Lichtblick fordert strengere Maßstäbe für Klimaneutralität von Unternehmen

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Das Werbeversprechen hat einen verführerisch guten Klang: Immer mehr Unternehmen schreiben sich auf die Fahnen, klimaneutral zu wirtschaften oder dies anzustreben. Doch es gibt für diesen Anspruch keine gesetzlichen Standards oder Vorgaben. Deshalb verschwimmen hier die Grenzen zwischen Greenwashing und echtem Klimaschutz, meint Lichtblick.

Der Versorger hat jetzt ein Whitepaper veröffentlicht, das den Begriff der Klimaneutralität diskutiert – und erläutert, was Unternehmen beachten sollten, wenn sie diesem Anspruch gerecht werden wollen.

Die Lichtblick-Autoren sehen den Weg in die Klimaneutralität als dreistufigen Prozess. So müssten Unternehmen zunächst ihre Emissionen über die gesamte Wertschöpfungskette messen – die direkten Emissionen aus Unternehmensprozessen (Scope 1), die indirekten Emissionen, allen voran aus dem Zukauf von Energie (Scope 2), und auch die Emissionen aus den Lieferketten (Scope 3). Letztere lassen viele Unternehmen unberücksichtigt. Dabei machen diese Emissionen in einigen Branchen, etwa dem Handel, aber den Löwenanteil der Gesamtemissionen aus. Um Greenwashing zu vermeiden, sollten Unternehmen nur dann Klimaneutralität für sich in Anspruch nehmen dürfen, wenn sie zuvor über alle drei Scopes hinweg ihre Emissionen nach festgelegten Standards berechnet und veröffentlichet haben, so Lichtblick.

Sind die Emissionen bekannt, müsse das Unternehmen im zweiten Schritt alles daran setzen, diese zu vermeiden oder zu reduzieren. Allerdings gibt es Emissionen, die vorläufig oder dauerhaft unvermeidbar sind. Diese müssten kompensiert werden. „Die Kompensation von CO2 durch Klimaschutzprojekte ist nur sinnvoll, wenn Emissionen noch nicht vermeidbar sind“, betont Lichtblick-Klimaschutzexpertin Corine Veithen.

Bislang geschieht die Kompensation im freiwilligen CO2-Markt, der im Kyoto-Protokoll verankert ist. Dieses ist jedoch Ende 2020 ausgelaufen. Auf der gegenwärtig stattfindenden COP26 sollen neue Konzepte verhandelt werden. Bis hier eine neue Regelung vereinbart ist, sieht Lichtblick zwei Optionen für eine glaubwürdige CO2-Kompensation: Zum einen den Kauf von hochwertigen CO2-Zertifikaten, etwa nach dem Gold Standard, die vor dem Auslaufen des Kyoto-Protokolls erstellt wurden. Alternativ könnten Unternehmen Zertifikate aus einem Handelssystem wie dem ETS der EU erwerben. Hier werden dem Markt CO2-Verschmutzungsrechte praktisch entzogen.

Nur ein streng regulierter Kohlenstoffmarkt kann den Klimaschutz glaubwürdig voranbringen, so Veithen. „Zweifelhafte Kompensationsprojekte schaden dem Klima und damit auch der Glaubwürdigkeit von Unternehmen.“

 

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