Preisanstieg bei asiatischen Modulen hält an – Mindestpreisbefürworter holen zum nächsten Schlag aus

Teilen

Wie bereits erwartet, steigen die Preise asiatischer Produkte auch im April unaufhaltsam weiter. Allein die Modulpreise der wenigen noch existierenden deutschen und europäischen Photovoltaik-Hersteller scheinen seit Jahresanfang festzementiert zu sein. Der leichte Preisanstieg im unteren Preissegment, welches vor allem durch in Deutschland produzierende Hersteller wie Heckert und Astronergy angeführt wird, steht ein Nachlassen der Preise im oberen Preissegment entgegen. Gleichzeitig gelingt es den Produzenten jedoch, immer mehr Leistung auf gleicher Fläche unterzubringen. Mittlerweile gehören 260 bis 270 Wattpeak bei einem 60-zelligen Modul bereits zum Standard, Tendenz weiter steigend. Höhere Leistungen pro Fläche werden momentan nur mit Heterojunction-Zellen (HIT-Zellen) in Modulen von Panasonic und Silevo, n-Typ-Zellen bei LG oder Rückseitenkontakt-Zellen bei BenQ und Sunpower erreicht, welche dann aber auch deutlich kostenintensiver sind als der Durchschnitt.

Die Restriktionen der EU-Kommission in Kombination mit umfangreichen Kontrollen der Zollbehörden haben dazu geführt, dass immer weniger kostengünstige Ware aus China und Taiwan auf den europäischen Markt kommt. Auch die erneute Anhebung des Mindestimportpreises scheint langsam Wirkung zu zeigen, so dass die leichte Erholung des Euro-Wechselkurses im April zu keinem Gegensteuern bei den Modulpreisen führte. Dadurch wird der Bau ökonomisch interessanter Photovoltaik-Projekte zunehmend erschwert. Man darf gespannt sein, auf welche Produkte und Herkunftsregionen die Gewinner der kürzlich beendeten ersten Ausschreibungsrunde für deutsche Großprojekte setzen und wann sie mit der Realisierung starten werden. Die aktuelle Preisentwicklung spricht zumindest gegen einen kurzfristigen Baubeginn.

Nun hat die vom deutschen Hersteller Solarworld initiierte und dominierte Vereinigung EU Prosun auch noch eine neue Beschwerde gegen chinesische Hersteller eingereicht. Vorstandschef Frank Asbeck will mit allen Mitteln verhindern, dass das geltende Undertaking mit Mindestimportpreisen und Einfuhrbeschränkungen zum 7. Dezember 2015 ausläuft. Vielmehr soll schnell eine Anschlussregelung her, die einen zu erwartenden Preisrutsch verhindert. Dass derartiger Protektionismus der europäischen Branche eher schadet, als nützt und die Marktentwicklung lähmt, hat zumindest die EPIA mittlerweile festgestellt und eine Abschaffung aller Marktbeschränkungen gefordert. Dem kann man sich nur uneingeschränkt anschließen!

Dass es durch einen Zusammenschluss europäischer Hersteller mit ähnlichen Antisubventions-Aktivitäten gegen die USA zur Verhinderung eines Preisdumpings bei Energiespeichern kommt, wovonKarl-Heinz Remmers in seinem Kommentar kürzlich augenzwinkernd berichtete, ist unwahrscheinlich. Zumindest wird diese Allianz sicher nicht durch Solarworld angeführt werden, denn Asbeck verdient gutes Geld in den USA, unter anderem auch durch eine subventionierte Modulfertigung. Man sägt nicht an dem Ast, auf dem man sitzt. In China scheint hingegen der Baum, auf dem sich die Befürworter von EU Prosun niederlassen könnten, noch nicht einmal gepflanzt worden zu sein. So lässt sich leicht ein Feindbild ausmachen, gegen das man seinen jahrelang aufgestauten Hass dauerhaft richten kann. Die Absurdität dieses Kampfes muss immer wieder aufgezeigt werden sowie eine gemeinsame Strategie dagegen entwickelt und umgesetzt werden – noch sind die Entscheidungen zur Zukunft der Mindestimportpreise nicht gefallen!
— Der Autor Martin Schachinger beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Photovoltaik und Regenerativen Energien im Allgemeinen. Er ist innerhalb der Photovoltaik-Branche bestens vernetzt, was nicht zuletzt auf sein kontinuierliches Engagement für die internationale Online-Handelsplattform für Solarkomponentenwww.pvXchange.com zurückzuführen ist, welche er 2004 zusammen mit zwei Partnern ins Leben rief. Dort wird ein breites Spektrum an Markenprodukten, Neu- und Gebrauchtware mit unterschiedlichsten Spezifikationen angeboten. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Frankreich senkt Einspeisetarife für Photovoltaik-Anlagen bis zu 500 Kilowatt weiter ab
25 Juli 2024 Mit der Anwendung des Notfalldegressionskoeffizienten verzeichnen die Fördersätze in den Segmenten bis 500 Kilowatt im dritten Quartal einen weiteren...