Crowdfunding-Plattformen: Fragen und Antworten

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Den Einleitungstext "Kleine schaffen Großes" finden Siehier.

1. Ist es eigentlich vollkommen irrational, in der heutigen Wirtschaftswelt jemandem zu vertrauen?

Experten lachen gerne kurz auf, wenn man ihnen diese Frage stellt. Doch sie geht an den Kern des Problems. Wenn man sein Erspartes nicht in Form von Goldstücken unter dem Kopfkissen aufheben will, muss man jemandem vertrauen. Bei Sparguthaben geht es am einfachsten, da es dafür die Einlagensicherung gibt. Allerdings sind die Zinsen sehr gering. Bei den meisten anderen Geldanlagen gibt es solch eine Sicherheit nicht und es ist etwas mehr Vertrauen in die Geldempfänger nötig.

Das sieht auch Thomas Pfister, Referent nachhaltige Geldanlagen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, so. „Wir sagen vor allem, vertrauen Sie niemandem blind und investieren Sie nur in Produkte, die Sie auch verstehen“, erklärt er. Wenn man nicht genau nachvollziehen kann, was der Projekthalter macht oder wie die Finanzierung ist, oder wenn man „ein ungutes Gefühl hat“, sollte man die Finger von einer Geldanlage lassen.

Eine messbare Größe zur Abschätzung, wie viel Vertrauen man haben kann, liefert der sogenannte Track Record eines Emittenten oder einer Plattform. Wenn diese schon länger im Geschäft sind und die Projekte in der Vergangenheit gut liefen, fällt es leichter, Vertrauen zu fassen. Da haben es ältere Unternehmen einfacher als jüngere. Diese müssen dann unter Umständen mehr tun, um zu überzeugen, und anfangs eventuell höhere Renditen bieten, um Investoren zu finden. Eine Sicherheit bietet der Track Record natürlich nicht.

Was Crowdfunding angeht, sieht das die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sehr differenziert. „Wir raten grundsätzlich nicht davon ab“, sagt Pfister. Bei Crowdinvesting könnten Anleger schon mit vergleichsweise geringen Beträgen einsteigen, wodurch das Verlustrisiko auf einen kleinen Betrag begrenzt werden kann. „Allerdings handelt es sich um eine riskante Form der Geldanlage mit einem Totalverlustrisiko.“ Was das bedeutet, finden Sie unter Punkt 3.

Ein Blick auf die Crowdfunding-Plattformen zeigt, dass darauf sehr unterschiedliche Projekte zur Finanzierung zu finden sind. Für die Sicherheit der Geldanlage dürfte am Ende weniger entscheidend sein, welche Plattform man nutzt, sondern ob das jeweilige Projekt gut ist. Die Gretchenfrage ist, wie man das als Kleinanleger herausbekommt. Die Plattformen betonen in diesem Zusammenhang immer wieder, dass sie Transparenz schaffen, da man die Projekthalter leicht kontaktieren und nach allem, was man wissen will, befragen könne. Ob man es auch einschätzen kann, steht auf einem anderen Blatt. Ein Vorteil des Crowdfundings ist, dass man das Geld und damit das Risiko sehr gut streuen kann, da die Mindestsummen, die angelegt werden können, relativ gering sind.

2. Zum Teil wird Kleinanlegern die Investition in Form von sogenannten nachrangigen Darlehen angeboten. Was bedeutet das?

Das ist bei den diversen Anbietern von Investitionsmöglichkeiten für Kleinanleger ein Kredit zur Finanzierung von Anlagen, der über eine bestimmte Laufzeit zurückgezahlt wird. Wenn alles gut geht, ein Projekt gut aufgestellt ist und technisch funktioniert, spielt das Wörtchen „nachrangig“ keine Rolle. Das wird relevant, falls die Betreibergesellschaft für die Solaranlage in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät und insolvent geht.

Bei einem nachrangigen Darlehen akzeptiert der Investor im Kreditvertrag, dass er im Falle einer Insolvenz erst nach allen anderen Gläubigern, die nicht solch eine Nachrangigkeit unterschrieben haben, sein Geld oder Teile davon zurückbekommt. Nicht nachrangige Gläubiger sind in der Regel Banken und zum Beispiel auch Lieferanten.

Daher weisen Plattformen, die nachrangige Darlehen vermitteln, darauf hin, dass es zum Totalverlust der Geldanlage kommen kann, ein Punkt, den auch die Verbraucherzentrale immer wieder erwähnt. Das ist so ein bisschen wie beim Beipackzettel von Arzneien, der vor Nebenwirkungen warnt. Bei den nicht nachrangigen Kreditgebern ist ein Totalverlust unwahrscheinlicher. Sie werden zumindest anteilig aus der Insolvenzmasse eines Unternehmens kompensiert, allerdings kann dieser Betrag auch niedrig sein.

Der Investor bekommt als Kompensation für das höhere Risiko bei einem nachrangigen Darlehen in der Regel eine höhere Verzinsung, als die Bank für ein nicht nachrangiges Darlehen haben will. Diese höhere Verzinsung muss wiederum der Projekthalter finanzieren. Da stellt sich die Frage, wieso er das tut, anstatt bei der Bank anzuklopfen (siehe auch Punkt 8).

3. Wie sieht eine typische Finanzierung mit einem Nachrang-Darlehen aus?

Eine typische Finanzierung, bei der der Projekthalter auf eine maximale Rendite für sich optimiert, kann etwa so aussehen: Eine Betreibergesellschaft finanziert eine 500-Kilowatt-Solaranlage. Eine Bank schätzt in der Regel ab, bis zu welchem Anteil die Investitionskosten durch die Einnahmen verhältnismäßig sicher gedeckt werden. Bei Photovoltaikanlagen könnte sie etwa die Modulleistung, die der Modulhersteller garantiert, und die daraus zu erwartenden Einnahmen aus der Einspeisevergütung als Basis heranziehen.

Aufgrund dieser Abschätzung finanziert die Bank dann zum Beispiel 80 Prozent der Investition mit einem relativ günstigen Kredit. Derzeit sind – je nach Projekt – Zinsen von unter zwei Prozent möglich.

Von den restlichen 20 Prozent finanziert der Projekthalter dann zum Beispiel weitere fünf Prozent über nachrangige Darlehen. Diese sind für ihn etwas teurer als Bankkredite, aber billiger als die Verzinsung, die er für sein Eigenkapital erwartet. Je größer der über Darlehen finanzierte Anteil an der Investition ist, umso größer wird die Rendite auf den Eigenkapitalanteil. Daher wollen Projekthalter, wenn sie auf eine hohe Rendite optimieren, einen möglichst hohen Finanzierungsanteil über Kredite und Darlehen. Da der Anleger eines nachrangigen Darlehens in der Gläubigerrangfolge nach der Bank steht, ist das Risiko dieser Darlehen umso größer, je mehr nicht nachrangiges Fremdkapital in einer Projektfinanzierung steckt.

4. Bei vielen Bürgerenergiegenossenschaften geben Kleinanleger keine nachrangigen Darlehen, sondern Eigenkapital. Was bedeutet das?

Wer Eigenkapital gibt, wird Anteilseigner an der Betreibergesellschaft. Anteilseigner tragen das höchste Risiko, da sie bei einer Insolvenz als Letztes Geld zurück bekommen. Das ist aber nur die Theorie. In der Praxis sieht es bei vielen Bürgerenergiegenossenschaften anders aus.

Nach einer Studie der Leuphana Universität im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien werden 18 Prozent der Bürgerenergiegenossenschaften mit mehr als 90 Prozent Eigenkapital finanziert, also fast ohne Darlehen. Das ist eine bewusste Entscheidung, die zwar die Rendite reduziert, aber ebenso das Risiko. Im Fall einer Insolvenz halten weniger Gläubiger mit Vorrang vor den Anteilseignern die Hand auf. Im Grenzfall, dass es kein Fremdkapital gibt, ist das Eigenkapital nicht wirklich riskanter als ein Darlehen. Dann dürfte allerdings auch die Rendite nicht mehr deutlich höher sein.

Die Studie gibt auch einen Hinweis darauf, was der Grund für diese bewusste Entscheidung ist, auf Rendite zu verzichten. Viele Bürger seien nämlich nicht durch eine besonders hohe Rendite motiviert, zu investieren. Wichtiger seien ihnen Umweltschutz, Energiewende, regionale Wertschöpfung und Teilhabe.

Die Teilhabe ist für Kleinanleger wiederum möglich, wenn sie in das Eigenkapital investieren. Sie bekommen dann auch viel mehr Informationen als diejenigen Kleinanleger, die nachrangige Darlehen geben. Sie können beispielsweise auch über die Verwendung der Gewinne mitentscheiden, was die Sicherheit einer Geldanlage erhöhen kann. Ein anderer Punkt, der sich positiv auf die Sicherheit der Finanzierungsmodelle der Genossenschaften auswirken dürfte, ist die Kontrolle durch den Genossenschaftsverband. „Die Sicherheit wird auch in den Insolvenzstatistiken des Statistischen Bundesamtes ganz deutlich. Darin weisen Genossenschaften die mit Abstand geringste Insolvenzquote auf und sind anhand der Schadenssumme die risikoärmste Anlageform“, sagt Rainer Doemen, Pressesprecher der Freunde von Prokon. Die Freunde von Prokon wollen aus dem insolventen Unternehmen die größte Genossenschaft im Energiebereich machen, die aus den bisherigen 75.000 Genussrechtsinhabern besteht.

Thomas Pfister von der Verbraucherzentrale betont, dass es auch bei Genossenschaften ein Totalverlustrisiko gibt. Er bestätigt aber auch, dass sie sich als eine robuste Gesellschaftsform erwiesen hätten und die Insolvenzquote sei gering.

5. Die Plattformen bieten unterschiedliche Finanzierungsmodelle. Aber was unterscheidet denn zum Beispiel nachrangige Darlehen von Forderungsverkäufen?

Leih deiner Umwelt Geld und Econeers sind Plattformen für nachrangige Darlehen zur Finanzierung von Projekten. Je nach Projekt kann so noch weiteres Fremdkapital eingeworben werden. Es gibt auch Projekte, bei denen kein zusätzliches nicht nachrangiges Fremdkapital geflossen ist. Bei diesen reduziert sich damit der größte Nachteil der nachrangigen Darlehen.

Greenxmoney sieht beim ersten Blick auf die Website ähnlich aus, vermittelt aber keine nachrangigen Darlehen, sondern sogenannte Forderungsabtretungen. Diese sind nicht nachrangig. Die Projekthalter, die bei Greenxmoney Projekte einstellen, haben dadurch aber voraussichtlich nicht die Möglichkeit, zusätzlich nicht nachrangige Bankkredite in Anspruch zu nehmen. Außerdem ist es bei Greenxmoney möglich, die Anlagen zu handeln. Das kommt den Kleinanlegern entgegen, die vor Ende der Laufzeit Geld benötigen. Dazu ist es allerdings nötig, dass es auch Kauf- und Verkaufsinteressierte gibt.

Die Plattformen unterscheiden sich unter Umständen auch in der Art und Weise, wie sie die Projekte evaluieren, bevor sie sie auf ihren Webseiten einstellen. Das ist deutlich schwerer fassbar, als es die formalen Finanzierungsdaten sind. Die Plattformen reden teilweise nicht gerne darüber, da sie nicht das Risiko eingehen wollen, eventuell haften zu müssen.

Eueco nimmt unter den Plattformen eine Sonderrolle ein. Es ist nicht direkt eine Plattform für Kleinanleger. Es richtet sich vielmehr an Projekthalter und bietet diesen die Möglichkeit und Technologie, sowohl nachrangige Darlehen als auch Eigenkapitalbeteiligungen für Kleininvestoren im Internet einzuwerben und abzuwickeln. Leih deiner Umwelt Geld bietet zusammen mit der Muttergesellschaft Crowd Desk Ähnliches an.

Hauptsächlich für die Projekthalter, die refinanzieren wollen, ist relevant, dass unterschiedlich hohe Gebühren für die Vermittlung des Crowdfundings anfallen. Je höher diese sind, desto geringer ist die Rendite, die man den Anlegern bieten kann.

6. Sind von Banken aufgelegte Fonds eine Alternative?

Es gibt etliche größere Fonds, in die auch Kleinanleger investieren können. Das geschieht auch oft durch nachrangige Darlehen. Von daher besteht kein wesentlicher Unterschied beim Risiko im Vergleich zu den Crowdfunding-Webportalen.

Unter Umständen werden die Anlagen besser begutachtet, bevor sie Anlegern angeboten werden. Beim dem Fonds Solarpark Walddrehna, den die Umweltbank verkauft, wurden etwa zwei unabhängige Ertragsgutachten erstellt. Das Solarkraftwerk ist mit 59,81 Megawatt so groß, dass mehr Aufwand in die Evaluation investiert werden kann.

Außerdem unterliegen diese Fonds der Aufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen Bafin und der Prospektpflicht. Das bedeutet, die Anbieter müssen ihre Fonds in einem genau geregelten Format darstellen. Die Crowdfunding-Projekte sind davon auch nach dem neuen Kleinanlegerschutzgesetz, das im April verabschiedet wurde, unter bestimmten Bedingungen ausgenommen. Sie müssen nur eine Art vereinfachten Beipackzettel, das Vermögensanlageninformationsblatt, mit wesentlichen Produkteigenschaften veröffentlichen.

Jamal El Mallouki von der Crowdfunding-Plattform Leih deiner Umwelt Geld stellt aber in Frage, ob Fonds oder Finanzprodukte der Banken wesentlich sicherer sind, sofern es sich um nachrangiges Kapital handelt. Die Finanzaufsicht, der sie unterliegen, evaluiere ja nicht die Sicherheit der Projekte, sondern ihre Darstellung. Diese und die Verbraucherschutzinformationen seien aus seiner Sicht aber zum Beispiel auch bei Leih deiner Umwelt Geld ausreichend.

Verbraucherzentralen-Experte Thomas Pfister sieht einen möglichen Vorteil der großen Anbieter im längeren und größeren Track Record, also den nachweisbar gut gelaufenen Anlagen in der Vergangenheit. Dies sei jedoch längst keine Garantie für den Erfolg eines Projektes. „Um Projekte besser zu verstehen, kann ein ausführlicher Prospekt für die Anlageentscheidung hilfreich sein“, erklärt er. Scheitert ein Projekt, bestehe dann die Möglichkeit, über eine nachgewiesene Falschberatung oder über die Prospekthaftung den finanziellen Schaden für Anleger zu begrenzen. Am Ende erweise sich aber beides oft als sehr schwierig.

7. Unterstützen Crowdfunder die Idee der Bürgerenergie oder sind sie einfach nur Investoren?

Diese Frage ist schwer zu beantworten. Der Begriff der Bürgerenergie ist nicht geschützt, und jeder versteht etwas anderes darunter.

Die Plattformen, auf denen man Anleihen kaufen kann, sehen sich selbst in der Rolle von Vermittlern für Bürgerenergieprojekte. Jamal El Mallouki von Leih deiner Umwelt Geld begründet das unter anderem damit, dass sein Unternehmen auch Veranstaltungen in der realen Welt macht. Er und seine Mitarbeiter organisierten Begehungen und Ortstermine, um die Investoren und die Verkäufer einander näherzubringen. „Wir verringern die Marketing-, Vertriebs- und Verwaltungskosten für kommunale Projekte um 85 Prozent“, sagt er. Deswegen sei es doch unerheblich, ob die Vermittlung online oder offline stattfinde. Murat Sahin von Greenxmoney fügt dem Argument noch eine regionale Komponente zu. Wenn es ein Projekthalter wünscht, kann ein Wattpapier zunächst nur für Kleinanleger einer bestimmten Region angeboten werden.

Fabian Zuber vom Bündnis Bürgerenergie hält die Möglichkeit der Teilhabe an der Energiewende für den Kern der Bürgerenergie. So erhöhe die Mitbestimmung auch die Akzeptanz der Projekte. Dabei kommen unterschiedliche Formen der Teilhabe in Frage. So unterscheidet auch die Studie der Leuphana Universität Bürgerenergie im engeren Sinne von der im weiteren Sinne. Im engeren Sinne sind die finanzielle Beteiligung von Bürgern mit Eigenkapital, die Regionalität und eine Beteiligungsquote, bei der die Bürger mehr als 50 Prozent der Genossenschaft halten, charakteristisch für Bürgerenergie. Im weiteren Sinne könnten Bürgerenergieprojekte aber auch bei einzelnen Charakteristika davon abweichen.

8. Wieso nutzen Projekthalter teilweise lieber Crowd-Finanzierung mit nachrangigen Darlehen als Bankdarlehen und warum ist es sinnvoll, danach zu fragen?

Im Prinzip sind Bankkredite derzeit günstiger als eine Finanzierung über nachrangige Darlehen, auf die Projekthalter vier bis fünf Prozent Rendite zahlen müssen. Wenn ein Unternehmen für ein Darlehen höhere Zinsen als auf der Bank bezahlt, so muss es Gründe dafür geben. Anleger sollten darauf achten, ob es im Projekt selbst liegende Gründe gibt, die es riskanter machen, so dass Banken nicht bereit sind, günstige Kredite zu geben. Das ist eine mögliche Messlatte für die Frage, ob ein Projekt gut ist. Dann muss man sich selbst überlegen, ob man das Risiko als Crowdfunder tragen will.

Ein Grund dafür, dass Banken nicht mehr oder nur mit niedrigeren Fremdkapitalanteilen finanzieren wollen, können zum Beispiel nicht mehr valide Garantien für die verbauten Module sein. Ein anderer Grund kann sein, dass Banken bereits einen hohen Kredite in ein Projekt gegeben haben. Sie schätzen eine Art Worst-Case-Szenario für den zu erwartenden Ertrag ab, bestimmen daraus die maximale Kredithöhe und wollen nicht mehr Geld geben, weil ihnen das Risiko zu hoch wird (siehe Punkt 3).

Beteiligte nennen mehrere Gründe, warum es trotz der höheren Zinsen für Projekthalter auch bei gut geplanten und erfolgversprechenden Photovoltaikanlagen sinnvoll sein kann, Crowdinvesting statt Bankkredite in Anspruch zu nehmen: Je nach Struktur des Unternehmens, wenn Projekte zum Beispiel nicht in eigene Projektgesellschaften ausgegliedert sind, werden Bankenfinanzierungen schwierig. Das ist zum Beispiel bei der Bürgersolaranlage auf der Sporthalle in Badenstedt der Energiegenossenschaft Energiegewinner der Fall. Sie finanziert sich deshalb über Leih deiner Umwelt Geld.

Bei dem über Econeers abgewickelten Projekt von DZ-4 war es zum Beispiel aus strukturellen Gründen kaum anders möglich, als über Crowdfunding Geld zu sammeln. DZ-4 wollte Anlagen finanzieren, die auf 28 Dächer verteilt sind und bei denen die Einnahmen zum Teil nicht über die Einspeisung, sondern über Eigenverbrauch fließen. Da es dabei für Banken etliche neue Risiken gibt, sei die Darlehenssumme niedriger ausgefallen, als es mit dem Crowdfunding möglich war. Außerdem habe es schon eine relativ große Crowd gegeben, etwa Menschen, die zur Miete wohnen und die sich beteiligen wollten. Denen habe DZ-4, so Geschäftsführer Tobias Schütt, etwas zurückgeben wollen.

„Die Entscheidung bezüglich einer Finanzierung ist immer eine Entscheidung über ein Gesamtpaket“, sagt Tobias Schütt. Er nennt als weitere Aspekte, die eine Rolle spielen, die Darlehenshöhe, die Transaktionskosten, den Prüfungsumfang, die Besicherung der Anlage und die Berichterstattungsverpflichtung während der Laufzeit. Außerdem, manchmal gehe das Crowdfunding einfach viel schneller.

Portraits der Plattformen

Eueco – www.eueco.de

Das Münchner Unternehmen Eueco richtet sich nach eigener Darstellung „an Initiatoren der Energiewende wie Landkreise, Kommunen, Stadtwerke, Genossenschaften und Unternehmen“. Es bietet ihnen an, „Bürgerfinanzierungsmodelle in der Bevölkerung zu verankern“. Dabei sei es egal, ob eine Bürgerenergiegenossenschaft Mitglieder einwerben wolle, die Eigenkapital geben, oder ein Stadtwerk ein nachrangiges Darlehen.

Konkret ist damit gemeint, dass Eueco seine Kunden unter anderem zur Strukturierung von Bürgerbeteiligungsprojekten berät und die Technologie für die Projektabwicklung übernimmt. Zum Beispiel wirbt sein Unternehmen, so Matthias Schuppenhauer, bei Eueco für Marketing & Social Media zuständig, das Kapital standardisiert und webbasiert ein und erstellt Zins- und Steuerbescheinigungen. Die Prozesse seien hochautomatisiert, was die Verwaltungskosten für den Projektinitiator um bis zu 80 Prozent senke. Anders als die anderen Dienstleister nimmt Eueco aber nicht unter seinem eigenen Namen Kontakt mit den Kleinanlegern auf. Die Kunden nutzen die IT-Lösung von Eueco, um darüber die Bürger zu erreichen. Auf die Frage, wie sicher die Geldanlagen sind, schreibt Eueco, das hänge vom Initiator der Bürgerbeteiligung ab.

Leih deiner Umwelt Geld – www.leihdeinerumweltgeld.de

Leih deiner Umwelt Geld will nach eigener Aussage „Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit einer Geldanlage mit höchster Transparenz, sozialem Mehrwert und attraktiver Verzinsung“ geben. „Parallel erhalten Projektträger wie Kommunen, kommunale Unternehmen oder privatwirtschaftliche Unternehmen Zugang zu einer wirtschaftlichen und gesellschaftsförderlichen alternativen Finanzierungsquelle.“

Dazu vermittelt das Portal online sogenannte nachrangige Darlehen an Energieprojekten ab 50.000 Euro. Nach Aussage von Geschäftsführer Jamal El Mallouki wurden insgesamt bereits Projekte mit über zwei Millionen Euro abgewickelt. Anleger können mit einem Mindestbetrag von 100 Euro einsteigen. Die Gebühren liegen bei maximal 0,75 Prozent einmalig bei Projektbeginn und bis zu 0,75 Prozent pro Jahr. Das sei aber bei den angezeigten Renditen bereits eingepreist. Diese lagen bei den bisher finanzierten Darlehen zwischen 4 und 7,4 Prozent. Eine Prospektpflicht gebe es für sie nicht.

Für den Projekthalter bieten El Mallouki und sein Team die gesamte Abwicklung der Finanzierung an. Auch für die Kleinanleger bieten sie einen Service. Falls die Zahlungen des Projekthalters einmal ausfallen sollten, kümmert sich Leih Deiner Umwelt Geld darum, wenn die Kleinanleger das wollen.

Bevor eine Anlage aufgenommen wird, überprüft das Unternehmen nach Aussage von El Mallouki unter anderem die Plausibilität der Wirtschaftlichkeitsberechnung und besichtigt die Anlage vor Ort.

Den Service von Leih deiner Umwelt Geld kann man zusammen mit der Muttergesellschaft Crowd Desk auch als White-Label-Lösung für Unternehmen und Energiegenossenschaften für verschiedene Finanzierungsarten kaufen. Leih Deiner Umwelt Geld wickelt dann die Geschäfte ab, tritt aber nach außen nicht auf.

Econeers – www.econeers.de

Econeers will „Investitionen in Energiewende-Projekte in Deutschland stärken“ und zukunftsträchtigen grünen Projekten eine „Plattform und Methode zur Finanzierung bieten“, wie auf der Website heißt. Investoren könnten so „in einer Art Bürgerbeteiligung transparent und fair an der Wertschöpfung der Energiewende teilhaben“.

Die Plattform vermittelt privates Kapital in Form von nachrangigen Darlehen für Energieprojekte. „Diese müssen nachhaltig sein, also einen Beitrag zum Umweltschutz und einer sauberen Energieversorgung leisten“, sagt Michael Brey, Unternehmenssprecher bei Econeers. Über die Plattform wurden nach seiner Aussage seit ihrer Gründung im Oktober 2013 bereits rund 2,8 Millionen Euro eingesammelt.

Der Projekthalter zahlt als Gebühren zwischen fünf und acht Prozent der eingeworbenen Summe. Für Investoren, die Summen zwischen 250 Euro und 10.000 Euro anlegen können, fallen keinerlei Gebühren an. Durchschnittlich werden bei Solarprojekten 1.340 Euro investiert.

Anders als bei einigen anderen Plattformen gibt es bei Econeers eine Fundingschwelle. Wenn diese nicht erreicht wird, bekommen alle Investoren ihr Geld zurück. „Wir legen viel Wert darauf, die Fundingschwelle für unsere Investoren transparent darzustellen“, schreibt Brey. Sie sei so festgelegt, dass ein Projekt erst ab dieser Schwelle erfolgversprechend sei.

Tranparent ist Econeers auch bei der Finanzierung der eingestellten Projekte. Bei dem Solarpark Langenbogen ist zum Beispiel angegeben, dass ein Großteil, nämlich 2,3 von 2,8 Millionen Euro Gesamtvolumen, über Fremdkapital in Form von Sparkassen-Darlehen finanziert wurde. 500.000 Euro kamen als Eigenkapital vom Errichter. Diese könnten bei diesem Projekt maximal über Crowdfunding finanziert werden. Auf die Frage, was Econeers verlangt, bevor ein Projekt aufgenommen wird, erklärt Brey, dass formale Kriterien erfüllt sein müssen.

Greenxmoney – www.greenxmoney.com

Die Macher von Greenxmoney bezeichnen als ihr Ziel, „jederzeit für jedermann Investitionen in grüne Energiegewinnung zu ermöglichen“. Bei Greenxmoney kann man ab 500 Euro in Wind- und Solaranlagen investieren. Dafür bekommt man allerdings kein nachrangiges Darlehen, sondern ein so genanntes Wattpapier.

Das ist eine vertraglich garantierte Abtretung der Einspeisevergütung (formal ein Forderungskaufvertrag), die der Netzbetreiber zahlt und die laut Geschäftsführer Murat Sahin zwei Vorteile gegenüber nachrangigen Darlehen hat: sie seien sicherer und auf ihrer Plattform handelbar. Wenn es Kaufinteressierte gibt und sich der Markt entwickelt, ist man also nicht mehr an die Laufzeit der Geldanlage gebunden.

Projekte werden ab einem Volumen von 10.000 Euro angenommen. Für den Anlagenanbieter kostet das zwei Prozent und für den Geldanleger 1,5 Prozent der gehandelten Wattpapier-Summe. Die zusätzlich fällige Treuhänder-Verwaltungsgebühr von 0,4 Prozent pro Jahr ist in der angegebenen Rendite eingepreist. Bei den bisherigen Projekten liegt diese zwischen 4,41 und 4,93 Prozent. Die durchschnittliche Investition pro Investor liegt bei 3.500 Euro. Wer Wattpapiere kauft, kann sich diese in einem individuellen „virtuellen Kraftwerk anzeigen und seine persönliche Energiebilanz darstellen lassen“.

Projekthalter, die Wattpapiere ausgeben, können vermutlich meist keine zusätzlichen Bankkredite bekommen.

Ein Wattpapier ist im Insolvenzfall sicherer als ein nachrangiges Darlehen. Ob es zur Insolvenz kommt, hängt jedoch vom einzelnen Projekt ab. Geschäftsführer Thorsten Blumenthal erklärt, dass sie, um das Vertrauen zu erhöhen, bei einem neuen Projekt als Erstes den Anbieter kennenlernen und das Konzept erläutern. Dann klären sie die Ertragsdetails, lassen sich bei größeren Anlagen den Grundbucheintrag zeigen und berechnen, wie viele Papiere zu welcher Rendite ausgegeben werden können. Dabei berücksichtigen sie Betriebsführung und einen Puffer für Ertragsschwankungen.

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