EWG: 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung wirtschaftlich in Deutschland möglich

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Einer Studie der Energy Watch Group (EWG) zufolge kann Deutschland bereits 2030 „vollständig, zuverlässig und wirtschaftlich“ mit Energie versorgt werden – und das mit einem Energiesystem, das im Vergleich zu heute ökonomisch vorteilhafter ist. Quantitativ wichtigste Bausteine sind demnach die Photovoltaik und die Windenergie. Allerdings sei der Ausbau der Windkraft im Süden Deutschlands fast vollständig zum Erliegen gekommen. Die Studie untersucht daher drei Szenarien: mit einem vollständigen Verzicht auf den Ausbau der Windenergie im Süden (Szenario 1), mit einer teilweisen Nutzung des Wind-Potenzials (Szenario 2) sowie mit einer vollständigen Nutzung (EWG-Szenario 3). Sie quantifiziert den erforderlichen Ausbaubedarfs an Erzeugungs-, Umwandlungs- und Nord-Süd-Übertragungskapazitäten, mit denen den Studienautoren zufolge eine vollständige Umstellung in allen Energiesektoren – Strom, Wärme, Mobilität, industrieller Energieverbrauch mit Bedarfsdeckung zu jeder Stunde – in den kommenden zehn Jahren möglich ist.

Die Lösung sind der EWG-Studie zufolge massive Investitionen in Photovoltaik, Windkraft, Bioenergien, Geothermie und Wasserkraft sowie in Speicher, Wärmepumpen und Elektromobilität. Wesentlich ist demnach ein dezentraler Ausbau aller Technologien, insbesondere auch der Windkraft in den südlichen Bundesländern. Damit könne ein weiterer sehr teurer und langwieriger Ausbau von hohen Leitungskapazitäten von Nord nach Süd vermieden werden. Denn mit Blick auf die Netze ergibt das EWG-Szenario 3 einen notwendigen Ausbau der Übertragungsnetze von Nord nach Süd von heute rund 8,9 Gigawatt auf 16,5 Gigawatt im Jahr 2030. Ohne einen weiteren Ausbau der Windenergie im Süden Deutschlands müssten die Übertragungsleitungen jedoch auf 21,3 Gigawatt ausgebaut werden.

Bei den jährlich notwendigen Ausbau der Erzeugungskapazitäten bis 2030 schwankt das Volumen bei der Onshore-Windenergie zwischen drei Gigawatt im Szenario 1 und fünf Gigawatt im EWG-Szenario 3. Der Ausbau der Photovoltaik beträgt in diesem Szenario 3 jährlich 85 Gigawatt. Im Fall eines vollständigen oder teilweisen Verzichts auf den Windkraftausbau in Süddeutschland (Szenarien 1 und 2) würde sich der notwendige Photovoltaik-Zubau sogar auf 120 beziehungsweise 100 Gigawatt erhöhen. Für alle weiteren erneuerbaren Technologien bleiben die jährlichen Ausbaumengen laut Studie unabhängig vom Szenario stabil: für die Offshore-Windenergie bei 3 Gigawatt, die Bioenergie bei 4 Gigawatt, bei Wärmpumpen 15 Gigawatt und bei Elektro-Heizungen 3 Gigawatt.

Die EWG weist darauf hin, dass parallel auch die Speicherkapazität bis 2030 in erheblichem Maße ausgebaut werden müsse. Die insgesamt zu installierende Speicherkapazität liegt demnach im Szenario 3 bei rund 20 Terawattstunden und ist nahezu gleichmäßig zwischen Nord- und Süddeutschland verteilt. Je mehr Windenergie fehle, desto größer werde jedoch vor allem im Süden Deutschland der Bedarf an saisonaler Speicherung – für Szenario 1 würde dies einen Zuwachs auf rund 30 Terawattstunden bedeuten. Und: „Während saisonale Speicherkapazitäten mit Wasserstoff gedeckt werden, spielen Wärme-, Batterie- und Pumpspeicher bei der Endenergiebereitstellung mit insgesamt circa 60 Prozent eine wesentlich größere Rolle“, so die EWG. „Denn Batterien und Wärmespeicher werden im nahezu täglichen Zyklus be- und entladen, daher ist die bereitgestellte Energie aus Wärme- und Batteriespeichern vergleichbar mit der Energiebereitstellung durch Wasserstoff. So spielen Batterie- und Wärmespeicher im Energiesystem aller drei Szenarien eine vergleichbare Rolle wie die saisonale Speicherung durch Wasserstoff.“

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