Das Geschäftsjahr 2015 war für Vattenfall kein gutes. Am Mittwoch veröffentlichte der schwedische Energiekonzern seine vorläufigen Zahlen. Dabei zeigt sich, dass der Umsatz mit umgerechnet knapp 17,6 Milliarde Euro fast auf Vorjahresniveau gehalten werden konnte. Allerdings hat dies das Ergebnis nach Steuern dramatisch verschlechtert. Es hat sich Vattenfall zufolge auf 2,1 Milliarden Euro mehr als verdoppelt gegenüber 2014. Als Gründe für das Jahresergebnis führt der Energiekonzern die niedrigen Strompreise sowie die erheblichen Verluste im zweiten Quartal an.
„Die große Herausforderung 2015 waren weiterhin die Auswirkungen des derzeit sehr niedrigen Energiepreises auf Vattenfalls Profitabilität und auf die Bewertung der Vermögenswerte“, erklärte Vorstandschef Magnus Hall bei der Vorlage der Zahlen. Regulatorische Anforderungen hätten dabei zu weiteren Wertminderungen im Sommer 2015 geführt. So habe Vattenfall die Reaktoren 1 und 2 seines AKW Ringhals früher als geplant abgeschaltet. Die Entscheidung sei aufgrund der schwachen Rentabilität bei gleichzeitig steigenden Kosten für die Kraftwerke gefallen, so Hall weiter. Auch dabei hätten die weiter gefallenen Energiepreise einen Einfluss. Sie hätten “die schwedische Atomkraft in eine kritische Situation gebracht“. Nach Halls Ansicht würden die restlichen Reaktoren aber noch gebraucht, um den Übergang zu einer Vollversorgung mit Erneuerbaren verantwortungsvoll und kostengünstig zu gestalten. Zudem werde auch die Rentabilität der dringend benötigten Wasserkraft in Schweden durch die Kombination aus niedrigen Strompreisen und sehr hohen Steuern belastet.
Doch immerhin konnte Vattenfall Fortschritte bei den Kostensenkungen erreichen. So seien im Vergleich zu 2010 die Investitionen und Kosten um nahezu 30 Prozent reduziert worden. Gleichzeitig habe der Energiekonzern weiter an seiner Transformation hin zu einem nachhaltigerem Erzeugungsportfolio gearbeitet. Ein Indiz dafür sei auch der nun eingeleitete Verkauf des deutschen Braunkohlegeschäfts. Zudem wolle Vattenfall stärker auf Erneuerbare setzen und bis 2020 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 2,3 Gigawatt installieren.
„Der anhaltende Wandel in unserem Energiesystem ist dramatisch, aber auch sehr aufregend; und es kommen ganz neue Geschäftsmöglichkeiten für Vattenfall zum Vorschein“, so Hall weiter. Erst kürzlich hatte der Energiekonzern sein erstes Photovoltaik-Kraftwerk installiert und weitere Projekte angekündigt.
Bei Greenpeace weist man daraufhin, dass ein Großteil des Verlusts von Vattenfall auf Abschreibungen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro auf das ostdeutsche Braunkohlegeschäft zurückzuführen sei. „„Vattenfalls Milliardenverlust ist der tiefrote Beweis, dass sich keine Energiekonzern auf Dauer gegen die Energiewende stellen kann. Braunkohlekraftwerke haben in Deutschlands Energiemix künftig keinen Platz mehr, entsprechend befindet sich ihr Wert in freiem Fall. Ein Ende des Verfalls ist nicht in Sicht, denn mit dem Klimaabkommen von Paris hat sich auch Deutschland faktisch zu einem raschen Braunkohleausstieg verpflichtet. Vattenfall muss gerade schmerzhaft erfahren, dass für ein Geschäft ohne Zukunft niemand einen guten Preis zahlt“, kommentierte Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid. Er forderte den schwedischen Energiekonzern auf, sein Braunkohlegeschäft samt Folgekosten nicht zu verramschen, sondern selbst einen sozialverträglichen Ausstieg bis 2030 zu organisieren. (Sandra Enkhardt)
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