Neue Chancen für Projektentwickler – Unabhängigkeit durch Internationalisierung

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Die Chancen und Risiken für hiesige Projektentwickler haben sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Während das Wettbewerbsumfeld in Deutschland immer schwieriger wird, locken neue Märkte mit attraktiven Rahmenbedingungen und neuen Fördermodellen. Bei aller Euphorie über die vielfältigen Chancen im Ausland müssen wir aber auch konstatieren, dass der Investitionsstandort Deutschland für Solarunternehmen zunehmend seinen Reiz verliert. Oft wird als Begründung die Behauptung ins Feld geführt, dass Solarenergie in sonnenreicheren Ländern aufgrund der Einstrahlungswerte per se attraktiver wäre als beispielsweise in Deutschland. Diese Aussage ist nicht haltbar. Untersuchungen belegen, dass Solarstrom auch in Deutschland schon lange wettbewerbsfähig mit konventioneller Energie sein könnte. Woran liegt es also, dass immer mehr Projektentwickler ihr Glück im Ausland suchen?

Richten wir zunächst den Blick auf unseren Heimatmarkt: Anstatt die Entwicklung der heimischen Solarindustrie zu fördern, wird ihr Fortschritt mit bürokratischen Fesseln und widersinnigen Handeln gebremst. Auf der einen Seite werden in Europa die Produktionskosten für Solarstrom durch die Einfuhrzölle auf asiatische Solarmodule erhöht. Auf der anderen Seite werden die Kosten der Energiewende ungleich auf den Schultern verteilt, weil einige Energiegroßverbraucher gänzlich von der EEG-Umlage befreit werden. Auch die zuvor viel gerühmten sicheren Rahmenbedingungen in Europa haben nicht die Erwartungen der Projektentwickler erfüllen können. Das aktionistische Handeln einiger europäischer Länder bei ihrer Förderpolitik hat Vertrauen gekostet. In Italien und Spanien haben Regierungen mit retrospektiven Änderungen offenen Auges Investoren und Projektentwickler in den Ruin getrieben. Mit inkonsequenter Politik wurde aus einer einst gezielten Förderung von Solarenergie ein bürokratisches Durcheinander ohne erkennbaren roten Faden. Mit ihrer Regelungswut haben Politiker ihre eigenen Ziele konspiriert. Auch in Deutschland führen sie das EEG zunehmend ab-absurdum: Es war zur Förderung erneuerbarer Energien gedacht. Nun wird es zur Belastung.

Nicht zuletzt stand sich die Branche aber auch selbst im Weg. Sie war nicht schuldlos an den von mir kritisierten Einfuhrzöllen. Auch mich stimmt es nachdenklich, wie mit der Initiative EU Prosun eine kleine Minderheit von Solarunternehmen maßgeblich dazu beitragen konnte, dass mit protektionistischen Maßnahmen der Solarstrom in Deutschland deutlich teurer wurde. Das hat dem heimischen Solarmarkt massiv geschadet und viele Projektentwickler ins Ausland getrieben.

Ihnen zeigt sich auf internationaler Ebene ein gänzlich anderes Bild: In vielen Märkten ist Solarstrom bereits preiswerter als konventionelle Energie. Für Unternehmen ist das Geschäft einfacher, weil sie keine Strafzölle bezahlen müssen und auf privatwirtschaftliche Power Purchase Agreements (PPA) setzen können. Deutsche Projektentwickler realisieren heute weltweit Solarkraftwerke, deren Strom deutlich günstiger ist als Energie aus Kohle oder Gas.

Ich finde das paradox. Europa hat einen Großteil der Kosten gezahlt, um der Photovoltaik zum Durchbruch zu verhelfen. Endlich ist man an den Punkt gelangt, bei dem Solarstrom auch wirtschaftlich attraktiv ist. Solarunternehmen sind aber nicht in der Lage, das volle Potenzial der Solarenergie in Europa auszuschöpfen, weil ihnen unnötige Barrieren im Weg stehen.

Die zunehmende Internationalisierung der Projektentwickler beruht also nicht nur auf der Stärke internationaler Märkte, sondern auch auf der Schwäche Europas. Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und zu einer konsequenten Energiepolitik zurückfinden. Bis dahin wird es Projektentwickler weiter ins Ausland ziehen.

— Der Autor Thorsten Preugschas blickt auf rund 15 Jahre Erfahrung in der Solarbranche zurück. Als geschäftsführender Gesellschafter brachte er die Maaß Regenerative-Energien GmbH in die Colexon Energy AG ein und schuf damit einen der führenden börsennotierten Projektentwickler im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 2006 wurde er zum CEO der Colexon Energy AG ernannt. Mit dem Zusammenschluss der Colexon Energy AG mit der dänischen Renewagy A/S im Jahr 2009 formte Preugschas den ersten vollintegrierten börsennotierten Projektentwickler und Betreiber von Solarkraftwerken in Deutschland mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 150 Millionen Euro. Im Jahr 2011 wechselte Thorsten Preugschas zur Soventix GmbH, die sich unter seiner Geschäftsführung zu einem der erfolgreichsten international agierenden Solarprojektentwicklern Deutschlands entwickelte. Weitere Informationen finden Sie unterwww.soventix.com. —

Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte anredaktion(at)pv-magazine.com.

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