Offene Dumping-Rechnung von ProSun irrelevant

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Die Zahlen seien in ihrer Tiefe nicht aussagekräftig, sagte ProSun-Präsident Milan Nitzschke im Gespräch mit pv magazine. Der bei der Solarworld AG beschäftigte Manager bezog sich dabei auf die Daten, die die Organisation allen in den laufenden Anti-Dumping und Anti-Subventionsverfahren interessierten Parteien zur Berechnung des chinesischen Preisdumpings zur Verfügung gestellt hatte. Eine genaue Auflistung der Produktionskosten würde laut Nitzschke „Rückschlüsse auf die Kostenstruktur der einzelnen Unternehmen“ zulassen. Die EU habe ausdrücklich die Möglichkeit geschaffen, dies in den öffentlich zugänglichen Dokumenten nicht preisgeben zu müssen.

Diese Aussage dürfte diejenigen Marktteilnehmer beruhigen, die aufgrund dieser Zahlen damit rechnen, dass die EU sehr hohe Zölle verhängen könne. Denn in dem Dokument wird zum Beispiel ein Zielpreis für Module für das erste Quartal 2012 von 1,50 Euro bis 2,40 Euro pro Watt angegeben, bei einem damaligen Importpreis von 70 Cent bis 1,40 Euro. „Der Kommission stehen alle Daten zur Verfügung“, sagte Nitzschke. Denn neben den öffentlich zugänglichen Dokumenten gibt es auch vertrauliche Informationen. In diesen sei auch eine Degression der Produktionskosten zu finden, verriet Nitzschke. In den nicht-vertraulichen Dokumenten sind dagegen für den Untersuchungszeitraum 2011 bis 2012 keine degressiven Kosten angegeben. Die EU-Kommission bestätigte auf pv magazine Anfrage, über vertrauliche Daten in dieser Angelegenheit zu verfügen, die nur ihr zugänglich seien. Details nannte sie nicht.

Die Allianz für bezahlbare Solarenergie (AFASE), die sich gegen Zölle auf solare China-Importe wehrt, bestätigte, keinen Zugang zu den vertraulichen Informationen zu haben. Wie die Organisation erklärte, müssten aber auch die in den öffentlich zugänglichen Dokumenten gemachten Angaben ein „aussagekräftiges Bild“ ergeben.

Die EU-Kommission hat mit Veröffentlichung der Registrierungspflicht für kristalline Photovoltaik-Importe aus China zugleich eine Idee für einen voraussichtlich maximalen Strafzoll gegeben. Laut ihrer Verordnung wird der „geschätzte Betrag … der möglichen zukünftigen Zollschuld … festgesetzt“. Dieser betrage als Antidumpingkomponente 60 bis 70 Prozent und als Anti-Subventions-Komponente 10 bis 15 Prozent auf den Einfuhrwert. Auch ProSun-Präsident Nitzschke sprach gegenüber pv magazine von einem anscheinenden Maximalbetrag, den die EU-Kommission in der Verordnung nenne.

Gegenüber pv magazine nahm Henning Wicht, Direktor des Analysehauses IHS eine Abschätzung der Effekte vor, sollte die Kommission Strafzölle beschließen. Für dieses Beispiel ging Wicht von einem Zoll von 50 Prozent aus, wodurch sich chinesische Module auf 65 Cent je Watt verteuerten. „Die Systemkosten würden dadurch um 15 bis 20 Cent steigen“, rechnete er vor. „Damit rechnen sich in Deutschland große Anlagen ohne Selbstverbrauch nicht mehr, wodurch rund ein Gigawatt der Installationen in Deutschland für 2013 wegfallen würde“. In Frankreich, Großbritannien und Italien würden in 2013 in Summe 500 – 1000 Megawatt weniger gebaut werden als ohne Zölle, so der Analyst. (Oliver Ristau)

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