… das verschiebe nicht auf morgen! Dieser Appell richtet sich gleichermaßen an Photovoltaik-Interessenten wie an Installateure und Planer. Er lässt sich einerseits dadurch begründen, dass wir im August nochmals einen Preisverfall gegenüber dem Vormonat zu verzeichnen und damit nach Dezember 2024 wieder einen historischen Tiefststand bei den Modulpreisen erreicht haben. Fast alle Technologieklassen liegen auf oder unter dem Wert zum Jahreswechsel. Das, obwohl der Effizienzwert bei der Klassenunterscheidung zwischen Mainstream- und High-Efficiency-Modulen um einen halben Prozentpunt nach oben korrigiert werden musste.
Produkte mit einem Wirkungsgrad unter 23 Prozent muss man heute schon suchen, nachdem 460 Watt sich bei den 2-Quadratmeter-Modulen mittlerweile als Standard etabliert haben. Aber auch die 500-Watt-Grenze konnte innerhalb dieses, speziell für den Dachbereich gefertigten Formats, bereits geknackt werden. Vom Hersteller Aiko Solar kann man ein Solarmodul unter zwei Quadratmeter und mit der genannten Spitzenleistung nun offiziell erwerben. Dabei haben sich die Zellformate bei vielen Marken nochmals verändert, ohne dass dafür die Modulaußenmaße angepasst werden mussten. Der neue Standard im Dachbereich wird ab sofort ein 48- beziehungsweise 96-Zeller sein mit Halbzellen im Format 182 mal 105 Millimeter. Wir werden sehen, wie lange sich dieser Trend nun wieder hält.
Warum sollten die oben angesprochenen Akteure nun aber umgehend tätig werden?
Hierfür gibt es mehrere Gründe, die sich aktuell mehr oder weniger konkret ankündigen. Der erste erwächst aus dem Bestreben auf der Produktionsseite, den mittlerweile ruinösen Preiskampf zu beenden. Auch die chinesische Regierung mischt in der aktuellen Marktsituation mit und streicht Vergünstigungen und damit den subventionierten Export von Solarmodulen schrittweise. Der Versuch, dadurch eine Marktbereinigung zu erreichen und zu einem gesunderen Preisniveau zu kommen, hat bisher zwar nicht geklappt, aber die Bemühungen werden verschärft und sind somit ernst zu nehmen.
Gleichzeitig steigen die Siliziumpreise durch eine künstliche Verknappung gerade signifikant, was auf weitere Bemühungen zurückzuführen ist, die Überproduktion in Asien einzudämmen. Bemerkbar macht sich das Ganze im europäischen Markt dadurch, dass die Modulpreise für Bestellware, also für Artikel, die noch nicht vorproduziert wurden, bereits auf einem höheren Preisniveau liegen als für Ware, die sich in hiesigen Zwischenlagern befindet oder zumindest schon auf dem Weg nach Europa ist. Dementsprechend kann man davon ausgehen, dass hocheffiziente Solarmodule zumindest im Spotmarkt momentan so preiswert sind, wie noch nie zuvor in der Vergangenheit und möglicherweise auch nicht so bald wieder in der nahen Zukunft – frei nach dem Motto: „Kaufen Sie jetzt, denn billiger wird’s nicht mehr!“
Demgegenüber steht allerdings die aktuelle Marktsituation. Die Nachfrageschwäche im Frühjahr hat sich zwar im Juli offenbar kurzzeitig gemildert, glaubt man den von der Bundesnetzagentur gemeldeten Zubauzahlen in Deutschland, aber ein neuer Boom ist deswegen wohl nicht im Anmarsch. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich bereits einige Investoren gedacht haben werden: „Besser wird’s nicht, also warum die geplanten Projekte nicht lieber gleich in die Tat umsetzen.“ Genau diesen Rat möchte ich hier auch geben, denn die politischen Zeichen in Europa stehen auf Sturm, also heftigsten Gegenwind gegenüber dem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien.
Fast alle rechtskonservativen Regierungen schrauben die Unterstützung zurück und gefährden damit die selbst gesteckten Klimaziele – oder sie stellen sie lieber gleich in Frage. Kein Wunder, denn diese werden von höchster Stelle torpediert, nämlich von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen höchstpersönlich. Der noch vor wenigen Jahren ausgerufene European Green Deal wird zugunsten kurzfristiger wirtschaftlicher Interessen, insbesondere der USA und deren Präsidenten Donald Trumps, auf dem Schlachtfeld der internationalen Zollpolitik geopfert. Der Aufschrei innerhalb der Regenerative-Energien-Branche, aber auch vieler weitsichtigerer Wirtschaftsverbände anderer Bereiche ist groß.
Deutschen Politikern, allen voran Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), fällt dazu nichts Besseres ein, als in vorauseilendem Gehorsam neue Gaskraftwerke ausschreiben zu lassen, denn irgendwo muss das viele Gas ja verfeuert werden, welches wir Europäer nach dem Willen des US-Präsidenten in den kommenden Jahren einkaufen sollen. Um künftige Überkapazitäten zu vermeiden und die Angelegenheit noch unwirtschaftliche zu machen, als sie ohnehin schon ist, würgt man lieber den Ausbau erneuerbarer Energien und intelligenter, anpassungsfähiger Netzstrukturen ab.
Wenn sich diese Politik in Deutschland und Europa durchsetzt, muss sich die Photovoltaik-Branche in den kommenden Jahren warm anziehen. Alle Branchenvertreter, die bereits länger aktiv sind, fürchten ein Déjà-vu zu erleben und fühlen sich in die frühen 2010er-Jahre zurückversetzt. Seinerzeit wurden beinahe die komplette europäische Solarindustrie und damit hunderttausende Arbeitsplätze innerhalb der Branche vernichtet und die Energiewende um ein komplettes Jahrzehnt zurückgeworfen. Bereits damals waren es vornehmlich CDU-Politiker wie Norbert Röttgen und später Peter Altmaier als Bundesumweltminister, sowie Wirtschaftsminister Philipp Rösler von der FDP, die den Kahlschlag zu verantworten hatten.
Sollte es sich bei Ministerin Reiche tatsächlich um einen „Altmaier Case 2.0“ handeln, müssen wir innerhalb der Branche dringend handeln. Erst einmal sollten noch schnell so viele Photovoltaik-Anlagen und Energiespeicher wie möglich gebaut werden – immerhin galt bisher immer noch der Bestandsschutz in der Energiewirtschaft. Dann sollten wir zeigen, dass die von uns eingesetzten Technologien nicht unsicher sind und unvermeidlich den Blackout provozieren, sondern netzdienlich oder sogar netzbildend eingesetzt werden können. Und wenn das alles noch nicht hilft, müssen wir maximalen Druck aus der Gesellschaft und der Wirtschaft ausüben, damit die alten Fehler nicht schon wieder gemacht werden. Allzu viele Anläufe, den Klimawandel zu bremsen oder gar umzukehren, bleiben uns vermutlich nicht mehr.
Übersicht der nach Technologie unterschiedenen Preispunkte im August 2025 inklusive der Veränderungen zum Vormonat (Stand 12.08.2025):
— Der Autor Martin Schachinger ist studierter Elektroingenieur und seit mehr als 30 Jahren im Bereich Photovoltaik und regenerative Energien aktiv. 2004 machte er sich selbständig und gründete die international bekannte Online-Handelsplattform pvXchange.com, über die Großhändler, Installateure und Servicefirmen neben allen Komponenten für Neuinstallationen auch Solarmodule und Wechselrichter beziehen können, welche nicht mehr hergestellt, aber für die Instandsetzung defekter Photovoltaik-Anlagen dringend benötigt werden. —
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Ja, es ist nötig, dringend zu handeln. Denn Reiche ist nicht der „Altmaier Case 2.0“, Reiche ist der Altmeier Case!
Sie war zu der Zeit, 2009–2013 parlamentarische Staatssekretärin unter Röttgen und Altmeier.
Kann nicht mal bitte Jemand aufzeigen, dass Martin Schachinger falsch liegt mit seiner Analyse?
Lieber Dirk, mich würde brennend interessieren, in welchen Punkten ich falsch liege, die führst Du aber leider nicht auf. Gerne können wir die hier diskutieren.
LG Martin
Komisch es hat doch immer zwei Seiten gestern sind die Grünen Aktien in de USA gestiegen, wegen der BIG BILL von Trump.
Eigentlich ist doch noch gar nicht richtig bekannt, was Katherina Reiche möchte.
Unter Habeck entstand das Solarspitzengesetz und Habeck wollte H2 Ready ohne zu wissen gibt es Wasserstoff und was kostet die Umrüstung zu H2 Ready und ist es technisch möglich. Zudem hat Habeck angekündigt bei den Kraftwerken den Wasserstoff und die Betriebskosten zu subventionieren.
Und was auch nicht wieder gesagt wurde unsere Wirtschaft hat Probleme,
Arbeitslose kaufen sich keine Wärmepumpen.
Die Ankündigung einer konsequenten Wasserstoff-Strategie kam auch schon von Peter Altmaier. Habeck hat dieses Erbe nur übernommen und war in seiner Politik leider vielen weiteren Sachzwängen unterworfen, Stichworte: Energiekrise, Gasmangellage. Seine in Grundzügen gute Wärmepumpen-Initiative wurde von Lobbyverbänden und überwiegend rechtskonservativen Medien kaputtgeredet. Die große H2-Strategie, vor allem aber deren Umsetzung hat sich ja bisher als Rohrkrepierer geoutet. Wir werden sehen, ob da von der CDU noch etwas Substanzielles kommt oder ob sie nur wieder als Deckmäntelchen benutzt wird, um neue Gaskraftwerke zu bauen.
Nach inzwischen mehr als 20 Jahren in dem Geschäft kann ich Herrn Schachinger zur 100% zustimmen. Bei Herrn Dirk Schiller muss man einfach Unwissen zur Kenntnis nehmen. Möglicherweise kommt er wie unsere neue Wirtschaftsministerin auch aus der Lobbyszene der Energiekonzerne!
Armes Deutschland, arme Welt! Unsere Kinder und Kindeskinder müssen das ausbaden!
Ich glaube, Dirk Schillers Kommentar ist im Sinne von „Ich wünschte, Martin Schachinger läge falsch“ gemeint.