Plädoyer für stärkere energiepolitische Beachtung von Vor-Ort-Strom

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Der PV Think Tank der Haleakala-Stiftung hat am Freitag den neuen Bericht „Vor-Ort-Strom. Wege zur Dezentralisierung der Stromversorgung“ veröffentlicht. Die rund 50 beteiligten Energiemarktexperten betonen darin die Bedeutung der dezentralen Stromversorgung im künftigen Energiemarkt. Heute würde weniger als ein Prozent der erzeugten Energie direkt vor Ort vom Produzenten an den Konsumenten geliefert. Im zukünftigen Energiemarkt werde der Anteil an Eigenverbrauch, Mieterstrom, Quartiersstrom, Regionalstrom und ähnlichen Konzepten allerdings enorm ansteigen. Insbesondere der Verknüpfung von Erzeugung und Verbrauch „vor dem Zähler“ oder zumindest „vor dem Netzengpass“ käme dabei eine wichtige Bedeutung zu.

Zur Weiterentwicklung der Energiewende plädiert der PV Think Tank daher für eine stärkere energiepolitische Beachtung von Vor-Ort-Strom und dessen Integration in den Energiemarkt. Treiber seien dabei neben der Notwendigkeit zur Dekarbonisierung auch die anstehende Elektrifizierung des Wärme- und Verkehrssektors. Zudem würde die dezentrale Verfügbarkeit der Technologien auch eine Demokratisierung bewirken und eine Zellularisierung der Netzinfrastruktur ermöglichen. Letzteres könne den Bedarf zum Ausbau der Stromnetze merklich reduzieren.

Um solche dezentralen Versorgungskonzepte umzusetzen, bedarf es aus Sicht des PV Think Tanks zu allererst einer Verankerung des politischen Ziels, die dezentrale Stromversorgung im Energiesystem zu integrieren. Kleinteilige Anpassungen des bestehenden Ordnungsrahmens würden nicht ausreichen, den Anforderungen der neuen Energiewelt gerecht zu werden. Tatsächlich müssten die Regularien des Energiemarktes dafür grundsätzlich überarbeitet werden – unter anderem in den Bereichen der Netzentgelte, der EEG-Umlage und der Steuer.

Für die Entwicklung der neuen Energiewelt sei auch ein Paradigmenwechsel nötig. Heute dominiere zwar noch ein „zentralistischer Reflex“, die Vor-Ort-Versorgung in der Nische zu halten. Es sei jedoch zunehmend ein Umdenken wahrnehmbar, das durch technologische Entwicklung und unternehmerischen Aktivitäten getrieben werde. Innovationen und Reformforderungen gingen mittlerweile nicht mehr nur von  Erneuerbare-Energie-Unternehmen und Energiegenossenschaften aus, sondern gleichermaßen von Energiekonzernen, Stadtwerken und Unternehmen aus der Digitalwirtschaft.

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