Hilfsaktion für die Ukraine: mobile Solarladegeräte in Zeiten des rücksichtslosen Energiekrieges

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Aktuell wird aus der Ukraine berichtet, dass bereits 60 Prozent der Netzknotenpunkte zerstört sind, so dass selbst Kyiv derzeit nicht aus dem nationalen Stromnetz versorgt werden kann. Das Stromnetz ist zum Kriegsziel geworden. Attacken gegen die Stromversorgung werden als Waffe gegen Kommunikation und Informationsweiterleitung eingesetzt. Als Waffe gegen die Stärken der Ukraine, gegen den Zusammenhalt in der Bevölkerung.

Die Nato-Staaten und Europa halten dagegen und haben umfangreiche Hilfsaktionen zum Wiederaufbau der Energieversorgung gestartet. Da die Ukraine ein Energienetz alter sowjetischer Bauart hat, sind zum Beispiel zerstörte Umspannwerke weder leicht noch schnell durch westliche Technik ersetzbar und Teile der Ukraine sind ganz ohne Strom aus dem Netz, andere Teile sind von „Rolling Blackouts“ betroffen.

Daher macht es in so einer Situation Sinn, Photovoltaikgeneratoren im Wattbereich zu liefern. Nie zuvor war dezentrale und lokal produzierte Energieerzeugung so gefragt wie jetzt in der Ukraine.

Mobile solargestützte Kommunikation in Kombination mit satellitengestütztem Internet kann nicht zentral ausgeschaltet werden. Egal welches Stromnetz, welche Telefonzentralen Putin zerbombt: Dezentrale Lösungen „aus dem All und von der Sonne“ kann er nicht ausknipsen. Dabei ist die Intelligenz, die Vernetzung und die enge Kommunikation der Ukrainer untereinander ihr wichtigstes Gut.

Unsere Hilfsaktion setzt genau hier an und ermöglicht den Menschen in der Ukraine die Kommunikationskanäle aufrecht zu erhalten – und unsere Ansprechpartner vor Ort geben uns Feedback: Unsere Hilfe wirkt und sie wollen dringend mehr davon.

Wir konzentrieren uns einerseits auf leichte trag- und faltbare Solarmodule bis zu 28 Watt, die zusammen mit einer Powerbank auch bei winterlichem Schwachlicht noch genügend Solarstrom generieren, der ausreicht, um ein Handy zu laden. Die zweite Schiene sind ebenfalls mobile Batteriestationen mit rund einer halben Kilowattstunde Ladeleistung, die dank eines Mini-Wechselrichters auch Wechselstrom liefern. Mit Solarmodulen zwischen 100 und 200 Watt kombiniert sind das bereits kleine „Community Stations“, über die mehrere Laptops, Handys und Powerbanks aufgeladen werden können. Mit eigenen Spenden und für uns reduzierten Preisen sind die Berliner „Sonnenrepublik“ und die österreichische „Sunnybag“ unsere Hauptlieferanten.

Wer wir sind

Am 1. März 2022, nur wenige Tage nach Kriegsbeginn hatten wir ein Meeting der Eurosolar Regionalgruppe Berlin-Brandenburg gehalten. Eingeladen war Helmut Wolmann von der Wechange eG als Gast, um über ein Netzwerk von Energiegenossenschaften zu berichten, welches Wechange mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes in der Ukraine aufbaute. Meine Idee war bereits zu diesem Zeitpunkt klar: Im Krieg müssen Menschen fliehen, sich bewegen, dabei kommunizieren – sie würden dringend solare Ladegeräte brauchen, um sich dabei verständigen zu können, sich zu orientieren, herauszufinden, was die aktuellen Nachrichten sind, wo Züge fahren, wo sie sich in Sicherheit bringen können. Durch die glückliche Fügung unseres Zusammentreffens konnten wir sofort starten. Wir, die Eurosolar Regionalgruppe mit  Gotthard Schulte-Tigges, hatten die Solarkontakte, Wechange die Ansprechpartner in der Ukraine und Helmut Wolmann mit dem Verein „Ideen hoch drei“ auch eine Spendenplattform. Das Einsammeln von Spenden haben wir in der Folge über „Betterplace“ organisiert: „Freiheitsenergien für die Ukraine

Unser Ansprechpartner vor Ort ist der „Ecoclub Rivne“, eine Umwelt-NGO, die bereits vor dem Krieg in über 200 ukrainischen Kommunen Energiemanagement umgesetzt hat und daher bestens vor Ort vernetzt ist und überall in der Ukraine Ansprechpartner hat.

Was wir tun

Über die gemeinsame Aktion „Freiheitsenergien für die Ukraine“ haben wir bereits am 4. März die erste Sendung mit Solarladern in die Ukraine geschickt, bis jetzt sind rund zehn Sendungen in der Ukraine eingetroffen.

Beim Wandellab im Juni in Berlin konnte Wechange die Energieexperten des Ecoclub Rivne nach Berlin einladen. Dabei wurde die Idee solarbetriebener Tiny Houses für Binnenflüchtlinge in der Ukraine zu errichten, vorgestellt.

Bei einem Besuch in Nechlin mit der ukrainischen Gruppe konnten wir ihnen renovierte Gebäude mit Solarstromversorgung und ein 100 Prozent regeneratives Wärmenetz mit Windpower-Einspeisung und Biomasse vorstellen.

In einer weiteren Hilfsaktion soll jetzt auch Geld für fünf ukrainische Krankenhäuser gesammelt werden. Die in München lebende Vorständin des Ecoclub’s Oksana Pohl sammelt in Deutschland Spenden dafür über das gemeinnützige „WirWerk“, die ukrainische Solarenergievereinigung unterstützt die Aktion.

Wer uns fördert

Über Erstsponsoren sind wir gestartet, dazu gehören Paul Grunow, der Gründer von Solon AG, Q-Cells und PI-Berlin, Jörg & Ute Müller von Enertrag sowie die europäische Solarenergievereinigung „Solar Power Europe“. In der Folge wurde die Aktion von privaten Einzelspendern getragen – und auch die Gemeinde der „Alten Pfarrkirche“ in Pankow mit den Konzerten der Goldelsen zählt zu den Großspendern.

Direkt nach Weihnachten wollen wir die nächste Sendung ausschicken, daher freuen wir uns über jede einzelne Spende für die „Freiheitsenergien für die Ukraine“.

– Die Autorin Astrid Schneider ist bei EUROSOLAR e.V. ehrenamtlich aktiv und hat mit Gotthard Schulte-Tigges die Solarhilsaktion gestartet. Beruflich ist sie Solararchitektin, forscht an der TU Wien zu BIPV und lehrt dazu als Adjunct Prof. an der Woxsen University, Hyderabad. – 

 

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