Unternehmen bescheinigen dezentraler Energie einen Milliarden-Mehrwert und beanspruchen tragende Rolle

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Dezentrale Energielösungen erbringen bis 2045 einen Mehrwert von 185 bis 255 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis einer Studie von Roland Berger, die das eigens dafür gegründete Unternehmensbündnis „New Energy Alliance“ in Auftrag gegeben hat. Dazu gehören führende Marktakteure mit nach eigenen Angaben zusammen 20 Millionen Kunden und 30.000 Arbeitsplätzen, darunter so bekannte Namen wie Vonovia, Thermondo, Enpal, 1Komma5°, Octopus Energy, Elli und E3/DC.

Die Unternehmen suchen den Dialog mit der Politik und präsentieren ihre Vorschläge als „Angebot“, so Markus Meyer von Enpal. Er sieht derzeit einen fast schon ideologischen Streit: Während die einen auf 20 Gigawatt und mehr an neuen Gaskraftwerken pochen, lehnten andere deren Notwendigkeit rundheraus ab. Die Position des Bündnis liege dazwischen. Meyer bezieht sich auf den kürzlich veröffentlichten Monitoringbericht zur Energiewende, nach dem die Versorgungssicherheit durch einen Mix aus konventionellen Kraftwerken, erneuerbaren Energien und Flexibilitäten wie Batteriespeichern gewährleistet werden müsse.

Eine gesamtkosteneffiziente Energiewende brauche drei tragende Säulen, so die Studie: den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien, den bedarfsgerechten Einsatz von Backup-Kapazitäten – darunter durchaus auch Gaskraftwerke – sowie dezentrale Lösungen. Letztere umfassen Photovoltaik-Batteriesysteme in Eigenheimen, Wärmepumpen und die Einbindung von Elektrofahrzeugen über Smart Charging oder bidirektionales Laden.

Sowohl bei der Gaslobby als auch bei den Erneuerbaren gebe es den Ruf nach Subventionen, so Philipp Schröder, Gründer und CEO von 1Komma5°. Ursache sei, dass die Märkte nicht harmonierten, weil eine „Vergütungsdisfunktionalität“ bestehe. Diese könne zum Beispiel mit flexiblen Netzentgelten adressiert werden. Schröder will sich nicht damit abfinden, dass die Netzentgelte zwangsläufig steigen müssten. Alle würden immer nicken, wenn das behauptet werde. Er sieht darin jedoch eine „Subventionsabschöpfung“. Für die Diskussion um die Gaskraftwerke bedeute das: „Erst alle Flexibilität aktivieren. Wer heute ein starres Stromnetz plant – ohne Flexibilisierung und intelligente Steuerung, braucht mehr Residuallast und treibt den Netzausbau in die Höhe.“

Auch ein deutlich schnellerer Smart-Meter-Rollout sei notwendig, so das Bündnis, damit Haushalte ihre Flexibilität ins Energiesystem einbringen und davon profitieren können. Benjamin Merle, Strategiechef und CPO von Enpal, kritisiert, dass der Ausbau gebremst werde, weil zwischen Pflichteinbau und freiwilligem Einbau unterschieden werde. Dadurch würden die Geräte nicht straßenweise, sondern immer wieder einzeln installiert. Eine weitere Forderung des Bündnisses ist die Einführung des bidirektionalen Ladens.

Studie analysiert Mehrwerte

Die Untersuchung basiert nicht auf einer vollständigen Modellierung des Energiesystems, sondern auf einer Analyse der Mehrwerte und Wertschöpfung entlang eines von Roland Berger angenommenen Ausbaupfads, der nicht näher beschrieben wird. Daher erlaubt die Studie keinen Vergleich verschiedener Szenarien, wie etwa einen stärkeren Ausbau von Freiflächenanlagen im Vergleich zu Dachanlagen oder umgekehrt.

Die 185 bis 255 Milliarden Euro Mehrwert bis 2045 ergeben sich zum einen aus Einsparungen bei den Verbrauchern, die „im Optimum“ bei 50 Prozent ihrer Energiekosten liegen. „Durch Einsparungen im Vergleich zum Netzbezug sowie durch private Investitionen von Haushalten und kleinen und mittleren Unternehmen entstehen 120 bis 160 Milliarden Euro an zusätzlicher Wertschöpfung“, heißt es in der Pressemitteilung zur Studie.

Zweitens bringt die höhere „Gesamtkosteneffizienz“, das sind unter anderem vermiedene Redispatchkosten und verringerte Netzinvestitionen, der Studie zufolge einen Mehrwert von 40 bis 60 Milliarden Euro. Drittens könne eine deutsche Technologieführerschaft durch lokale Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze 25 bis 35 Milliarden Euro beitragen.

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