Auf der E-World in Essen hat EWE seine „My Energy Cloud“ offiziell gestartet. Zunächst gehe es um eine Stromgemeinschaft für seine Photovoltaik- und Speicherkunden, die sich künftig nahezu komplett mit selbst erzeugtem Solarstrom versorgen könnten, hieß es vom Oldenburger Energieversorger. Kooperationspartner sei die Swisscom Energy Solutions. Zunächst werde die „My Energy Cloud“ nur für Käufer neuer Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher angeboten.
Eine Mindestgröße der Anlagen für die Teilnahme an der Stromgemeinschaft gebe es nicht, sagt EWE-Produktmanager Dirk Achtermann im Gespräch mit pv magazine. In der zweiten Stufe sei auch die Einbindung von Wärmeerzeugern vorgesehen. Hier liege großes Potenzial angesichts von rund 22.000 Nachtspeicherheizungen im Versorgungsgebiet. Die Einbindung erstreckt sich dann aber auch auf die Wärmepumpen, wie Achtermann weiter sagt. Er schätzt dass die zweite Stufe in weniger als sechs Monaten kommen wird. Derzeit würden vor allem noch E3/DC-Speicher eingebunden. Seine Beteiligung an dem Photovoltaik-Heimspeicheranbieter hatte EWE Ende letzten Jahres noch an die Hager Group verkauft. Nach Achtermanns Aussage ist künftig auch die Einbindung von LG-Speichersystemen in die Cloud geplant.
Für EWE als Energieversorger steht der Photovoltaik- und Speicherkauf nicht im Vordergrund. Es gehe mehr um das energiewirtschaftliche. Daher habe sich EWE auch für ein etwas anderes Konzept als die Konkurrenten, die teilweise mit ähnlichen Angeboten schon einige Zeit am Markt vertreten sind, entschieden. Der zu zahlende Preis werde für jeden Kunden separat berechnet, wie Achtermann erklärt. In den Beispielrechnungen liegen sie bei monatlich 14 Euro bei einem mittleren Stromverbrauch von 5000 Kilowattstunden jährlich. Dann seinen Photovoltaik-Anlagen mit 7,5 Kilowatt und Stromspeicher mit 6,9 Kilowatt geeignet und führten zu diesem Festpreis. „Unsere monatlichen Preise beginnen bei 9,99 Euro und sind nach oben offen“, sagt Achtermann. Damit seien aber die kompletten Stromkosten abgedeckt. EWE habe eine 20-prozentige Toleranz in den Preisen, was bedeutet, dass es keine Nachforderungen stellt, wenn der Stromverbrauch in diesem Bereich höher liegt.
Im Unterschied zu anderen Modellen plant EWE die komplette EEG-Vergütung einzubehalten. Die Betreiber der Photovoltaik- und Speicheranlagen sparten sich damit die Anmeldung beim Finanzamt, was nach Achtermanns Erwartung vor allem für Betreiber kleinerer Anlagen interessant sein dürfte. Die Einbindung von Bestandsanlagen werde aus diesem Grund auch zu Beginn noch nicht möglich sein. Zunächst müsse mit dem Finanzamt geklärt werden, ob dieser Wechsel des Vergütungsmodells möglich sei, erklärt Achtermann weiter.
Ziel von EWE sei es, rund 500 Anlagen in diesem Jahr in seine Cloud einzubinden. Vertrieben werde das Angebot zunächst über die rund 2000 Partner in der Synergiegemeinschaft in Norddeutschland. Der Vertrag könnte monatlich wieder gekündigt werden. Später sei auch geplant, bundesweit die „My Energy Cloud“ anzubieten. Die besten Vertriebswege dafür eruiert EWE derzeit noch.
Die Teilnehmer der Stromgemeinschaft würden zu 100 Prozent mit grünem Strom versorgt. Hinter der Cloud stecke der Bilanzkreis eines virtuellen Kraftwerkes. Die notwendigen Reststrommengen kaufe EWE zu. Es handele sich dabei in jedem Fall auch um Ökostrom, so der Produktmanager.
Mit seinem neuen Konzept gehe der Energieversorger „einen weiteren Schritt auf dem Weg in die digitale Energiewirtschaft“, sagte EWE-Marktvorstand Michael Heidkamp bei der Vorstellung in Essen. Zudem verabschiede man sich damit vom „klassischen Abschlagsmodell“. Wenn im zweiten Schritt auch die Wärmeerzeuger mit sauberem Strom aus der Gemeinschaft versorgt werde, sei dies zudem ein Beitrag zur Sektorkopplung in Deutschland.
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