Das erste Halbjahr 2023 hatte mit fast 2,5 Gigawattstunden den höchsten Zubau des bisherigen Speichermarkts. Klar führend ist weiterhin der Photovoltaik-Heimspeichermarkt.
Im Heimspeichermarkt wurden mit rund 250.000 Neuinstallationen im ersten Halbjahr gleich mehr Speichersysteme als im gesamten Vorjahr installiert. Die zugebaute Speicherkapazität summiert sich auf 2,2 Gigawattstunden und die Wechselrichterleistung rund 1,5 Gigawatt. Dies entspricht einem Wachstum von etwa 170 Prozent in Bezug auf die Kapazität und den Vorjahreszeitraum. Neben der insgesamt hohen Nachfrage kam verstärkend hinzu, dass Anfang 2023 die Mehrwertsteuer für neue Photovoltaik-Anlagen und Heimspeicher weggefallen oder besser gesagt auf null Prozent reduziert wurde. Dies führt einerseits zu Marktwachstum, da die Systeme preislich attraktiver werden. Andererseits hat dies jedoch auch dazu geführt, dass sich einige Personen bewusst erst für eine Finalisierung der Installationsarbeiten nach dem Jahreswechsel entschieden haben.
Die durchschnittliche Speicherkapazität eines Heimspeichers lag im ersten Halbjahr bei etwa neun Kilowattstunden und die durchschnittliche Leistung schon bei fast sechs Kilowatt. Während die Speicherkapazität in der letzten Zeit nur noch geringfügig gewachsen ist, sind die Leistungen etwas weiter gestiegen. Daher ist auch das Leistungswachstum in der Grafik höher als das der Speicherkapazität.
Bislang höchster Zubau auch bei Gewerbespeichern
Auch der Gewerbespeichermarkt verzeichnete im ersten Halbjahr 2023 den höchsten bislang dokumentierten Zubau. Die rund 1100 neuen Speichersysteme haben eine Gesamtspeicherkapazität von 70 Megawattstunden und eine Leistung von 31 Megawatt. Dies entspricht einem Wachstum von 90 Prozent in Bezug auf die Kapazität und das Vorjahreshalbjahr. Mit durchschnittlich rund 65 Kilowattstunden sind die meisten Gewerbespeicher jedoch weiterhin recht klein, wenn unsere Definition des Segments von 30 Kilowattstunden bis eine Megawattstunde berücksichtigt wird.
Bei den Großspeichern sind insgesamt 28 Projekte mit 125 Megawattstunden und 107 Megawatt ans Netz gegangen, was einem Wachstum von etwa 175 Prozent in Bezug auf die Kapazität entspricht. Die durchschnittliche Projektgröße lag bei knapp viereinhalb Megawattstunden und die Speicher können im Schnitt etwas weniger als eine Stunde lang bei voller Leistung ge- und entladen werden.
Anmerkung: Die Webseite Battery Charts (www.battery-charts.de) basiert auf unserer Veröffentlichung Figgener, Hecht et al., „The development of battery storage systems in Germany – A market review (status 2023)“ und bietet Ihnen regelmäßig aktuelle Marktzahlen.
Über die Autoren
Jan Figgener (LinkedIn) ist Abteilungsleiter am Lehrstuhl für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik der RWTH Aachen und unterstützt ACCURE Battery Intelligence bei Analysen rund um den Batteriespeichermarkt. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Marktentwicklung, die Netzintegration und die Alterung von Batteriespeichern.
Christopher Hecht ist Data Scientist bei The Mobility House und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik der RWTH Aachen. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Interaktion von Elektrofahrzeugen und dem Stromnetz mit besonderem Fokus auf die Nutzung von Ladeinfrastruktur. Themenfelder sind intelligentes Laden und Vehicle-to-Grid.
Dirk Uwe Sauer leitet den Lehrstuhl für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik der RWTH Aachen und ist seit fast 30 Jahren im Bereich Batterien und Energiesysteme aktiv. Zusammen mit einem Team von 70 Angestellten deckt er Themen von elektrochemischen Prozessen in einer Batteriezelle bis zur Analyse ganzer Energiesysteme ab.
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Danke an die vielen Käufer von teuren Heim-Speichern. Sorgen doch sie dafür, dass die Preise für Speicher kontinuierlich fallen. Ich befürchte so manch einer wird sich in 1-2 Jahren die Augen reiben wenn er realisiert dass er für das gleiche Geld doppelte bis dreifache Kapazität bekommt… Aber so ist das mit der Ausbreitung neuen Technologien. Die Zeche zahlen die, die als erstes kaufen…
Wenn es nur die Gewerbespeicher gäbe, würden die Preise genauso fallen, und die Preise wären jetzt schon so niedrig, wie die Heimspeicher erst in ein paar Jahren kosten werden.
Die Käufer berechnen die Amortisation noch mit den kriegsbedingt hohen Strompreisen des Jahres 2022. Wenn aber Xi Jinping von Putins „Erfolg“ gewarnt auf einen Krieg gegen Taiwan verzichtet (Ich halte ihn für klüger als Putin), dann werden bei uns die Strompreise ganz schnell wieder fallen, weil der PV- und Windausbau noch schneller steigen wird, als in den vergangenen Jahren. Die Speicher finanzieren sich durch die Preisdifferenz zwischen Erzeugungskosten und Verbrauchspreis, abzüglich der entgangenen Einspeisevergütung. Da die Verbrauchspreise kaum steigen, zunächst sogar zurückgehen werden, sinkt der Deckungsbeitrag. Die Amortisationsrechnung steht dann auf sehr tönernen Füßen. Im Augenblick sieht sie, auf die kWh heruntergebrochen, so aus: Verbrauchspreis 35ct, Erzeugungskosten 12ct, Einspeisevergütung 7ct. Die Ein- und Ausspeicherung kostet etwa 10ct. Man kann also gegenwärtig mit jeder eingespeicherten kWh etwa 35-12-7-10=6ct sparen. Ist der Speicher etwas teurer, dann wird dieser Betrag negativ, jede eingespeicherte kWh kostet dann. Sinkt der Verbrauchspreis wieder auf das Vorkriegsniveau, sind die 6 ct auch weg. Es bleibt dann nur das beruhigende Gefühl, von eventuellen Strompreissteigerungen weniger betroffen zu sein als andere – auf deren Kosten.
Es ist also nicht verständlich, weshalb dem nicht staatlicherseits ein Riegel vorgeschoben wird, indem der Reststrombedarf aus dem Netz so bezahlt werden muss, dass die Vorhaltekosten für die selten in Anspruch genommenen Reservekraftwerke von den Verursachern bezahlt werden.
JCW schreibt
Es bleibt dann nur das beruhigende Gefühl, von eventuellen Strompreissteigerungen weniger betroffen zu sein als andere – auf deren Kosten.
@ JCW
Für uns bleibt das Gefühl noch etwas beruhigender, weil wir mit unserem Heimspeicher den selbst erzeugten, wertvollen Ökostrom vor Diskreditierung zur Ramschware bewahren. Ganz im Sinne derer, die die „saubere“.. Energiewende wollen
Nico, das passt schon. Man kann es auch andersherum sehen. Die ersten sind diejenigen, die am längsten den Nutzen generieren konnten.
Die ersten EEG Anlagen vor 20 Jahren waren auch vergleichsweise sehr teuer.
Der technische Wandel und der gesellschaftlich-markttechnische Wandel gehen im Laufe der Zeit immer gemeinsam Hand in Hand. 1-2 Jahre sind vermutlich etwas übertriebener Optimismus, aber mit einer 0 am Ende liegen Sie da sicherlich richtig.
Aber ist das schlimm? War deswegen etwas eine falsche Entscheidung? Wer kann schon 10+ mehr Jahre ernsthaft die Zukunft voraussagen? Ich denke, das ist eher unwahrscheinlich. Ein „Warten“ auf z.B. 50% billigere Speicher in 1-2 Jahren wird wohl eher ein Warten auf Godot werden, das sich ökonomisch nicht rechnen wird. Denn sowohl der Markt als auch die Technik sind im Zeitverlauf eng miteinander verbunden. Es passiert selten, dass sich das eine vom anderen in kurzer Zeit abkoppelt und davonprescht
Bedenken Sie die Entwicklung von Smartphones der letzten 20 Jahre. Ich benutze zwangsläufig derzeit ein 5 Jahre altes Smartphone. Vergessen Sie das einfach, das ist unpraktikabler Schrott. Aber vor 5 Jahren war das der Hammer, state-of-the-art. Hätte ich es damals nicht kaufen sollen und 5 Jahre warten sollen? Die Zeit war eben eine andere damals. Ich will damit auf den Zusammenhang zwischen Zeit / Entscheidung / Markt / Technik hinaus. Es macht keinen Sinn, das im Nachhinein mit der Sichtweise des Status-Quo zu bewerten.
PS: Witz der Geschichte: Der LiPo-Akku funktioniert 100% astrein – das hätte ich absolut nicht erwartet – das das Ding sich überhaupt wieder laden lässt, grenzte für mich schon an ein technisches Wunder. Der Akku lag jahrelang ohne Ladung herum. Er konnte sofort geladen werden und funktioniert heute wie damals – ich kann den ganzen Tag damit das Smartphone benutzen – so viel zur Akku-Thematik bei meiner Anekdote. Irre.