Richtig und falsch unterscheiden

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Liebe Leserin, lieber Leser!

Wenn man sich die gegenwärtige Diskussion um die Solarförderung ansieht, gibt es einiges, das man nicht oft genug sagen kann. Photovoltaik ist nicht mehr die teuerste erneuerbare Energie. Die Kosten nähern sich schnell denen für Windkraft auf dem Land. Die EEG-Umlage, die die Stromverbraucher bezahlen müssen, steigt zur Zeit nicht mehr wegen des Solarstromzubaus. Sie steigt, weil die Bundesregierung immer mehr Schlupflöcher schafft, durch die sich Unternehmen vor dem Beitrag zur Energiewende drücken können. Photovoltaik ist inzwischen der Billigmacher in Bürgerhand (Seite 18).

Außerdem: Wer die Energiewende will, muss Atomkraftwerke rasch ersetzen. Die Solarindustrie hat gezeigt, dass sie mit Photovoltaik schnell genug Erzeugungskapazitäten schaffen kann. Wer behauptet, Solarmodule liefern den Strom dann, wenn er nicht gebraucht wird, liegt falsch. 2011 hat der Solarstrom an vielen Tagen genau die mittäglichen Verbrauchsspitzen abgedeckt, so dass keine fossilen Kraftwerke mehr dazu geschaltet werden mussten. Selbst im Winter trägt er noch dazu bei. Das zeigen die Daten des letzten Februars. Damals speisten die Solaranlagen immerhin mittags im Schnitt über vier Gigawatt ein, ungefähr ein Drittel der Leistung, die im Sommer zur Verfügung stand.

Auch das Argument, dass die Netze überlastet sind, stimmt nicht. Durch technische Regelungen lässt sich die Kapazität der Niederspannungsnetze deutlich erhöhen. Nur dass dieses Szenario in den Studien zum Thema nicht vorkommt. Wer sagt, jetzt müsse man erst einmal 4.000 Kilometer neue Hochspannungsleitungen bauen, rechnet mit einen starken Ausbau von Offshore-Windkraftanlagen, deren Strom ab Juli mehr kostet als der großer Photovoltaikanlagen. Setzt man stattdessen auf das Szenario, dezentral Photovoltaik zu installieren, werden weniger Leitungen benötigt. Dass es nicht genügend Speicherkapazitäten gibt, ist übrigens ebenfalls falsch. Es gibt sie, die Technologien müssen nur zur Marktreife gebracht werden.

Auch international stehen im Prinzip alle Zeichen auf großen Erfolg. In etlichen Ländern ist die Netzparität erreicht und Analysten füllen das Schlagwort mit Leben. Sie zeigen, dass dort Photovoltaikstrom wettbewerbsfähig wird (Seite 32).

Da ärgert es um so mehr, wie Politiker vom Wirtschaftsflügel der CDU und aus Teilen der FDP argumentieren. Wer wie sie nur 33 Gigawatt Photovoltaik bis 2020 installieren will, will keine Energiewende. Sie, die sonst stets gegen soziale Leistungen argumentieren, wollen plötzlich Harz-IV-Empfänger vor der EEG-Umlage schützen. Sie spielen Energiewende und die Sozialverträglichkeit gegeneinander aus. Das ist scheinheilig. Denn sie haben sich vor einem Jahr erbittert dagegen gewehrt, die Harz-IV-Sätze um mehr als fünf Euro anzuheben. Das ist die eigentliche Sozialunverträglichkeit. Die Solarindustrie hat dagegen mehrere Zehntausend sinnvolle Arbeitsplätze geschaffen.

Wie die aktuelle politische Diskussion ausgeht, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest. Noch ist im Gespräch, die Solarförderung etwas schneller zu senken als geplant, die Förderung statt halbjährlich jeden Monat zu verringern oder sie auf einem niedrigen Niveau absolut zu beschränken. Über aktuelle Entwicklungen informieren wir Sie sofort auf unserer Internetseite, die Sie jetzt auch bequem unterwegs auf dem Smartphone oder Tabletcomputer lesen können. Seit zwei Wochen ist unsere Mobilversion unter m.photovoltaik.eu freigeschaltet.

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Michael Fuhs

Chefredakteur

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