Signal für Afrika

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Unbarmherzig sticht die tropische Mittagssonne. Kein Baum ist in Sicht, der Schatten spenden könnte. Der Wind vom Atlantik wirbelt die ausgedörrte Erde auf, feiner Staub legt sich auf alles und jeden. Ein Tross von Presseteams, Politikern und Managern wartet mit afrikanischer Gelassenheit. Dann endlich wird auf der Piste ein Konvoi mit Polizeieskorte sichtbar. Wenig später steigt José Maria Neves aus. Der Ministerpräsident der Kapverden ist gekommen, um den Solarpark einzuweihen. 13 Hektar weit erstreckt sich das Gelände unmittelbar vor den Toren der Hauptstadt Praia auf der größten und bevölkerungsreichsten Kapverdischen Insel Santiago. Ein Medienereignis, ist es mit fünf Megawatt doch der größte Solarpark Zentralafrikas, zu dem die Kapverdischen Inseln zählen. Um die Leidensfähigkeit der Wartenden nicht bis ins Unendliche zu strapazieren, greift Neves zur Schere und zerschneidet das symbolische Band am Eingang. Anschließend enthüllt er zusammen mit der Energieministerin Fatima Fialho einen Stein mit einer Tafel, die das Ereignis würdigt.

„Ich bin sehr glücklich“, verkündet der Ministerpräsident. „Die Kapverden sind ein Vorbild für Afrika und die Welt.“ In der Tat: Was das Inselvölkchen da gestemmt hat und in den nächsten Jahren noch erreichen will, beeindruckt. Es ist schon der zweite Park von Martifer Solar, einem internationalen Unternehmen mit Hauptsitz in Portugal. Der erste auf der Urlauberinsel Sal hat eine Kapazität von 2,5 Megawatt. Schon heute kommen die Kapverden damit auf einen Anteil von vier Prozent Photovoltaikstrom im Netz.

Bisher hatten die Kapverdischen Inseln bei der regenerativen Energiegewinnung vor allem auf Windkraft und Geothermie gesetzt. Der Wind vom Atlantik bleibt fast nie aus, und unter den Vulkaninseln ist die Erde heiß. Aber bei 350 Sonnentagen spricht auch nichts gegen Solar. „Wir haben technische Studien durchführen lassen“, sagt der Generaldirektor für Energie der Kapverden Abraão Lopes. Diese hätten gezeigt, das Photovoltaik die beste Ergänzung sei, um den Anteil an erneuerbarem Strom weiter zu erhöhen. Schon im nächsten Jahr soll er bei 25 Prozent liegen, 2020 sogar bei 50 Prozent.

Die Solarparks auf Santiago und Sal hat die ehemalige Kolonialmacht Portugal vorfinanziert. Von einem Kredit über 100 Millionen Euro für Projekte mit erneuerbaren Energien auf den Inseln flossen 18 Millionen in die jetzt staatlich betriebenen Parks. Der Kredit war an Bedingungen gebunden. So musste portugiesische Technologie zum Einsatz kommen. Damit hatte Martifer Solar mit Hauptsitz in Lissabon gute Chancen. „Wir haben unsere polykristallinen Module von 220 bis 240 Watt Leistung verbaut“, so CEO Henrique Rodrigues. Diese sind fest installiert. Die Zentralwechselrichter kommen von SMA.

Alexander Adam von Martifer Solar hat die Projekte vor Ort geleitet. Im März ist er dafür auf die Kapverden gezogen. Die Subunternehmer für die einfacheren Arbeiten sind von den Inseln gekommen. Insgesamt 60 bis 70 lokale Arbeiter waren auf den beiden Baustellen in Lohn und Brot. „Wir mussten sie zunächst anlernen“, erzählt Adam. Nach ein bis drei Stunden Training je nach Aufgabe ging es los. „Sie waren hoch motiviert, offen und engagiert. Dennoch haben wir hier doppelt so lange gebraucht wie sonst üblich.“ Das lag auch an logistischen Problemen. So gestaltete sich der Umschlag der Module im Hafen schwierig. Es fehlten beispielsweise geeignete Vorrichtungen, um sie von den Schiffen auf die Transportfahrzeuge umzuladen. Außerdem kam es immer wieder zu Stromabschaltungen, wodurch die Arbeiten unterbrochen werden mussten.

Gern hier gewesen

Für Adam persönlich die härteste Probe: „Auf Sal hatten wir fünf Wochen kein Wasser, um uns nach der Arbeit zu waschen.“ Obwohl er in der Woche meist zwölf Stunden und mehr arbeiten musste, ist der Projektleiter gern hier gewesen, besonders in der Regierungsstadt Praia auf Santiago. „Ich bin ein einfacher Mensch, brauche den Konsum wie in Westeuropa nicht.“ Am Wochenende ist er regelmäßig tauchen gegangen, und die andere freie Zeit hat er mit Freunden verbracht, wie die meisten Einheimischen es auch tun. Als der Projektleiter das beim Mittagessen in einem Restaurant mit Blick über den Hafen erzählt, wird er vom Klingeln seines Handys unterbrochen. Seine Frau aus der portugiesischen Heimat. Das Gespräch hat Priorität, sind die Telefonate doch für Monate die einzige Verbindung zur Familie. Und das noch bis Ende Dezember, bis die letzten Arbeiten hier fertig sind.

Photovoltaische Aufdach- oder gar Indachanlagen sind auf den Kapverden immer noch die Ausnahme. Das ist nicht verwunderlich, denn die Insellage macht Importe teuer, und Fördertarife für die Einspeisung gibt es noch nicht. So lohnt sich die Anlage auf dem Dach bisher nur für die Eigenversorgung, um sich von den häufigen Energieabschaltungen unabhängig zu machen. Aber auch hier will die Regierung Zeichen setzen. „Wir haben ein Programm für Erneuerbare, das jedem erlaubt, Strom selbst zu produzieren und einzuspeisen“, erläutert Lopes. „Wir passen das Gesetz gerade an. Ab 1. Januar soll es die Einspeisung regeln.“ Wie hoch die Vergütung ausfallen wird, kann er noch nicht sagen. „Das muss unsere Regulierungsagentur festlegen. Im Verlauf des nächsten Jahres sollte das geregelt sein.“

Wichtig ist dem Minister, dass der Tarif hoch genug sein wird, um auch für Kleinproduzenten ein Investment lohnend zu machen, ob für Photovoltaik, Windkraft oder andere Arten der Energieerzeugung. Aber auch künftig setzt

die Regierung außerdem auf große Solarparks. Über die Zusammenarbeit mit Martifer äußert sich Lopes zufrieden. Er kann sich jedoch auch eine künftige Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen vorstellen. „Unsere Absicht ist es, alles Wissen an die Menschen auf den Kapverden weiterzugeben und hier auch Jobs und einen Markt zu schaffen.“ Martifer mit seinen neuen Referenzen verhandelt inzwischen schon mit anderen Staaten auf dem afrikanischen Kon-tinent. Mit wem genau, bleibt allerdings zu diesem Zeitpunkt noch ein Geschäftsgeheimnis.

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