Die Großdemonstration „Rettet die Energiewende – Sonne und Wind statt Fracking, Kohle und Atom!“ begann am Samstag um 13 Uhr am Berliner Hauptbahnhof. Die rund 16.000 Demonstranten umzingelten nach einer kleinen Runde durch die Stadt das Kanzleramt und fanden sich danach wieder vor dem Hauptbahnhof zur Abschlusskundgebung ein. Zur Demo hatten unter anderem Campact, Attac, Ausgestrahlt, Naturfreunde Deutschlands, Robin Wood, der Bundesverband Erneuerbare Energie und knapp 60 weitere Organisationen aufgerufen.
Ein Deckel für den Ausbau der erneuerbaren Energien darf nicht eingeführt werden, meint Sylvia Pilarsky-Grosch, Präsidentin des Bundesverband Windenergie (BWE). Man könne nicht die Energie ausbremsen, die am billigsten ist. Zu den Inhalten des Koalitionsvertrags sagte sie: „Wir müssen den Abgeordneten, die uns die Energiewende versprochen haben, jetzt Feuer unterm Hintern machen.“ Luise Neumann-Cosel, von der Anti-Atom-Organisation ausgestrahlt sagte: „Sie reden nur vom Automausstieg, um uns ruhig zu stellen.“ Es seien aber immer noch neun Atomkraftwerke am Netz und in der kommenden Legislaturperiode solle nur ein weiteres abgeschaltet werden. Man könne es aber nicht als Energiewende bezeichnen, wenn CDU und SPD weiter auf Atom- und Kohlekraftwerke setzen und gleichzeitig den Zubau der Erneuerbaren abwürgen.
Sozial- und Umweltverbände gemeinsam für die Energiewende
Christian Woltering vom Paritätischen Gesamtverband betonte, dass sich Umwelt- und Sozialbewegung in Zukunft nicht mehr auseinanderdividieren lassen. Oft würde es in den Medien so dargestellt, als ob die Sozialverbände die hohen Strompreise kritisieren und daher gegen einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren wären. Aber „die Sozialverbände wollen die Energiewende“, erklärt Woltering. Es müsse aber eine Energiewende sein, die niemanden auf der Strecke lässt. Die Probleme der einkommensschwachen Haushalte, die Schwierigkeiten haben, ihre Stromrechnung zu bezahlen, müssten seiner Meinung anders gelöst werden, als durch einen Ausbaustopp der Erneuerbaren. Er kritisierte zum Beispiel, dass Energieversorger im Winter einzelnen Haushalten den Strom abstellen können.
Buchautor und Journalist Franz Alt verglich während der Abschlusskundgebung die sehr hohen Förderkosten für Kohle- und Atomenergie, die über die Steuer abgerechnet werden, mit der vergleichsweise geringen Förderung für erneuerbare Energien, deren Kosten auf der Stromrechnung zu sehen sind. „Wir brauchen eine Beschleunigung der Energiewende und keine Halbierung des Zubaus der Erneuerbaren“, sagte Alt. „Unsere Kinder und Enkel werden uns verfluchen, wenn wir nicht so schnell wie möglich etwas ändern“ Laut Michael Müller vom Umweltverband Naturfreunde Deutschlands ist das größte Risiko ein „weiter so“. Er appellierte zudem an die Politiker und Akteure der Branche: „Kombiniert Erneuerbare auch mit Energieeffizienz und Energieeinsparung.“ Sonst werde die Energiewende aus seiner Sicht nicht funktionieren. (Mirco Sieg)
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