EU-Kriterien für grünen Wasserstoff verteuern Erzeugung um bis zu 20 Prozent

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Wann gilt Wasserstoff als grün? Die EU hat für die sogenannten „Renewable Fuels of non-biological Origin“ (RFNBOs) 2023 im Rahmen der Erneuerbare-Energien-Richtlinie II (RED II) Kriterien aufgestellt: Der für die Elektrolyse genutzte Strom muss aus neu gebauten Erneuerbare-Anlagen und dann erzeugt werden, wenn er auch für die Wasserstoffproduktion verwendet wird – im strengsten Fall in der gleichen Stunde. Als weiteres Kriterium kommt zur zeitlichen die räumliche Korrelation hinzu. Sie besagt, dass Stromerzeugung und Wasserstoffproduktion in der gleichen Stromgebotszone stattfinden müssen. Diese drei Regeln sollen sicherstellen, dass der Wasserstoff tatsächlich klimafreundlich ist und das Stromnetz nicht zusätzlich belastet wird.

Das Energiewirtschaftliche Institut (EWI) an der Universität Köln hat nun untersucht, welche Kosten diese – in den Augen mancher Kritiker zu strengen – Kriterien verursachen. Zentrales Ergebnis: In Deutschland ließe sich grüner Wasserstoff ohne Anwendung der RFNBO-Kriterien um bis zu 20 Prozent günstiger erzeugen. EU-weit betrachtet liegen die Mehrkosten bei rund acht Prozent. Dazu kommt der erhöhte Aufwand bei der Beschaffung und Vermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien. „Die Komplexität des realen Betriebs und die Herausforderungen bei der Beschaffung könnten die mit den RFNBO-Kriterien verbundenen Herausforderungen weiter verstärken“, heißt es in der Studie.

Stündliche Korrelation verteuert Wasserstoff um knapp 30 Euro pro Megawattstunde

„Der Kostenanstieg bei Wasserstoffproduktion ist darauf zurückzuführen, dass diese Erneuerbare-Energien-Anlagen ausschließlich für die Wasserstoffproduktion aufgebaut werden und somit Synergien mit dem Strommarkt ungenutzt bleiben“, sagt EWI-Expertin Ann-Kathrin Klaas.

Für die Mehrkosten sei konkret vor allem die stündliche Korrelation verantwortlich. Sie lässt die durchschnittlichen Wasserstoff-Kosten laut der EWI-Studie um knapp 30 Euro pro Megawattstunde steigen. „Die Analyse zeigt, dass die Ausgestaltung der Korrelation signifikanten Einfluss auf die Zusammensetzung des Erneuerbare-Energien-Portfolios sowie den Aufwand für Stromeinkauf und -verkauf und damit auch auf die Kosten für die Wasserstoffproduktion haben kann“, erklärt Klaas.

Zugleich senken die RFNBO-Kriterien aber die Stromkosten, da nicht für die Elektrolyse benötigter Erneuerbare-Strom wieder in den Markt zurückgespeist wird. Dies macht etwa fünf Euro pro Megawattstunde aus, heißt es in der Studie. Das EWI sieht hier einen Verteilungseffekt: Systemkosten werden auf die Wasserstoffproduzenten verlagert.

 

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