Start-up des Monats: Batterieanalyse von Volytica Diagnostics optimiert Betriebsweise

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Wer seid ihr?

Claudius Jehle, CEO & Gründer: Volytica Diagnostics ist ein internationaler Anbieter von datenbasierter Batterieanalyse und kontinuierlicher Überwachung. Unsere cloudbasierte Software analysiert Betriebsdaten – via API, Cloud-to-Cloud oder direkt aus bestehenden Plattformen – und erkennt sicherheitsrelevante Auffälligkeiten, bewertet Alterung und Zustand und liefert präzise Aussagen zu Performance, Risiko und Restwert. Unsere Vision: Jede Batterie soll ihr volles Potenzial entfalten können – sicher, effizient und nachhaltig über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Kern unserer Lösung ist „vdx sentry“, der virtuell integrierte Batterieexperte. Er priorisiert Ereignisse, gibt Empfehlungen und liefert Ergebnisse über Dashboards oder Schnittstellen direkt ins Kundensystem.

Wer sind eure Kunden?

Unsere Kunden sind Unternehmen, die Batteriesysteme betreiben, überwachen oder vermarkten – insbesondere in den Bereichen stationärer Speicher (BESS) und Elektromobilität. Im Bereich stationärer Speicher zählen dazu Energieversorger, Betreiber, Projektierer, EPC-Unternehmen und Asset Manager. Sie nutzen unsere Software zur technischen Bewertung, Garantieüberwachung und Optimierung im laufenden Betrieb. Im Bereich der E-Mobilität arbeiten wir mit öffentlichen Verkehrsbetrieben, Flottenbetreibern, Werkstätten und Prüfdienstleistern zusammen, beispielsweise bei E-Bussen, -Lkws und -Pkws. Der Fokus liegt hier auf Zustandsbewertung, Ausfallvermeidung und Restwertanalyse, auch für Second-Life-Anwendungen oder Wiederverkauf. Unsere Lösung kommt in Einzelfahrzeugen ebenso zum Einsatz wie in Megawatt-Speichern und internationalen Flotten. Zunehmend erreichen uns auch Anfragen aus der Mikromobilität.

Start-up des Monats von pv magazine und Vireo Ventures

In Kooperation mit Vireo Ventures, einem Frühphasen-Investor für eine vollständig elektrifizierte Welt, präsentieren wir monatlich ein aufstrebendes Unternehmen, das an Innovationen für die Solarbranche arbeitet und das wir für interessant halten. Wir wollen aufzeigen, was die Visionen der Unternehmer sind, aber auch wo diese Start-ups heute stehen und wo es konkrete Möglichkeiten für Kooperationen gibt.

Wenn du Dein Start-up als Start-up des Monats präsentieren möchtest, fülle bitte den folgenden Fragebogen aus:
-> Zum Fragebogen

Du kannst uns auch per Email an pv magazine und Vireo kontaktieren:
-> Start-up-des-monats@vireo.vc

Wir freuen uns auch über für Rückmeldungen zu den vorgestellten Unternehmen, zu deren Fragen (siehe ganz unten) und zu unserer Auswahl an diese E-Mail-Adresse.

Hier finden Sie die bisherigen Start-up des Monats

Welches Problem, welche Herausforderung haben eure Kunden?

Unsere Kunden sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, den Zustand ihrer Batteriesysteme nicht zuverlässig beurteilen zu können. Bei stationären Speichern betrifft dies insbesondere Leistungsverluste, Garantieverletzungen, thermische Risiken und versteckte Zellfehler. Ohne belastbare Diagnostik können Betreiber, EPCs oder Versicherer die technische Integrität nicht belegen. Zudem fehlt die Grundlage für Handel und Strommarktteilnahme, um Speicher gezielt zu betreiben – leistungsoptimiert, aber innerhalb herstellerseitig vorgegebener Grenzwerte. Im Bereich der Mobilität sind Sicherheit, Ausfallvermeidung und verlässliche Zustandsbewertungen entscheidend, beispielsweise für Flotten, beim Wiederverkauf oder beim Batterietausch nach Ablauf der Garantie.

Welche Lösungen gibt es dafür bisher auf dem Markt?

Das Batteriemanagementsystem (BMS) ist eine unverzichtbare Komponente für den täglichen Betrieb, da es lokal und in Echtzeit vor akuten Fehlfunktionen schützt. Für eine kontinuierliche Analyse von Langzeitdegradation, Betriebsverhalten oder Restwert ist die Hardware jedoch nicht ausgelegt. Die Lösung: eine Ergänzung durch Condition Monitoring. Herstellerlösungen bieten oft nur eingeschränkten Einblick, sind systemgebunden und lassen sich selten in Flotten-, SCADA- oder Energiemanagementsysteme integrieren. Wer verschiedene Speicher oder Elektrofahrzeuge betreibt, arbeitet mit mehreren Dashboards. Weitere Anbieter decken einzelne Anwendungsfälle ab – von Laboranalysen bis zu Cloudlösungen. Diese sind oft schwer übertragbar oder nicht skalierbar. Ganzheitliche Lösungen, auch für Einmalbewertungen (zum Beispiel Inbetriebnahme, Wiederverkauf), sind selten.

Welche Lösung bietet ihr euren Kunden an und gibt es bei euch ein Alleinstellungsmerkmal?

Wir bieten eine cloudbasierte Software zur kontinuierlichen oder punktuellen Bewertung von Batteriesystemen. Diese ist herstellerunabhängig, sensorfrei und kann direkt aus realen Betriebsdaten via API oder Cloud-to-Cloud erfolgen. Was uns auszeichnet: Unsere Lösung geht weit über die reine Datenanzeige hinaus. Der virtuelle Batterieexperte „vdx sentry“ unterstützt Teams aktiv mit tiefgreifender Analyse, klarer Priorisierung mittels Ampelsystem und konkreten Handlungsempfehlungen. So lassen sich Risiken minimieren, Betriebskosten senken und Restwerte fundiert bewerten – auch ohne eigene Batterieexpertise. Besonders einzigartig sind die nahtlose Integration in bestehende Plattformen (zum Beispiel SCADA, EMS und Flottenportale) und die Skalierbarkeit für große Portfolios. Als White-Label-Lösung stärkt sie zudem die Marken und After-Sales-Services unserer Partner.

 Welche Daten lest ihr für die Analyse ein und benötigt ihr für Analyse?

Wir analysieren Sensordaten wie Spannung, Strom, Temperatur und Ladezustand – also Daten, die ohnehin in fast allen Batteriesystemen erfasst, aber meist nicht systematisch ausgewertet werden. Durch unsere Analyse lassen sich Alterung, Auffälligkeiten und Trends zuverlässig erkennen.

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Felix Krause (Vireo Ventures), Melanie Beyersdorf (EnBW New Ventures), Florian Meyer-Delpho (Seriengründer, u.a. Greenergetis, Installion) und Daniel Fürstenwerth (1000GW Institut) diskutieren mit Michael Fuhs im pv magazine Podcast: welche Technologien und Geschäftsmodelle in Photovoltaik, Speicher, Ladeinfrastruktur und Flexibilitätsnutzung haben die größten Erfolgsaussichten?

Alle pv magazine Podcasts

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Könnt ihr ein grobes Beispiel skizzieren, wie sich aus den Daten eine für Nutzer relevante Aussage herausholen lässt?

Unsere Software erkennt frühzeitig, wenn sich die Zellen einer Batterie unterschiedlich stark verhalten, beispielsweise bei der Spannung oder der Temperatur. In einem Fall zeigte sich eine rasch zunehmende Disbalance zwischen einzelnen Zellen. Unser Algorithmus stufte dies als Sicherheitsrisiko ein und gab eine klare Warnung aus. Zudem wurden detaillierte Symptome, eine technische Diagnose und eine konkrete Handlungsempfehlung bereitgestellt, beispielsweise die Prüfung der Zelle, die Anpassung des Ladeverhaltens oder die Erwägung eines Austauschs. Solche Warnmeldungen sind bei uns standardisiert nach Kategorien wie Safety, Performance oder Werterhalt. Sie ermöglichen es den Betreibern, fundierte Entscheidungen zu treffen, auch ohne tiefes Batterie-Know-how. Das lässt sich mit einem schleichend platten Reifen beim Autofahren vergleichen: Erst rollt er noch ganz normal, dann wird es instabil – und irgendwann wird es gefährlich. Unsere Software schlägt Alarm, lange bevor es so weit kommt.

In Deutschland fallen einem bei Batteriediagnostik sofort Accure und Twaice ein. Geht ihr ähnlich vor und macht ähnliche Angebote an Kunden, oder gibt es signifikante Unterschiede?

Wir haben uns alle etwa zeitgleich zwischen 2018 und 2020 gegründet und verfolgen ähnliche Ziele. Wir analysieren Batteriedaten, um Risiken zu erkennen und den Betrieb sowie die Lebensdauer zu optimieren. Der entscheidende Unterschied liegt für uns in der Umsetzung: Mit „vdx sentry“ stellen wir wachsenden Portfolios einen virtuellen Batterieexperten zur Seite, der klare, priorisierte Handlungsempfehlungen gibt. Anstelle isolierter Dashboards setzen wir auf nahtlose API-Integration in bestehende Systeme. So gehen Informationen nicht im Software-Dschungel unter. Unsere Lösung basiert auf mehr als zehn Jahren Erfahrung in Forschung und Praxis und entwickelt sich laufend weiter, beispielsweise durch Kooperationen mit Enspired im Trading-Bereich oder mit dem TÜV im Second-Life-Bereich.

Was bedeutet die Zusammenarbeit mit Enspired, die wie ihr von EnBW New Ventures mitfinanziert werden?

Unsere Software zeigt die tatsächliche Belastung der Batterie – inklusive Alterung, Kapazität und Garantiegrenzen. Diese Informationen fließen direkt in die Handelsstrategie von Enspired ein, da unsere Algorithmen in deren Software integriert sind. So lässt sich der Speicher gezielt nutzen, um langfristigen Profit statt schnellem Verschleiß zu erzielen.

Gibt es bereits Nachweise, dass die Lösung funktioniert, und Referenzen? Wenn ja, welche?

Unsere Software kommt weltweit sowohl für kontinuierliche als auch für punktuelle Bewertungen zum Einsatz. Aktuell überwachen wir über drei Gigawattstunden Speicherkapazität und mehr als 100.000 Batteriemodule auf mehreren Kontinenten. Seit 2024 nutzt Enel Green Power unsere Lösung zur prädiktiven Analyse in mehreren stationären Speichern. Für Enel X begleiten wir die größte E-Bus-Flotte Lateinamerikas mit kontinuierlichem Monitoring. Bei der Überwachung von mehr als 1000 Bussen zeigten sich in 7 Prozent der Fälle relevante Batterieprobleme. Im DACH-Raum konnten wir zum Beispiel bei 1,5 Jahre alten Fahrzeugen frühzeitig kritische Zellabweichungen erkennen. Mit „E-Health Charge“ haben wir zusammen mit Mahle die schnellste statische Batteriebewertung Europas für E-Autos entwickelt – ausgezeichnet unter anderem beim Automobilwoche-Kongress. Zudem analysierten wir mit TÜV Nord den Batteriezustand von 259 E-Bussen – eine der größten Second-Life-Transaktionen Europas. Seit Juli 2025 sind wir Teil des US-Förderprogramms „The Clean Fight NY“.

Inwiefern bringt diese Lösung die Energiewende voran?

Batterien sind ein zentraler Baustein der Energiewende. Sie stabilisieren Stromnetze, ermöglichen die Integration erneuerbarer Energien und werden im Stromhandel, in der Elektromobilität sowie in Second-Life-Anwendungen eingesetzt. Unsere Vision: „Every battery must be used to its true potential.“ Unser Ziel ist eine sichere, nachhaltige und effiziente Nutzung von Batterien. Dafür liefern wir die technische Grundlage. Eine kontinuierliche Batterieüberwachung ermöglicht es Anwendern, die Lebensdauer ihrer Batterien zu verlängern, die Betriebssicherheit zu erhöhen und sie über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg wirtschaftlich und nachhaltig zu betreiben. Sie umfasst den Zeitraum von der Werksabnahme im Herstellerland über den Betrieb bis hin zur Restwertbewertung sowie Second- oder Third-Life-Anwendungen. Damit leisten wir nicht nur einen Beitrag zur Energiewende, sondern setzen uns auch gegen die Wegwerfmentalität ein – für eine Zukunft, die auch unseren Kindern eine Perspektive bietet.

Wie seid ihr finanziert?

Volytica wurde 2019 als Spin-off des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI gegründet und ist durch mehrere Finanzierungsrunden mit starken Partnern abgesichert. 2024 schlossen wir eine Runde über 5,5 Millionen Euro ab, angeführt von Shift Invest und EnBW New Ventures. Zuvor engagierten sich unter anderem der Fraunhofer-Technologie-Transferfonds, Atlantic Labs, InnoEnergy SE, TGFS, die MBG Sachsen und strategische Business Angels. Unsere Investoren bringen neben Kapital auch wertvolles Branchenwissen und Marktzugang ein. Die Mittel dienen der Weiterentwicklung unserer Plattform, der Skalierung sowie der internationalen Expansion.

Habt ihr Fragen an die Leser von pv magazine?

  • Warum wird die Batterieanalyse bislang nicht flächendeckend genutzt, obwohl die Batterie das teuerste und komplexeste System ist?
  • Fehlt es an Bewusstsein für das Problem?
  • Was hindert Sie aktuell daran, externe Diagnoselösungen einzusetzen?
  • Sind es die Kosten, der Aufwand, die Komplexität, die fehlende Integration oder das mangelnde Vertrauen?
  • Was müsste gegeben sein, damit Sie sich für eine kontinuierliche Batterieüberwachung entscheiden?

Wir freuen uns auf den Austausch mit allen, die Batteriesysteme verantworten, sei es im Betrieb, in der Projektierung, Finanzierung, Versicherung oder Vermarktung.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen und Anmerkungen an Start-up-des-monats@vireo.vc (pv magazine und Vireo). Wir leiten Sie an unsere Gesprächspartner weiter.

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