Dena: Kann ich mein Gebäude mit einer Wärmpumpe heizen?

70 Prozent der Energieexperten empfehlen Wärmepumpen mit PV und Batteriespeicher

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Der Wechsel des Heizsystems ist mit einem hohen Beratungsbedarf verbunden, wie eine aktuelle Umfrage der Deutschen Energieagentur (Dena) unter Energieberatern der Dena-Expertenliste ergab. Die häufigste Frage, die Energieberater demnach aktuell hören: „Ist mein Gebäude für eine Wärmpumpenheizung geeignet?“ Sehr oft lautet die Antwort ja. Doch bevor sie tatsächlich eingebaut ist, lauern noch weitere Hindernisse. Ziel der Umfrage war es daher, einen Einblick in die vor Ort geführten Kundengespräche zu bekommen und damit Hemmnisse für einen schnellen Hochlauf von Wärmepumpen zu identifizieren, so die Dena. Bei der Befragung vom 27. Juni bis 4. Juli haben 487 der angeschriebenen rund 10.000 Experten geantwortet.

Mehr als 80 Prozent der Berater werden nach den Ergebnissen häufig bis sehr häufig aktiv zu Wärmepumpen befragt. Mehr als 40 Prozent von ihnen empfehlen sehr häufig eine Wärmepumpe in Kombination mit Photovoltaik und einem Batteriespeicher, weitere 30 Prozent tun das häufig. Meist sind es Luft-Wasser-Wärmepumpen, zu denen geraten wird.

Leistungsfähigkeit von Wärmepumpen wird unterschätzt

Doch trotz der häufigen Einbauempfehlung, die vermutlich auch durch die aktuelle Marktsituation angetrieben ist, sehen Berater auch viele Schwierigkeiten. 70 Prozent der Befragten schätzen, dass regelmäßig bis sehr häufig Wärmepumpen aufgrund des baulichen Zustands nicht in Frage kommen. Bei der Vorstellung der Ergebnisse der Umfrage am Donnerstag, konnten Andreas Kuhlmann und Christian Stolte von der Dena diesen Widerspruch nicht eindeutig klären. Sie vermuten, dass die Wärmepumpe dann nur im Zusammenhang mit weiteren Sanierungsmaßnahmen am Haus empfohlen wird.

Nach ihrer Interpretation unterschätzen viele Energieberater auch die Leistungsfähigkeit von Wärmepumpen. Wenn 44 Prozent angeben, dass häufig bis sehr häufig ein Wärmepumpeneinsatz nicht möglich sei, widerspreche das den Ergebnissen aktueller Feldtests, zum Beispiel des Fraunhofer ISE, dass Hemmnisse oft geringer als gedacht sind und oft mit einzelnen überschaubaren Maßnahmen, wie einem Heizkörper oder Fenstertausch, lösbar sind, erläuterte Christian Stolte, der bei der Dena für den Bereich klimaneutrale Gebäude verantwortlich ist.

Auch die Verfügbarkeit geeigneter Fachkräfte und aktuelle Lieferengpässe werden als Problemfelder genannt. Auf die Frage, wieviel Zeit gegenwärtig bis zum Einbau einer Wärmepumpe geplant werden sollte, antworten 45 Prozent mit 12 Monaten oder gar 18 Monaten. Weitere 9 Prozent gehen von mindestens 9 Monaten aus.

Starker bis sehr starker Kostenanstieg begleitet Nachfrageboom

Gleichzeitig beklagen die Befragten einen starken Kostenanstieg. Gerade bei Wärmepumpen sehen 85 Prozent einen starken bis sehr starken Kostenanstieg, während Gas- und Ölheizungen nach Einschätzung von mehr als 70 Prozent der Teilnehmer nur einen moderaten Anstieg oder gleichbleibende Kosten aufweisen. Der Kostenanstieg könne aber nicht durch mehr Förderung aufgefangen werden, ergänzt Stolte. Stattdessen rechnet er damit, dass der internationale Wettbewerb hier in den nächsten zwei Jahren eine Normalisierung der Preise erreicht.

Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Dena-Geschäftsführung, sagte: „Es gibt aktuell kein Nachfrage-, sondern eindeutig ein Angebotsproblem. Produktion, Einbau sowie Anmeldung der Anlagen bei den zuständigen Netzbetreibern müssen massiv beschleunigt werden.“ Dafür seien aber nicht nur Handwerker notwendig, sondern Fachkräfte in allen Bereichen, von der Planung bis zu Mitarbeitern in Behörden.

Auch die Energieberater selbst benötigen dringend mehr Unterstützung. 54 Prozent gaben in der Umfrage an, dass ihnen herstellerunabhängige und leicht verständliche Informationen für die Beratung fehlen und sie konstatieren einen Mangel an Energieberatern. Ganz oben auf der Wunschliste für mehr Unterstützung stehen eine technische Hotline für Berater und Beraterinnen, realistische Praxiswerte zum Einbau und Betrieb von Wärmepumpen sowie herstellerunabhängige Informationen und Schulungen. An die Politik und die Fördergeber haben die Energieexperten folgende Wünsche: Verlässliche Förderbedingungen, einfache Informationen zur Förderung sowie schnellere und einfachere Verfahren und Bearbeitung der Anträge.

Die Nachfrage nach Heizungswärmepumpen ist nach Zahlen des Bundesverbands der deutschen Heizungsindustrie im ersten Halbjahr 2022 um 25 Prozent gestiegen. Der Absatz betrug 96.000 Stück. Gleichzeitig fiel der Absatz von Gasheizungen um 6 Prozent auf knapp unter 300.000 Stück.

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