Anti-Dumpingzölle: Einigung in dieser Woche erwartet

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„Es wird weiterhin intensiv verhandelt mit dem Ziel, eine Lösung zu finden“, sagt Helene Banner, die Sprecherin von EU-Handelskommissar Karel de Gucht, auf Anfrage von pv magazine. Keine Angaben konnte sie jedoch zum Stand der Verhandlungen sowie zur EU-Position für einen Mindestpreis für kristalline Modulimporte aus China machen.  pv magazine erfuhr aber aus gut unterrichteten Kreisen, dass die EU nun einen Mindestimportpreis von deutlich unter  60 Eurocent pro Watt ins Spiel gebracht hat. Damit nähern sich die bekannt gewordenen ursprünglichen Verhandlungspositionen für einen Mindestimportpreis in Höhe von 65 Eurocents/Watt von Seiten der EU Kommission sowie von 50 Eurocents/Watt von Seiten der chinesischen Verhandlungsdelegation offensichtlich an. Bereits Anfang vergangener Woche berichtete dpa unter Berufung auf vertrauliche EU-Papiere von einem Angebot Brüssels für einen um 15 Prozent reduzierten Mindestimportpreis. Wenn man diesen 15-prozentigen Abschlag auf die 65 Eurocents/Watt bezieht, läge ein möglicher Kompromiss für einen Mindestpreis für chinesische Modulimporte bei 55 Eurocent pro Watt. Die Verhandlungen bewegten sich derzeit in diese Richtung, bestätigten Industrieinsider. Noch in dieser Woche sei mit einer Verhandlungslösung zu rechnen, hieß es weiter. Die chinesische Verhandlungsdelegation habe ebenfalls ein Entgegenkommen signalisiert und werde diese Woche höchstwahrscheinlich ein finales Angebot vorlegen.

Denn anscheinend könnten zumindest die führenden chinesischen Modulhersteller einigermaßen mit einem solchen Mindestimportpreis in Höhe von 55 Eurocent pro Watt in die EU leben. Allerdings würden sie dann mit hoher Wahrscheinlichkeit ihren zweistufigen Vertrieb in Europa massiv ausbauen, um auch gegenüber europäischen Mitbewerbern, die teilweise ihre Solarmodule schon für ähnliche Preise anbieten, mithalten zu können, sagte ein Industrieinsider pv magazine weiter. Dies würde die Distributionsstruktur in Europa stark verändern und den Großhandel schwächen. Auf der Strecke blieben bei einem Mindestimportpreis von 55 Eurocents pro Watt wahrscheinlich auch die vielen kleinere Photovoltaik-Hersteller mit einem weniger bekannten Markennamen, die bisher für einen Großteil der chinesischen Modulimporte in die EU verantwortlich sind. Dies würde den anscheinend auch von Peking forcierten Konzentrationsprozess innerhalb der chinesischen Photovoltaik-Industrie massiv verstärken. Zudem hätte ein Mindestimportmodulpreis in dieser Höhe erhebliche Auswirkungen auf den europäischen Installationsmarkt. Zum einem wäre dann mit hoher Wahrscheinlichkeit die Wirtschaftlichkeit vieler Projekte gefährdet, zum anderen könnten europäische und nicht-chinesische Modul- und Zellhersteller zumindest kurz- und mittelfristig gar nicht die Lieferantenlücke schließen.

IHS hat aktuelle Zahlen zu den durchschnittlichen Verkaufspreisen für kristalline Solarmodule aus China in Europa veröffentlicht. Demnach gab es im Juni einen leichten Anstieg um vier Prozent auf 54 Eurocent je Watt, der unmittelbar mit dem Anti-Dumpingverfahren und den vorläufigen Zöllen zusammenhängt. Die Analysten rechnen auch im dritten Quartal mit einem weiteren Anstieg. Je nachdem, ob und welche Verhandlungslösung gefunden wird, wird er unterschiedlich hoch ausfallen. Bis zum 5. August muss eine Einigung erreicht werden, andernfalls werden die vorläufigen Anti-Dumpingzölle von derzeit 11,8 auf durchschnittlich 47,6 Prozent für kristalline Solarmodule aus China steigen. 

Zudem veröffentlichte das Marktforschungsinstitut Trendforce eine Meldung, wonach die Exporte taiwanesischer Solarzellen-Hersteller im ersten Halbjahr um 6,7 Prozent auf 3,2 Gigawatt gegenüber dem Vorjahr gestiegen seien. Damit habe sich der Weltmarktanteil Taiwans auf 16 Prozent erhöht, wobei vor allem die Unternehmen Motech, Gintech und Neo Solar Power profitierten, die allein etwa zwei Drittel der exportierten Solarzellen produziert haben, hieß es weiter. Die meisten taiwanesischen Solarzellen seien dabei nach China geliefert worden, gefolgt von Europa, Japan und den USA. Auch dieser Anstieg des taiwanesischen Anteils am Weltmarkt wird von den Trendforce-Analysten als Folge der weltweiten Handelsstreitigkeiten über Photovoltaik-Produkte gesehen. (Hans-Christoph Neidlein/Sandra Enkhardt)

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