Beschönigungs-Vorwürfe gegen BSW-Solar ohne Grundlage

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In dem Artikel der „Welt am Sonntag“ behauptet Wolfgang Hummel, Lehrbeauftragter am Studiengang Bachelor International Business der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) und Leiter des Investment Coordination Center des Berliner Senats, dass die Arbeitplätze Solar- und Windanlagensektor den Stellenabbau im konventionellen Erzeugungsbereich nicht kompensieren könnten. Insbesondere die Photovoltaik-Unternehmen in Deutschland würden weit weniger Arbeitsplätze schaffen, als dies in der Öffentlichkeit immer behauptet werde. Das Prognos-Institut hat im Auftrag des BSW-Solar 133.400 Arbeitsplätze im Solarsektor im Jahr 2010 gezählt, während Hummel auf „kaum 80.000“ kommt. Die Zahl der Arbeitsplätze hat große Relevanz, da sie als Argument dient, die Förderung der erneuerbaren Energien nicht zu rechtfertigen.

Eine große Diskrepanz gibt es nach den Berechnungen von Hummel etwa bei der Zahl der in der Solarbranche beschäftigten Handwerker. Nach seinen Aussagen liegt sie bei 28.000, laut „Wegweiser Solarwirtschaft“ des BSW-Solar bei 38.500 Stellen. Hummel erklärt diese Diskrepanz unter anderem damit, dass er nur die Arbeitskräfte der Betriebe gezählt habe, bei denen das Solargeschäft mindestens zur Hälfte zum Umsatz beitrage, während „von der Solarlobby auch Handwerker mitgezählt wurden, die nur gelegentlich ein Solarmodul aufs Dach schrauben“.Wie er zu diesem Vorwurf kommt, lässt sich nicht nachvollziehen. Denn auf Seite 43 des auf der Internetseite des BSW frei herunterladbaren „Wegweisers“ steht, dass der BSW Arbeitsplätze in Vollzeitäquivalenten berechnet habe.   „Richtig ist, dass die Prognos AG im Herbst 2010 bei Ihren Berechnungen für die Studie ‚Wegweiser Solarwirtschaft‘ auf das Kriterium von Vollzeitäquivalenten zurückgegriffen hat“, erklärt auch BSW-Solar-Sprecher David Wedepohl. „Das bedeutet, dass gelegentlich mit der Installation von Solarmodulen beschäftigte Handwerker von der Prognos AG nicht als vollzeitbeschäftigte Arbeitskräfte gerechnet wurden, sondern anteilig in Vollzeitäquivalente umgerechnet wurden. Der Ausdruck Vollzeitäquivalent ist eine etablierte und standardisierte Vergleichsgröße, mithin die konservativste und damit belastbarste Hochrechnungsmethode von Beschäftigungseffekten“.

Wie Hummel trotzdem zu seiner Aussage kommt, mit der er in dem „Welt am Sonntag“-Artikel als Kronzeuge gegen angeblich falsche Versprechen der Solarwirtschaft dient, lässt sich nicht nachvollziehen. Er selbst will sich zu seiner Analyse nicht mehr öffentlich äußern. Dies erklärte ein Sprecher der Senatsfinanzverwaltung in Berlin, bei der Hummel beschäftigt ist und laut Sprecher in zahlreiche neue Aufgaben eingebunden ist. Auch eine Sprecherin der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) erklärte auf Nachfrage, dass Hummel zwar als Lehrbeauftragter für die Hochschule tätig sei, aber die Analyse nicht in deren Auftrag verfasst habe. Welchen Hintergrund oder Auftraggeber die Analyse hat, ließ sich somit auch nicht mehr ermitteln. Wie subtil die Agitation gegen die Solarbranche ist, zeigt im übrigen, dass der Autor des „Welt am Sonntag“-Artikels von „Energieexperten“ schreibt, die an den Arbeitsversprechen zweifelten. Außer Hummel wird jedoch keiner von ihnen benannt. (Sandra Enkhardt)

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