Kosten für Photovoltaik-Anlagen in der Schweiz seit Jahresanfang um zehn Prozent gestiegen

Teilen

Quartalsweise analysiert solarplattform.ch die Kosten für den Bau von Solaranlagen in der Schweiz. Seit Jahresanfang sind die Kosten für Photovoltaik-Anlagen auf Einfamilienhäusern um durchschnittlich 10 Prozent gestiegen. Zugleich nehmen die Wartezeiten bis zur Fertigstellung der Anlagen zu. Und es tummeln sich immer mehr unseriöse Anbieter im Schweizer Photovoltaik-Markt.

Kosten für Solaranlagen

Die Grafik zeigt die spezifischen Kosten Schweizer Solarteure für Solaranlagen gemäß den Richtofferten erstellt mit ihren Solarrechnern. Auf der x-Achse wurde die Leistung der offerierten Anlagen aufgetragen, auf der y-Achse die spezifischen Kosten in Franken pro Kilowattpeak.

Klar erkennt man, dass die Solarteure die Auslegung der Anlagen unterschiedlich gestalten. Einige Solarteure legen die Anlage so aus, dass rechnerisch der Jahresstromverbrauches des Haushaltes gedeckt werden kann. Sie offerieren eine Solaranlage mit einer Leistung von etwa 5 Kilowatt mit einer ungefähren Produktion von 5000 Kilowattstunden pro Jahr.

Die Mehrzahl der Solarteure belegt die am besten geeignete Dachfläche (Dachhälfte mit West-Süd-West-Ausrichtung). Kein Solarteur bietet mit seinem Solarrechner eine Vollbelegung der Dachfläche an, also auch der etwas weniger gut geeigneten Ost-Nord-Ost-Dachhälfte.

Zwei Fakten erstaunen: zum ersten offerieren die Installateure Solarmodule mit stark unterschiedlicher Effizienz respektive Größe. Wie sonst ist es zu erklären, dass sie für die gleiche Dachfläche Photovoltaik-Anlagen zwischen 9 und fast 12 Kilowatt Leistung offerieren, also eine Differenz von mehr als 20 Prozent.

Noch gravierender ist allerdings der zweite Punkt – die Diskrepanz zwischen den einzelnen spezifischen Preisen. So bietet der günstigste Solarteur eine Anlage für knapp unter 2000 Franken pro Kilowattpeak an, der teuerste Anbieter (bei Belegung der besseren Dachhälfte) knapp über 4000 Franken pro Kilowattpeak – also doppelt so teuer! Der absolute Preisunterschied bei einer 10-Kilowatt -Anlage beträgt somit mehr als 20.000 Franken.

Die Anbieter, die die kleineren Photovoltaik-Anlagen zur rechnerischen Deckung des eigenen Verbrauchs anbieten, sind mit circa 5000 Franken pro Kilowattpeak noch teurer. Da die Anlage aber in Summe kleiner ist, sind die Gesamtkosten mit denjenigen der größeren Anlagen vergleichbar.

Preisentwicklung von Photovoltaik-Anlagen seit Jahresbeginn 2022

Die mittlere Preiserhöhung im ersten Halbjahr für Solaranlagen in der Schweiz beträgt 10 Prozent, rechnet man die «Ausreißer» mit hinein, so ergibt sich eine Preissteigerung von sogar 16 Prozent.

Wie in der Grafik ersichtlich, entwickeln sich die Preise der verschiedenen Installateure sehr unterschiedlich. Zwei Solarteure haben die Preise seit Anfang Jahr praktisch unverändert belassen. Bei fünf Solarteuren wurden die Preise mehr oder weniger kontinuierlich angehoben.

Einen Sonderfall stellen die zwei «Ausreißer» dar. Nachdem vom ersten auf das zweite Quartal die Preise fast verdoppelt wurden, sind sie vom zweiten auf das dritte Quartal hin wieder gesunken. In Summe verbleibt dennoch bei diesen beiden Solarteuren eine teilweise deutliche Preissteigerung.

Was führt zu dieser Preissteigerung? Die Schweiz ist genau wie alle anderen europäischen Länder von den Preissteigerungen bei den Komponenten betroffen, wie sie auch regelmäßig in anderen Berichten ausgeführt werden. Ebenso wie in vielen anderen Ländern erlebt die Schweiz momentan einen Nachfrageüberhang, das heißt es gibt deutlich mehr Anfragen für Photovoltaik-Anlagen als von den Solarteuren bewältigt werden können.

Teilweise berichten deshalb Solarteure, dass sie jegliche Marketingaktivitäten eingestellt haben, um nicht noch mehr Anfragen zu erhalten. Auch haben einige Installateure ihren Solarrechner eingestellt. So bieten von Anfang des Jahres noch 12 Solarteuren in diesem Vergleich nun nur noch 9 ihren Solarrechner online an. Es muss aber auch davon ausgegangen werden, dass der Anbietermarkt dazu führt, dass Solarteure ihre Margen wieder verbessern, die in den vergangenen Jahren teilweise sehr unter Druck geraten waren.

 

Analysemethode

Im Schweizer Photovoltaik-Markt sind Solarrechner sehr verbreitet. Solarrechner ermitteln nach Eingabe einer Adresse automatisch die Größe der Dachfläche, die Ausrichtung zur Sonne sowie den Neigungswinkel des Daches. Je nach Auslegung des Solarrechners wird entweder a) die Solaranlage so optimiert, dass sie ungefähr den Jahresverbrauch der Einwohner abdeckt oder dass b) die am besten geeignete Dachfläche des Hauses voll belegt wird.

Schweizer Solarteure nutzen solche Solarrechner auf ihren Internetseiten, damit Interessenten schnell und unkompliziert Richtofferten eigenständig erstellen können.

Für den Preisvergleich wurden neun der größten Schweizer Solarteure ausgewählt. Mit deren Solarrechnern wurde jeweils das gleiche Hausdach (Satteldach mit West-Süd-West und Ost-Nord-Ost-Ausrichtung, jede Dachhälfte ca. 60 Quadratmeter groß, Neigung 25 Grad)  analysiert und eine Richtofferte erstellen lassen. Dabei wurden soweit möglich die voreingestellten Standardwerte der Solarrechner benutzt.

Zur Auswertung wurde der Preis der Photovoltaik-Anlage (ohne Mehrwertsteuer und vor Abzug von Subvention und Steuerersparnis) durch die angebotene Leistung in Kilowattpeak dividiert. Die erhaltenen spezifischen Kosten pro Kilowattpeak wurden anschließend verglichen. Die so erhaltenen Werte sind tendenziell zu hoch, da die meisten Haushalte das Recht auf eine sogenannte Einmalvergütung (staatliche Förderung) haben und häufig auch eine Steuerersparnis erhalten. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurde dennoch der beschriebene Zahlenvergleich gewählt, da die Solarteure auf sehr unterschiedliche Arten Einmalvergütung und Steuerersparnis in die Richtofferten einfließen lassen.

Realisierungszeiten*

Die aktuelle Knappheit an Komponenten (insbesondere Solarmodule und Wechselrichter) sowie an Arbeitskräften spiegelt sich auch in der Realisierungszeit von Photovoltaik-Anlagen wider. Bei zwei Dritteln der zuletzt realisierten Anlagen betrug die Zeitdauer zwischen Angebotsunterschrift und Inbetriebnahme der Anlage mehr als drei Monate, bei circa einem Drittel sogar mehr als sechs Monate. Positiv kann man aber auch vermerken, dass immerhin ein Drittel der Anlagen in weniger als drei Monaten in Betrieb genommen wurde – dies hört man heute in der Tat nicht mehr so oft.

Vermehrt unseriöse Anbieter im Schweizer Photovoltaik-Markt

Die aktuellen Knappheiten an Photovoltaik-Komponenten sowie an Arbeitskräften scheint auch Anbieter anzuziehen, die mit unseriösen Methoden den Markt bearbeiten. Zu diesen unseriösen Methoden gehören falsche Versprechungen über Lieferzeiten und/oder Preise aber auch mangelhaft ausgeführte oder verzögerte Arbeiten. «Beliebt» bei solchen Anbietern ist es auch, mit minimalem Aufwand die Installation zu beginnen und dann während einer längeren Zeitperiode nicht zu beenden.

Von den Umfrageteilnehmern geben immerhin fast vier von zehn an, dass sie vermehrt solchen und anderen Praktiken im Schweizer Photovoltaik-Markt begegnet sind. Für seriöse Anbieter stellt dies vermehrt eine Herausforderung dar, sich von unseriösen Angeboten abzugrenzen. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass damit eine ganze Branche in Verruf gerät. Es ist also Wachsamkeit angezeigt. Eine Möglichkeit für den Endkunden besteht darin, den Solarteur dahin gehend zu überprüfen, ob er von Swissolar als «Solarprofi» zertifiziert ist.

Durchführung Umfragen

Die Umfragen wurden in der Facebook-Gruppe «Photovoltaik Schweiz» durchgeführt. Die Gruppenmitglieder tauschen sich aktiv zu verschiedensten Aspekten der Photovoltaik in der Schweiz aus. Bei den Umfrageergebnissen handelt es sich deshalb nur um ein Stimmungsbild ohne Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit. Diese Umfragen geben dennoch erste wertvolle Hinweise, sollen aber eine repräsentative Studie nicht ersetzen.

—Der Autor Ulrich Münch hat die Solarplattform Schweiz gegründet. Solarplattform Schweiz ist eine unabhängige Plattform zum Austausch der Photovoltaik- und Solar-Community spezifisch für die Schweiz. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Schweizer Energiebranche will Münch der Energiewende zum Durchbruch verhelfen. https://solarplattform.ch/ —

*Anmerkung der Redaktion: Die Absätze ab Realisierungszeiten sind am 19.7.2022 im Artikel ergänzt worden. Aus technischen Gründen waren sie in der ersten Version des Artikels nicht sichtbar. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.