Problematische Faustregeln

Teilen

Investitionskosten sparen oder auf Ertrag optimieren, diese Frage stellt sich für Björn Hemmann fast täglich. Er berät für die deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie Klienten zur Planung von Photovoltaikanlagen. Immer wieder stellt sich dabei die Frage, mit welcher Leistung der Wechselrichter ausgelegt werden muss. Etliche Solarteure halten sich dabei an eine Faustregel. Nach ihr sollte die Leistung des Wechselrichters 90 Prozent der Anlagenleistung betragen.

Selbst das Auslegungsprogramm eines Wechselrichterherstellers warnt davor, wenn diese Grenze überschritten wird. Doch das heißt nicht, dass es wirklich ein Fehler ist, leistungsstärker zu dimensionieren. Man muss nur genau wissen, was man tut. „Ich wollte endlich Klarheit schaffen und habe angefangen, das ideale Wechselrichterverhältnis zu berechnen“, sagt Hemmann. Und das sehr systematisch. Seine Berechnungen erstaunten auf dem diesjährigen Photovoltaiksymposium in Bad Staffelstein die Fachwelt, denn nach seinen Ergebnissen hat das Auslegungsverhältnis zwischen Anlage und Wechselrichter dringend eine Revision nötig. Für seine Ergebnisse erhielt er dort prompt eine Auszeichnung – und Flankenschutz durch eine weitere Arbeit.

Verschiedene Ratschläge

Das Problem ist schnell umrissen: Ein unterdimensionierter Wechselrichter, der eine viel kleinere Leistung als die Solaranlage hat, verursacht erhebliche Ertragseinbußen. Es gibt dann etliche Momente im Jahr, an denen die Einstrah lung so hoch ist, dass die von der Anlage generierte Leistung für den Wechselrichter zu hoch ist. Er begrenzt dann die eingehende Leistung. Gleichzeitig altern die überlasteten Bauteile schneller und die Lebenserwartung des zu klein gekauften Wechselrichters sinkt. Ein Wechselrichter hingegen, der leistungsstärker ausgelegt ist, verbessert den Ertrag, da er deutlich mehr der erzeugten Energie umwandeln kann. Es kommt dann nur noch bei außergewöhnlich hohen Sonneneinstrahlungen zu Leistungsbegrenzungen.

Doch je größer, desto besser – das gilt bei Wechselrichtern auch nicht. Ab einem gewissen Punkt steigt der Ertrag nicht weiter. Wenn seine Leistung viel größer ist als die der Solaranlage, läuft er viel auf Teillastbetrieb. Die Bauteile sind dann nicht ausgelastet und arbeiten ineffektiv.

Allerdings macht es einen großen Unterschied, ob man vor allem an einem maximalen Ertrag interessiert ist oder an einem möglichst hohen Gewinn. Denn der kleinere Wechselrichter kostet weniger, was unter Umständen den Ertragsausfall kompensiert.

Entscheidend ist das Verhältnis zwischen Anlagenleistung und Wechselrichterleistung. Die Fachliteratur nennt Bereiche zwischen 75 Prozent und 120 Prozent (siehe Grafik Seite 129). Bei einer Fünf-Kilowatt-Anlage könnte danach der eine Experte zu einem Wechselrichter bis 3.750 Watt raten und der andere einen Wechselrichter bis 6.000 Watt empfehlen.

###MARGINALIE_BEGIN###

Parameter der Beispielrechnung

Technische Eingabedaten

Installationsort:

Nürnberg

Wetterdatensatz: Nürnberg, DWD 1981 – 2000

Ausrichtung:

Süd

Neigung:

30 Grad

Anlagennennleistung:

5,06 Kilowatt

Module:

polykristalline Beispiel-Module

Wechselrichter:

europäischer Wirkungsgrad 96,2 Prozent, transformatorlos, maximale DC-Nennleistung variiert in Stufen von 3,16 bis 7,38 Kilowatt. Lediglich die Leistungswerte wurden für die Berechnung variiert. Alle anderen Kenngrößen des Wechselrichters (Spannungen, Ströme, MPP-Anpassung) wurden bei allen Leistungsstufen gleich gewählt

Simulation:

mit PVscout (1.9) undPV*Sol 3.0 (R7)

Wirtschaftliche Eingabedaten

spezifischer Jahresertrag:

entsprechend der Simulation der technischen Daten

Inbetriebnahme:

März 2010, EEG-Vergütung, keine Eigenstromnutzung

Investitionskosten:

3.000 Euro pro Kilowatt bei einer Auslegung der maximalen DC-Wechselrichterleistung mit fünf Prozent über der Leistung des Solargenerators

Investitionskosten

des Wechselrichters: steigen und sinken mit 500 Euro pro Kilowatt AC-Nennleistung

Berücksichtigung von Betriebskosten

Betrachtung vor Steuern

Finanzierung ohne Fremdkapital

Kalkulationszinsfuß 6 Prozent

Berechnungen mit PV-Profit 2.2.6

Quelle: Björn Hemmann, DGS

Teilen

Ähnlicher Inhalt

An anderer Stelle auf pv magazine...

9 comments

  1. Habe ein 5 Kw Pv Anlage und einen 10 Kw Hybridwechselrichter ein 10 kw Akku. Ist das sinnvoll?
    Hab einen Solar Power SP 24 infinisolar 3P
    Giebt leider kenen kleinern

    1. Eine 5 kw peak Anlage mit 10 kw Wechselrichter macht nur Sinn, wenn man soaeter ausbauen moechte oder wenn man den Wechselrichter irgendwo deutlich unter Marktpreis bekommt. Technisch hat das keinerlei Vorteile. Oft haben groessere Wechselrichter aber hoehere Ruheverluste. Meist vernachlässigbar.

  2. Meine PV-Anlage liefert 5,11 kWp – Speicher hat 5,12 kWh. Der Anlagenbauer hat mir jetzt seinen 7,0kW-Wechaelrichter überlassen, weil der bestellte 5,5 kW-Wechselrichter derzeit nicht lieferbar sei (Hersteller: Kostal). Sollte ich auf den 5.5 kW-Wechselrichter bestehen?

    1. Technisch egal. Wenn der Händler aber seinen alten Ladenhüter vieleicht mit Fehlern loswerden will, bedenklich.

  3. Hab eine 30kwp Anlage – Ost mit 40 grad Dach und dazu einen Huawei 30kw wechselrichter. Jetzt möchte ich auf diesem Wechselrichter noch eine weitere Anlage mit 10kwp und Nord mit 9 Grad Draufgängen. Anschlüsse hat der WR, ist nur die Frage ist der zu klein und zuviele Verluste. Wer hat hier Kenntnis?

  4. Hallo, macht es sinn, das bei einer Modulleistung von 20,25kWp nur ein 12 kW Wechselrichter eingesetzt wird? Die Module sind zu einem drittel Ost und zu zwei drittel Süd-Westausrichtung, Dachneigung 10 Grad ohne Beschattung. Ab dem Frühjahr läuft der Wechselrichter sehr viel an der Leistungsgrenze

  5. Ich habe eine PV Anlage mit 12,32kWp. Davon 9,68kWp Südausrichtung,
    2,64kWp Westausrichtung. Der Wechselrichter hat eine AC-Nennleistung von 10kw.
    Lohnt sich ein kleiner zusätzlicher Wechselrichter, um den Ertrag über 10kW mitzunehmen? Wieviel Ertrag geht mir verloren?

Schreibe einen Kommentar

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien.

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit dem Absenden dieses Formulars stimmen Sie zu, dass das pv magazine Ihre Daten für die Veröffentlichung Ihres Kommentars verwendet.

Ihre persönlichen Daten werden nur zum Zwecke der Spam-Filterung an Dritte weitergegeben oder wenn dies für die technische Wartung der Website notwendig ist. Eine darüber hinausgehende Weitergabe an Dritte findet nicht statt, es sei denn, dies ist aufgrund anwendbarer Datenschutzbestimmungen gerechtfertigt oder ist die pv magazine gesetzlich dazu verpflichtet.

Sie können diese Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. In diesem Fall werden Ihre personenbezogenen Daten unverzüglich gelöscht. Andernfalls werden Ihre Daten gelöscht, wenn das pv magazine Ihre Anfrage bearbeitet oder der Zweck der Datenspeicherung erfüllt ist.

Weitere Informationen zum Datenschutz finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.