Japan: Großanlagen sollen Wachstum sichern

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Nachdem das japanische Programm zur Förderung privater Solaranlagen vor rund zwei Jahren auslief, ist auch die Anzahl der Neuinstallationen auf Wohngebäuden zurückgegangen. Ein Grund dafür ist nach offiziellen Aussagen der Rückgang auf dem Markt der Neubauten, an den sich in Japan auch der Photovoltaikmarkt koppelt. Experten erwarten folglich eine Verschiebung der Investitionen von Wohngebäudeanlagen, hin zu Megawatt-Projekten auf industriellen und öffentlichen Gebäuden sowie Freiflächen. Ende 2006 machten solche Installationen zwar bereits zehn Prozent am Gesamtmarkt aus, dabei war aber keine Anlage größer als sechs Megawatt. Vor allem bei der Errichtung von Freiflächen-Anlagen war Japan bisher zurückhaltend. Einzig Testanlagen sind in Betrieb. Bedingt wird dies etwa durch die geographischen Gegebenheiten des Landes. Die in Japan häufig auf tretenden Erdbeben und Taifune gefährden besonders Installationen auf dem freien Feld. So fiel eine 780-Kilowatt-Testanlage der New Energy and Industrial Technology Development Organzation (NEDO) auf Miyakojima Island einem Wirbelsturm zum Opfer.

Nur kleine Fortschritte

Die NEDO ist eine Organisation, durch die das für erneuerbare Energien zuständige Ministerium METI (Ministry of Economy, Trade and Industry) versucht, den Marktanteil der Großanlagen auszubauen, um zu verhindern, dass Japan als Solarmarkt ins Hintertreffen gerät. Zum einen unterstützt die NEDO die Etablierung neuer Anlagen beispielsweise mit Investitionszuschüssen zur Forschung an Universitäten oder Fördermitteln für private Unternehmen. Zum anderen betreibt die Organisation vereinzelt Projekte, um netzgekoppelte Photovoltaikgroßanlagen zu testen. Ende 2006 wurde mit dem Bau einer Fünf-Megawatt-Anlage in Wakkanai, im äußersten Norden Japans, begonnen. Im November letzten Jahres waren hier jedoch erst 1,7 Megawatt installiert. Auf der Anlage, die im Oktober 2009 fertiggestellt sein soll, werden nach Angaben der NEDO unterschiedliche Zelltypen installiert, um ihre Leistungsparameter miteinander vergleichen zu können. Ein weiteres Projekt hat die Organisation in Hokuto, in der Nähe von Tokio, entwickelt. Dort wurde Ende des vergangenen Jahres mit der Errichtung einer Zwei-Megawatt-Anlage begonnen, deren vollständige Installation ebenfalls für Herbst 2009 angestrebt wird. Die Projekte dienen der NEDO vornehmlich zur Erforschung der Problematiken bei der Energieversorgung durch Photovoltaik. Hauptsächlich sollen Lösungen für die Wetterabhängig keit und die Energiespeicherung gefunden werden.

Ausbau hinkt hinterher

Hauptmotiv für den Ausbau solarer Großanlagen ist offiziellen Angaben zufolge die Reduzierung der CO₂-Emissionen und die langfristige Unabhängigkeit Japans von Erdölimporten. Hintergrund ist zu-dem das angestrebte Regierungsziel bis 2010 ein Gesamtvolumen für installierte Photovoltaik von 4,82 Gigawatt zu erreichen, an dem die Politik trotz des rückläufigen Solarmarktes festhält. Angesichts der letzten, offiziellen Zahlen zur installierten Gesamtleistung von 1,7 Gigawatt (2006), müsste Japan fortan jedes Jahr ein Gigawatt neu installieren. Das hat bisher – außer der Solarnation Deutschland in 2007 – noch kein Land geschafft. Selbst Experten wie beispielsweise Hiroshi Matsukawa von der RTS Corporation – einem Unternehmen, das seit Jahren die Entwicklungen auf dem japanischen Photovoltaikmarkt analysiert – können die Frage wie die japanische Regierung ihr hohes Ziel erreichen will, nicht beantworten. An dem angestrebten Gesamtvolumen sollen öffentliche und industrielle Großinstallationen jeweils 100 Megawatt ausmachen. Fraglich ist, wie Anlagen der bisherigen Größenordnung von durchschnittlich nur einigen Megawatt, die im internationalen Vergleich weit hinten liegen, entscheidend zur Installation relevanter Marktanteile beitragen sollen. Dennoch bleibt die Regierung optimistisch und plant laut der PV-Roadmap bis 2030 sogar eine installierte Gesamtleistung von 100 Gigawatt.

Auftrieb könnte der Neubau von Großanlagen durch die Preisentwicklung erhalten. Lagen die Systempreise für solare Großanlagen in der Vergangenheit – untypischerweise – meist über dem Preis für Installationen auf Wohngebäuden, so war der Unterschied 2006 nur noch marginal. Für öffentlich und industriell genutzte Anlagen kalkulieren Fachleute mittlerweile mit einem durchschnittlichen Preis von 750 Yen pro Watt (4,65 Euro pro Watt), bei Wohngebäuden liegen die Kosten mit durchschnittlich 680 Yen pro Watt (4,22 Euro pro Watt) nur wenig darunter. Neben der Regierung investieren zunehmend auch Firmen aus den Sektoren Produktion und Dienstleistung in Großinstallationen. Saishunkan Pharmaceuticals beispielsweise installierte schon 2004 auf dem Firmendach und an Seitenwänden des Unternehmensgebäudes in Kumamoto eine Solaranlage mit einer Gesamtkapazität von 815 Kilowatt. Und der japanische Zellhersteller Sharp hat das Dach seiner Kameyama Factory mit einem Photovoltaiksystem von über fünf Megawatt aus polykristallinen und Dünnschichtmodulen bestückt. Ein weiteres Vorzeigeprojekt ist der 2001 von Sanyo installierte Solar Ark in Gifu, nahe Nagoya. Das Unternehmen hat auf seiner Niederlassung dort ein 630-Kilowatt-System errichtet, das der Form eines Wals nachempfunden ist. Das Gebäude soll für das 21. Jahrhundert im Fokus der Solarenergie stehen.

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