Die fetten Jahre sind vorbei

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Das Bild ist mehr als vertraut und seit Jahren unverändert. Der Wechselrichtermarkt wird und wurde von dem deutschen Hersteller SMA dominiert. Doch die Wachstumsraten, die viele Hersteller in diesem Segment bei Absatz und Gewinn in den vergangenen Jahren hingelegt haben, werden wir wohl in naher Zukunft erst einmal nicht mehr sehen. „Die Hersteller müssen sich auf einen verschärften Preiskampf einstellen“, sagt Dirk Morbitzer, Analyst vom Marktforschungsinstitut Renewable Analytics in San Francisco. Dass es nicht so rasant wiein den vergangenen Jahren weitergehen wird, zeigt sich schon an der Mitteilung von SMA von Mitte September.

Der unbestrittene Marktführer muss seine Prognosen beim Umsatz, aber vor allem beim Gewinn für das Geschäftsjahr 2011 zurücknehmen. „Auch SMA bleibt von der weltweit stagnierenden Nachfrage nicht verschont“, sagt Morbitzer. Er schätzt, dass der Photovoltaikmarkt in diesem Jahr nicht größer sein wird als 2010. Der Analyst geht sogar noch weiter, auch im kommenden Jahr werde die Nachfrage weltweit wohl nichtsignifikant steigen. „Erst 2013 werden wir wieder einen Schub sehen“, so Dirk Morbitzer. Eine Prognose, die sich mit den Einschätzungen der Marktforscher von IHS iSuppli aus dem kalifornischen El Segundo deckt.

Doch was bedeutet das für die Wechselrichterhersteller? 2010 war ein Boomjahr für die gesamte Solarbranche. Die weltweite Nachfrage, die Umsätze und Gewinne der meisten Unternehmen stiegen kräftig. Die Hersteller kamen mit der Produktion kaum nach. Dies lag nicht unbedingt an fehlenden Kapazitäten bei den Firmen, sondern eher am Engpass bei verschiedenen Elektronik-Zulieferern. Die Top Ten der Wechselrichterhersteller gibt die Entwicklung des Photovoltaikmarktes im vergangenen Jahr gut wieder. So haben die vertretenen Hersteller massiv ihren Absatz steigern können und auch ihre Kapazität im Vergleich zu den Vorjahren ausgebaut. Hersteller, die während der Krise Wechselrichter liefern konnten, haben zusätzlich profitiert. Auffällig ist allerdings, dass die Hersteller aus China und Japan in diesem Segment bislang keine Rolle spielen. Dies ist im Bereich Module und Solarzellen ganz anders. Der Wechselrichtermarkt wird weiterhin von Produzenten aus Europa und den USA dominiert. Die Frage ist nun, können sie diese Position auch in den kommenden Jahren verteidigen?

Der Engpass des vergangenen Jahres ist lange beseitigt. Nun stehen die Wechselrichterhersteller angesichts der weltweit eher lahmenden Nachfrage und den enorm ausgeweiteten Produktionskapazitäten vor völlig neuen Herausforderungen. Es ist eher ein Überschuss an Wechselrichtern zu verzeichnen. Die Hersteller müssen schauen, wo und wie sie ihre Waren am besten absetzen können. Aber auch wie sie die Kosten weiter senken können. Greg Sheppard, Analyst von IHS iSuppli, sieht die Wechselrichterhersteller in einer Übergangsphase. In den vergangenen Jahren hätten die Unternehmen gute Gewinne eingefahren und nun steige der Preisdruck. Wichtig sei für die Hersteller, dass sie ihre Produktion flexibel gestalteten und an der Nachfrage orientierten. „Einige Firmen haben ihre Produktion bereits wieder zurückgefahren“, sagt Sheppard mit Blick auf die aggressive Expansionspolitik einiger Hersteller im vergangenen Jahr. Neben einem größeren Kostenmanagement kommt es für die Unternehmen aberauch darauf an, ihre Verkaufskanäle zu erweitern und sich auf den Zukunftsmärkten zu positionieren.

Einigkeit besteht bei den Analysten und Marktforschern, dass SMA auch in diesem Jahr weiter der größte Hersteller am Markt bleiben wird. Dazu ist die Stellung des deutschen Unternehmens aus Niestetal einfach zu unangefochten. Das Unternehmen hat seine Strategie auch konsequent fortgesetzt. Angesichts der blanken Zahlen zeigt sich Analyst Dirk Morbitzer von Renewable Analytics sogar leicht beeindruckt: „Wenn SMA im vergangenen Jahr alleine so groß war wie die Nummer zwei, drei, vier, fünf und sechs zusammen, dann zeigt das die dominierende Stellung von SMA – und das in einem Jahr, in dem sie bei vielen Geräten nicht wirklich lieferfähig waren. SMA ist nach wie vor technisch und auch von der Innovationskraft her führend.“

Weiter in der Erfolgsspur

Greg Sheppard hebt mit Blick auf die dominierende Stellung hervor: „Sie haben sich eine enorme Reputation bei der Qualität und im Service erworben.“ Der allgemeine Preisdruck mache sich nun aber auch bei SMA bemerkbar, daher seien die Gewinne nicht mehr so hoch wie noch im Jahr 2010. Dennoch ist SMA weiter in der Erfolgsspur und auch gewappnet für eine vorübergehend schwächere Nachfrage. „Ein flexibles Fertigungssystem ist wichtiger als eine hohe Auslastung“, sagt Morbitzer. Die Firmen müssten im Moment einer steigenden Nachfrage in der Lage sein, schnell mehr zu produzieren, und dann, wenn die Nachfrage nachlasse, auch wieder ihre Produktion umgehend runterfahren können. Dies sei schon fast eine „Paradedisziplin“ beiSMA, so der Analyst weiter. Auch Greg Sheppard sieht darin einen wesentlichen Punkt für den weiteren Erfolg der Unternehmen. Viele Wechselrichterhersteller hätten sich bereits darauf eingestellt.

Die Nummer zwei im Wechselrichter-Ranking ist unverändert. Power-One, im vergangenen Jahr noch der Shootingstar, konnte seinen Platz bis zum Jahresende verteidigen. Die Analysten sind sich einig, dass der kalifornische Hersteller besonders vom Wachstum auf dem italienischen Photovoltaikmarkt profitiert hat. „Die große Frage ist jetzt: Wie kommen sie auf den Märkten außerhalb Italiens zurecht“, sagt Morbitzer. Davon wird auch abhängen, ob Power-One 2011 wieder den Sprung aufs Treppchen schafft. Im vergangenen Jahr habe der Hersteller auch von den Lieferschwierigkeiten der anderen profitieren können. Nun müsse sich zeigen, ob die Amerikaner es bereits geschafft hätten, ein gutes Service-Netzwerk mit vielen Technikern aufzubauen, so der Analyst. Ob Power-One seine Position halten kann, hängt auch von der weiteren Entwicklung der Verfolger ab, wie Henning Wicht, Analyst von IHS iSuppli, betont.

Kaco New Energy hat seinen Platz 2010 mit dem österreichischen Konkurrenten Fronius getauscht und ist nun Nummer drei der Rangliste. „Kaco ist von Haus aus relativ aggressiv und voranschreitend“, sagt Wicht. Das Unternehmen habe seine Kapazitäten stark ausgebaut. Nun müsste es aber auch zeigen, dass es seine Produkte am Markt absetzen könne. Das sieht auch Dirk Morbitzer von Renewable Analytics so und ergänzt: „Ich glaube, gerade im Verhältnis zu SMA bedarf es noch weiterer technischer Innovationen, um den Anschluss zu halten.“ Ein Punkt,der sicherlich auch auf Verfolger Fronius zutrifft. Die Österreicher scheinen auf einem guten Weg, wenn es um den Ausbau ihrer Geschäfte in Nordamerika geht. Außerdem ist Fronius bei Speichersystemen der Zukunft gut aufgestellt. Sie werden aus Sicht der Analysten in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Momentan kann das Unternehmen davon aber noch nicht profitieren.

Ingeteam macht Sprung nach vorn

Während sich an der Spitze des Rankings nur wenig getan hat, sind auf Platz fünf und sechs nun mit Ingeteam und Elettronica Santerno zwei Newcomer in den Top Ten zu finden. Der Abstand zu den führenden Unternehmen ist allerdings erheblich. „Sie sind nie durch besondere Innovationen aufgefallen“, so die Einschätzung von Dirk Morbitzer zum spanischen Unternehmen Ingeteam. Es ist vor allem auf dem Heimatmarkt sowie in Nordamerika aktiv, wie Analyst Greg Sheppard erläutert. Er geht davon aus, dass Ingeteam in diesem Jahr nicht mehr so stark sein wird wie noch 2010. Dies liege aber auch an der weiteren Diversifizierung seines Geschäftsmodells. So setze Ingeteam neben Wechselrichtern für Solarparks verstärkt auf das Windkraft-Segment. Ob sich der spanische Hersteller also als führender Wechselrichterhersteller wird etablieren können, bleibt zunächst offen.

Ähnlich ist die Lage auch beim italienischen Konkurrenten Elettronica Santerno einzustufen. Auch er ist bislang hauptsächlich auf dem Heimatmarkt aktiv, wie Greg Sheppard sagt. Dabei konnte das Unternehmen vom Boom in Italien maßgeblich profitieren. Zugleich hat es aber auch in Ontario eineProduktion aufgebaut und verkauft von dort aus Wechselrichter für Großprojekte in den USA. Allerdings bezweifelt Analyst Sheppard, dass es in naher Zukunft eine wichtige Rolle auf dem nordamerikanischen Markt spielen wird.

Dennoch haben es die beiden Neueinsteiger 2010 geschafft, Siemens bis zum Jahresende seine Position streitig zu machen. Der deutsche Konzern kommt nur noch auf den siebten Platz.Die einhellige Meinung der Marktforscher ist allerdings, dass sich dies bald ändern könnte. Obwohl die langfristige Strategie von Siemens bei der Photovoltaik nur schwer einzuschätzen ist, wie Morbitzer sagt. „Wenn sie die Photovoltaik wirklich als Geschäftsfeld sehen würden, würde ich erwarten, dass sich Siemens deutlich besser im Wechselrichtergeschäft positioniert“, ergänzt der Analyst von Renewable Analytics.Henning Wicht von IHS iSuppli wiederum ist überzeugt, dass man von Siemens in Zukunft mehr hören wird. Gerade weil Siemens im Servicegeschäft für Großanlagen sehr gut aufgestellt sei. Außerdem weite der Konzern seine Produktion derzeit aus und setze dabei vor allem mit Nordamerika und China auf Märkte, die in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen dürften.Refu Elektronik hat im vergangenen Jahr ebenfalls einen großen Schritt nach vorne gemacht. Der Hersteller aus Deutschland hat nach übereinstimmender Meinung der Analysten davon profitiert, dass er Wechselrichter liefern konnte, als die Konkurrenz mit Engpässen kämpfte. Ähnlich wie Power-One muss er nun beweisen, wie er sich „gegen die bestehenden Großen weiter erwehrenkann“, sagt Dirk Morbitzer. Mittlerweile habe er sich aber am Markt etabliert, wie Henning Wicht ergänzt. Außerdem sei er sowohl bei kleinen Dachanlagen als auch im Freiflächen-Segment gleichermaßen gut aufgestellt. Angesichts der aktuellen Verschiebung auf den weltweiten Märkten muss der Hersteller allerdings aufpassen, den Anschluss nicht zu verlieren. Bislang ist Refu Elektronik überwiegendauf dem deutschen und auf europäischen Photovoltaikmärkten aktiv, nicht aber in den aufstrebenden Regionen wie Nordamerika oder China.

Die Plätze neun und zehn im Ranking gehen an Sputnik Engineering und Satcon. Die Schweizer seien vor allem im Dachanlagen-Geschäft etabliert, so Wicht. Mit Blick auf Satcon ist Dirk Morbitzer skeptisch, dass der US-Hersteller auch weiterhin unter den ersten zehn positioniert sein wird. Gerade das noch nicht so recht in Schwung gekommene Geschäft in den USA mache Satcon zu schaffen. Außerdem tue es sich schwer, neue Märkte zu erschließen. Immerhin konnte es sich aber – im Gegensatz zu Schneider Electric und Danfoss – in der Rangliste halten.

Die Dominanz vor allem deutscher, aber auch europäischer und amerikanischer Hersteller auf dem Markt könnte mit der Verschiebung der weltweiten Nachfrage langsam enden. Der deutsche Markt wird in diesem Jahr bereits kleiner sein als 2010, und in Italien ist ein ähnlich starker Zubau im kommenden Jahr eher unwahrscheinlich. Umso wichtiger wird es für die Firmen sein, sich auf den aufstrebenden Märkten wie Nordamerika und China zu positionieren. Allerdings dürfte es gerade in China schwer für ausländische Unternehmen werden, ihre Produkte abzusetzen. Nach Ansicht von Henning Wicht könnte Sungrow als erster chinesischer Hersteller recht bald den Sprung in die Bestenliste schaffen. „Man darf die chinesischen Hersteller nicht unterschätzen“, sagt auch Dirk Morbitzer von Renewable Analytics.

Drei Produktstrategien werden künftig konkurrieren, wie Henning Wicht einschätzt. „Typ 1 sind hocheffiziente und eher teure Geräte für kleine bis mittlere Anwendungen. Hierbei spielt das Netzwerk und die Unterstützung der Installateure die Hauptrolle“, sagt der Analyst von IHS iSuppli. Bei großen Anlagen gebe es dann zwei Modelle, die miteinander konkurrierten: Einerseits die Produkte der etablierten europäischen und amerikanischen Hersteller, die umfangreichen Service und Garantieverträge anbieten. Andererseits die Anbieter, die mit aggressiven Preisen werben. „Wie sich dieses Konzept gegen die etablierten Anbieter durchsetzen wird, wird in neuen Märkten wie Indien und dem Mittleren Osten entschieden“, sagt Henning Wicht abschließend.

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