht gehabt haben. Der Messestand war trotzdem rappelvoll. Ebenso bei Schneider Electric. Mit Wechselrichter in Deutschland nicht mehr präsent, zeigt das Unternehmen immerhin seine Home-Automatisierungslösung, bei der die Speicher mit in die App-Oberfläche integriert werden können. Außer Kostal kooperiert seit kurzem auch Sonnen mit dem Konzern. Sonnen hielt als einziger der aus der Solarbranche bekannten Heimspeicherhersteller die Stellung vor Ort, allerdings auch deutlich weniger stark frequentiert als er es von Solarmessen her gewohnt sein dürfte.

Obwohl es verständlich ist, dass die Segmente im Elektrohandwerk derzeit stark getrennt agieren: es mag schon etwas irritieren, dass wo so viel Licht ist die Erzeugung kaum eine Rolle spielt.

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