Schneller ist nicht gleich teurer

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Die etablierten Energie-Player scheinen das Steuer wieder fest im Griff zu haben, genauer gesagt die Geschwindigkeit der Energiewende. Denn kaum jemand diskutiert heute noch ernsthaft den Ausstieg aus den erneuerbaren Energien – der Fokus liegt auf der Geschwindigkeit des Ausbaus.

Bei der Geschwindigkeit gibt es drei Hauptaspekte: erstens die technischen Entwicklungsanforderungen an das Stromnetz, zweitens die strukturellen Umbauanforderungen an die bisher dominierenden Energiekonzerne und drittens die juristischen Anpassungsanforderungen. Dabei geht es sowohl um die nationale Ausgestaltung des EEG als auch dessen europäische Auswirkungen.

Es ist mir vollkommen klar, dass in einem föderalen Rechtsstaat wie der Bundesrepublik Deutschland, Entscheidungen über Stromnetze und die tatsächliche Realisierung nicht in sechs Monaten bewerkstelligt werden. Es ist auch klar, dass die Stromkonzerne nicht über Nacht ihr Geschäftsmodell umstellen können. Dass juristische Neuordnungen in lange Prozesse eingebunden sind, ist eine Binsenweisheit.

Dennoch gilt: für alle drei Aspekte gibt es Lösungen oder es wird bereits intensiv an Möglichkeiten gearbeitet, wie sie als Chancen für die Zukunft wirtschaftlich genutzt werden können. Dabei spielt Geschwindigkeit die zentrale Rolle. Mir geht es deshalb nicht darum, die zu lösenden Aufgaben zu diskutieren, sondern etwas aus dem Weg zu räumen, was deren Lösung behindert: die unselige Verquickung von „schnell“ und „teuer“.

Eine höhere Geschwindigkeit des Umbaus, also eine schnellere Realisierung der Energiewende, ist volkswirtschaftlich nicht zwingend mit höheren Gesamtkosten verbunden. Diese Scheinkorrelation wird aber immer und immer wieder in der öffentlichen und politischen Diskussion genutzt, um nun ein EEG durchzusetzen, das den deutschen Erneuerbaren-Energien-Markt abwürgt: Geschwindigkeit Null gleich Kosten Null.

Hier ist meiner Meinung nach die Hauptschwäche der Kommunikationsstrategie der Erneuerbaren-Energien-Branche. Wir haben dem Credo: „Wir müssen kleine Schritte machen, um die Kosten im Griff zu behalten“ nichts entgegenzusetzen. Vielmehr versuchen wir nachzuweisen, dass die Kosten pro Schritt gar nicht so hoch sind. Es wäre aber aufzuzeigen, dass eine schnellere Energiewende volkswirtschaftlich günstiger ist als eine langsame! Das Credo sollte daher lauten: „Beherzte Schritte sind kosteneffizienter als kleine“.

Wirtschaftsexperten wissen, vertane Chancen und ungenutzte Potenziale sind teuer und rächen sich insbesondere im internationalen Wettbewerb. Ich kenne kein deutsches Unternehmen, das sich nicht Gedanken darüber macht, wie die Themen Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit oder erneuerbare Energien für neue Geschäftsmodelle genutzt werden könnten. Allein der heimische Markt als Entwicklungstreiber wird ihnen unter den Füßen weggezogen. So baut man keine Geschwindigkeit auf und schon gar nicht einen Vorsprung. Danke, Herr Gabriel.

— Der AutorThomas Durant arbeitete mehr als zehn Jahre für namhafte Werbeagenturen und betreute Kommunikationsetats von Markenherstellern, KMUs und Ministerien, bevor er 2007 als Marketingleiter zu Energiebau Solarstromsysteme wechselte. Zur Zeit ist er als freier Berater tätig. —

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