Gastkommentar zur Kampagne: Hitze treibt Stromkosten – Sonnenenergie stresst Netz

Teilen

Jüngst wurde ein Artikel mit der Botschaft "Hitze belastet Stromnetze – Solarstrom ist Schuld!" in ganz Deutschland seitengroß in allen Medien platziert – vom Fernsehen bis zur kleinsten Lokalzeitung. Fällt Ihnen etwas auf? Wer hat die Macht für so eine Medienkampagne?

So heißt es darin unter anderem: Solarstrom "verstopfe" Stromleitungen. Den Verbraucher werde es teuer kommen. Zahlreiche netzstabilisierende Eingriffe seien nötig wegen eines "immensen Anstiegs an Sonnenstrom".

Dazu die Fakten:

1.  Der Sommer ist die Saison von Solarstrom – das ist natürlich und einfach planbar. Es kommt bei Hitze aber nicht mehr Photovoltaik-Strom, sondern etwas weniger.

2.  Die Hitze gefährdet die Kühlung konventioneller (Atom-/Kohle-)Kraftwerke. In Polen, aber auch in Deutschland. So musste etwa das AKW Brokdorf bereits gedrosselt werden. Das Atomkraftwerk Grohnde stand im Juli kurz vor der Notabschaltung mangels Kühlwasser. Gott sei Dank haben wir da eine funktionierende Photovoltaik, die kein Kühlwasser braucht und keine Flüsse fast zum Kochen bringt, sondern einfach nur zuverlässig Bevölkerung und Wirtschaft verbrauchernah mit Strom versorgt.

3.  "Immenser Anstieg an Sonnenstrom" – woher sollte er kommen?
Seit der Kahlschlagpolitik der Union mit wechselnden Juniorpartnern werden in Deutschland kaum noch große Solarstromanlagen gebaut. Und die bereits vorhandenen haben auch bisher schon Sonnenstrom produziert. Wo liegt also die Dramatik, wie sie der "Bericht" zu vermitteln versucht?

4.  Hohe Kosten für Verbraucher?
Ja, es wird hohe Kosten für Verbraucher geben. Aber nicht etwa, weil der aktuelle Fördersatz für große Solarstromanlagen mit rund 8,5 Cent/Kilowattstunde so teuer wäre. Vielmehr bekommen die Energiekonzerne viel Geld für Ihre Kraftwerke – ob sie laufen oder nicht. Dieses politische Zugeständnis an die Atom-Kohle-Lobby führt dazu, dass unter den Hauptnutzen der Energiewende, nämlich einer zuverlässigen, nachhaltigen und kostengünstigen Versorgung mit Energie der wirtschaftliche ins Leere läuft. Etwa so, wie wenn Sie trotz Sommerhitze Ihren Heizöllieferanten für nicht verbrauchtes Öl bezahlen müssten. So einen Vertrag schließt wohl kein normaler Mensch ab!
— Der Autor Florian Kipp ist Inhalber von Kipp-Solar. Mehr unterwww.kipp-solar.de —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Frankreich senkt Einspeisetarife für Photovoltaik-Anlagen bis zu 500 Kilowatt weiter ab
25 Juli 2024 Mit der Anwendung des Notfalldegressionskoeffizienten verzeichnen die Fördersätze in den Segmenten bis 500 Kilowatt im dritten Quartal einen weiteren...