Atomstrom teurer als Solarstrom

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Seit Jahrzehnten wird uns das Märchen vom „billigen Atomstrom“ erzählt. Damit ist jetzt endgültig vorbei. Soeben wurde in England das erste neue Atomkraftwerk (AKW) seit 1996 genehmigt. Allerdings: Die Anlage von Hinkley Point rechnet sich nur, wenn die Betreiber je Kilowattstunde Atomstrom 11 Cent Vergütung für 35 Jahre vom Steuerzahler garantiert bekommen. Außerdem bürgt der britische Staat für das Gros der Investition in das AKW, das von chinesischen und französischen Investoren gebaut wird.
Damit ist britischer Atomstrom teurer als Solar- und Windstrom in Deutschland. Denn außer den 11 Cent Vergütung je Kilowattstunde gibt es in Großbritannien noch Jahr für Jahr einen vollen Inflationsausgleich.
Hinzu kommt: Die Einspeisevergütung für erneuerbare Energien gibt es in Deutschland 20 Jahre, aber die Vergütung für den neuen Atomstrom in Großbritannien 35 Jahre.
Zurzeit gibt es hierzulande für Photovoltaik-Großanlagen eine Vergütung von 9.88 Cent pro Kilowattstunde. Wie gesagt 20 Jahre lang und ohne Inflationsausgleich. Windmüller erhalten zurzeit sechs bis neun Cent je Kilowattstunde.
Vor etwa drei Jahren hatte die konservative britische Regierung noch angekündigt, zehn neue AKW bauen zu wollen. Davon sind jetzt noch zwei übrig geblieben.
Vor 20 Jahren waren weltweit noch 440 AKW in Betrieb, jetzt noch 390. In der EU wurden seit dem Jahr 2000 genau 43 AKW stillgelegt und nur drei neue gebaut. So sieht die vielbeschworene „Renaissance der Atomkraft“ wirklich aus.
Weltweit müssen in den nächsten 20 Jahren mehr als die Hälfte aller AKW stillgelegt werden – aus Alters- und Sicherheitsgründen. Neue Anlagen werden zwar geplant, aber kaum noch gebaut. Überall gibt es Widerstand dagegen – hauptsächlich in Finnland und Südkorea, aber auch in Frankreich, Russland und China.
Atomstrom wird immer teurer, Solar- und Windstrom immer preiswerter. Schon aus ökonomischen Gründen ist klar, wem die Zukunft gehört, aus sicherheits- und ökologischen Gründen sowieso. Deshalb ist heute, zweieinhalb Jahre nach Fukushima die Atomkraft in den meisten Ländern Europas geächtet.
Die Berliner taz schreibt zum Bau des neuen AKW in England zu Recht von einem „Reaktor als Bankrotterklärung“
– Der Autor Franz Alt ist Journalist, Buchautor und Fernsehmoderator. Er wurde bekannt durch das ARD-Magazin „Report“, das er bis 1992 leitete und moderierte. Bis 2003 leitete er die Zukunftsredaktion „Zeitsprung“ im SWR, seit 1997 das Magazin „Querdenker“ und ab 2000 das Magazin „Grenzenlos“ in 3sat. Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte aufwww.sonnenseite.com. Franz Alt schreibt dort regelmäßig. –

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