Das Projektmodul für 41 Cent

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Wir haben einen Modulhersteller gefragt, was er verlangt, wenn wir zehn Megawatt eines 250-Watt-Moduls bei ihm fertigen lassen und dabei marktübliche, bewährte Materialien und Materialkombinationen benutzen. Er ist klein, sitzt nicht in China, Taiwan, Malaysia oder der EU und ist garantiert nicht subventioniert.

Herausgekommen sind Materialkosten von 33,3 Millionen Euro, das sind 33,3 Cent pro Watt (siehe Tabelle nächste Seite). Als Fertigungskosten setzt der Hersteller 4,6 Cent pro Watt an. Zusammen sind das dann knapp 38 Cent pro Wattpeak. Das gilt allerdings nur für Projekte in der Schweiz. Nach Deutschland dürfte man das Modul nur für 56 Cent pro Watt verkaufen, da es chinesische Zellen enthält. Für EU-Länder muss man taiwanesische Zellen nehmen, die 3,8 Cent mehr kosten. Zusammen macht das für ein Modul, das nach Deutschland verschifft wird, 41,4 Cent pro Watt. Das ist immer noch deutlich weniger als der Mindestimportpreis für chinesische Module.

Die Einwände sind bekannt und sicherlich bedenkenswert. Stimmt die Qualität? Wie sollen Forschung und Entwicklung bezahlt werden? Was ist mit der Garantie und den Zertifikaten? Und, natürlich, wie glaubwürdig ist diese Liste?


Aufstellung der möglichen Kosten für ein Projektmodul (links vom Schrägstrich: Kosten in der Schweiz; rechts davon: Kosten in Deutschland). Leider durften wir die Preise nicht im Detail veröffentlichen, sondern mussten die einzelnen Posten so zusammenfassen, dass sie keine Rückschlüsse auf die Angebote einzelner Hersteller ermöglichen.

Zunächst zu den Materialien: Der Hersteller hat eine Fabrik mit 50 Megawattpeak Kapazität. Es ist also eine kleine Fabrik, die Einkaufspreise ohne Skaleneffekte hat. Angefragt waren Module mit einer Leistung von zehn Megawatt. Das Angebot haben wir anderen Herstellern gezeigt, Geschäftsführern und Einkäufern, auch in Deutschland. Die Rückmeldung war meist: „Ja, das ist durchaus machbar.“ Dabei gibt es sogar noch Luft. So hat unser Anbieter bei den Anschlussdosen das Doppelte dessen einkalkuliert, was qualitativ gute Produkte derzeit kosten. Setzt man dort nur die Hälfte ein, sinken die Gesamtkosten um ein Cent pro Watt. Da es in der Komponentenliste vermutlich auch Abweichungen in die andere Richtung gibt, haben wir den Posten aber nicht verändert. Die Komponenten – so die Rückmeldung – sind durchgehend bekannte, qualitativ akzeptable Ware. Das Solarglas stammt aus China. Würde man damit in der EU produzieren, müssten Strafzölle bezahlt werden, was die Kosten um ungefähr zwei Cent erhöhen würde.

Qualitätssicherung ist machbar
Ist die reine Herstellung, also die Modulfabrik mit Maschinen und Mitarbeitern, für diese 4,6 Cent pro Watt möglich? In Europa vermutlich nicht. Aber selbst wenn es sieben Cent pro Watt wären, lägen Material und Herstellungskosten nur bei 40,5 Cent pro Wattpeak für ein Projekt in der Schweiz und 44 Cent für ein Projekt in Deutschland.

Um eine Finanzierung von Projekten mit solcherart produzierten Modulen durch Banken zu ermöglichen, sind Zertifizierungen, Produktionsaudits und eine Garantierückstellung notwendig. Ein übliches Produktionsaudit, bei dem ein externer Experte die Herstellung der gesamten Modulmenge kontrolliert, schlägt mit rund 0,3 Cent pro Watt zu Buche. Bei größeren Fabriken und Qualitätssicherung durch den Hersteller selbst ginge das vermutlich noch günstiger. Macht man diese Qualitätssicherung, sind Zertifikate eigentlich nicht mehr wichtig. Die Diskussion ist bekannt – sie tragen zur Qualitätssicherung wenig bei (siehe pv magazine, März 2015, Seite 34 ff.). Banken verlangen sie vermutlich trotzdem. Vorausgesetzt, diese sind damit einverstanden, kann man sie getrost bei denen kaufen, die flexibel mit dem OEM-Produktionsmodell umgehen und preisgünstig sind. Daher haben wir dafür 0,5 Cent pro Wattpeak angesetzt.

Zur Qualitätssicherung gehört auch, dass die Komponenten und Herstellungsprozesse gut gewählt sind. Das Know-how ist erhältlich, vielleicht mag auch noch der ein oder andere Test nötig sein. Das hat in der Kostenaufstellung kaum einen Effekt. Wohlgemerkt, es geht um ein Projektmodul, bei dem im Wesentlichen der Preis pro Watt zählt. Ein Teil der Branche tut so, als sei das eine Raketenwissenschaft, der andere Teil, als sei es vollkommen beliebig. Beides ist nicht richtig. Aber wenn man sich entscheiden muss: Es ist eher beliebig als eine Raketenwissenschaft.

Eine für den Markt großzügige Garantierückstellung beträgt ein bis zwei Prozent der Kosten. Wir haben zwei Prozent angesetzt, das erhöht die Kosten um einen Cent pro Watt. Reicht diese Garantierückstellung in diesem Fall? Sie ist so hoch, dass jedes 50. Modul ersetzt werden könnte. Das Risiko besteht, dass im gesamten Modulvolumen ein Fehler auftritt. Große Hersteller gleichen dieses Risiko dadurch aus, dass sie es über viele Herstellungen streuen. Das trifft für einen Investor, der mehrere Solarkraftwerke hat, aber auch zu, wenn er seine Module nicht alle mit den gleichen Materialien und nicht aus der gleichen Fabrik kauft. Er hat bei der eigenen Garantierückstellung sogar einen großen Vorteil: Er hat das Geld, unabhängig ob es den Hersteller nach zehn Jahren noch gibt.

Schließlich mussten etliche Investoren bereits feststellen, dass die Garantien der Module, die sie vor vier Jahren gekauft haben, nichts mehr wert sind, weil die Hersteller insolvent gegangen sind. Wer würde heute noch die Hand dafür ins Feuer legen, dass die gegenwärtig bekannten Hersteller in zehn Jahren alle noch existieren?

Kurz, die Garantierückstellung und die Qualitätssicherung können für das Projektmodul durchaus gleichwertig zu anderer Ware machbar sein. Wenn nicht in Europa produziert wird, schlagen noch ein bis zwei Cent pro Watt Transportkosten zu Buche.

Die endgültigen Kosten liegen dann zwischen 40,2 und 41,2 Cent pro Watt für das Schweizer Projekt und bei 43,7 bis 44,7 Cent pro Watt für eine Umsetzung in Deutschland. Das mag günstig erscheinen. Doch es ist nicht fern vom Markt. Außerhalb der EU kann man Ware schließlich ganz offiziell für 42 Cent das Watt kaufen.

Bedeutung für Modulpreise im Allgemeinen
Was bedeutet das für die Modulpreise, die auf dem Markt vorherrschen? Unsere Abschätzung gilt für ein verhältnismäßig kleines Volumen in einer kleinen Fabrik. Die großen Hersteller haben eine Modul-Produktionskapazität, die 20 bis 50 Mal größer ist, sodass Skaleneffekte die Kosten senken. Dagegen stehen höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung, Vertrieb und Overhead. Je kleinteiliger das Geschäft, umso höher sind naturgemäß die Preise.

Für Hersteller bietet sich daher in der Regel eine Mischkalkulation an. Ein Teil der Produktionsvolumen wird zu höheren Preisen, ein anderer Teil zu niedrigeren Preisen abgegeben. Wie bei den Fluglinien verändert sich der Preis: Erst werden Module teuer verkauft, am Ende werden die Lücken der nicht verkauften Produktionszeiten fast zu Selbstkosten verscherbelt. Das wird den chinesischen Herstellern und ihren Kunden derzeit nur durch den Mindestpreis für Importe in die EU verwehrt, der bei 56 Cent und damit 25 Prozent über dem von uns abgeschätzten Preis liegt.

Wenn Großhändler dazwischengeschaltet sind, benötigen auch diese natürlich eine weitere Marge, um Logistik, Beratung und weitere Unterstützung von Installateuren zu finanzieren. Daher ist es auch nicht möglich, einen einzigen Preis für ein Modul anzugeben, der immer gilt. Wie eben der Mindestpreis. (Karl-Heinz Remmers, zusammengefasst von Michael Fuhs)
Die Kalkulation des Projektmoduls stellen wir in einemDebattenbeitrag zur Diskussion.
Was ist Ihre Einschätzung, wie günstig sich ein nachhaltig produziertes Modul verkaufen lässt? Wir freuen uns über eine Email an:feedback@pv-magazine.com (Stichwort: "Modulpreis")

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