Allianz fordert geeignetes Risikomanagement für Wasserstoff-Großprojekte

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Die Allianz plädiert angesichts der geplanten Großprojekte zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft dafür, mehr Gewicht auf das Risikomanagement zu legen. „Wir sehen das Aufkommen von Projekten im Giga-Maßstab in vielen Ländern mit verschiedenen neuen Akteuren, die in den Markt eintreten, und etablierten Akteuren, die sich vergrößern – und das Risikomanagement muss damit Schritt halten”, sagt Thomas Gellermann, Risikoberater bei Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) und Experte beim Allianz Zentrum für Technik.

Der Versicherer macht bei der Produktion, der Lagerung und dem Transport von Wasserstoff eine Reihe erheblicher Risiken aus. So bestehe die Hauptgefahr beim Umgang mit Wasserstoff in einer Explosion, wenn der Stoff mit Luft in Verbindung kommt. Lecks sind ohne spezielle Detektoren schwer zu erkennen, da Wasserstoff farb- und geruchlos ist. Eine Wasserstoffflamme ist bei Tageslicht fast unsichtbar. Statistiken zur Schadensermittlung in der Industrie zeigen, dass etwa einer von vier Wasserstoffbränden auf Leckagen zurückzuführen ist, wobei etwa 40 Prozent vor dem Schaden unentdeckt blieben.

„Der Brand- und Explosionsschutz muss auf drei verschiedenen Ebenen betrachtet werden“, erklärt Gellermann. „Das Entweichen brennbarer Gase muss – erstens – so weit wie möglich verhindert werden.“ Zweitens müssten elektrische und andere Installationen in Bereichen, in denen Zündquellen nicht ausgeschlossen werden können, entsprechend geplant und errichtet werden. Drittens sollten Gebäude und Anlagen so konstruiert werden, dass sie einer Explosion mit begrenztem Schaden standhalten. „Der richtige Umgang mit Wasserstoffgas ist entscheidend, und jede Notfallsituation erfordert eine entsprechende Brandschutzausrüstung“, erklärt der Experte.

Risiken durch Materialversprödung und Betriebsunterbrechungen

Ein weiteres Risiko sieht die Allianz in der Materialversprödung. Durch die Diffusion von Wasserstoff können Metalle und Stahl verspröden, wovon eine Vielzahl von Bauteilen betroffen sein kann – Rohrleitungen zum Beispiel, Behälter oder Maschinenteile. In der Folge können sich Risse bilden. Diese Risiken müssten bereits in der Konstruktionsphase berücksichtigt werden. Ihnen kann man etwa durch die Auswahl geeigneter Werkstoffe und das Schaffen der richtige Betriebsbedingungen (Gasdruck, Temperatur, mechanische Belastung) gerecht werden.

Auch Betriebsunterbrechungen durch den Ausfall kritischer Teile können erhebliche finanzielle Schäden verursachen. Im Falle einer Beschädigung von Elektrolysezellen oder Wärmetauschern in Verflüssigungsanlagen kann es beispielsweise Wochen oder gar Monate dauern, bis die Bauteile ersetzt werden. Besonders problematisch in dieser Hinsicht sind Brände. So zeigt eine AGCS-Analyse, dass der durchschnittliche durch eine brandbedingte Betriebsunterbrechung verursachte Schaden über alle Branchen hinweg etwa 45 Prozent höher ist als der durchschnittliche direkte Sachschaden.

Nachfrage nach Versicherungen steigt deutlich

Nach Einschätzung der Allianz kann die Branche angesichts der zahlreichen weltweit geplanten Projekte mit einem deutlichen Anstieg der Nachfrage nach Versicherungen für den Bau und Betrieb von Elektrolyseanlagen oder Pipelines für den Wasserstofftransport rechnen.

AGCS entwickelt derzeit einen detaillierteren Underwriting-Ansatz für Wasserstoffprojekte. „Es gibt zu Recht eine große Begeisterung für Wasserstofflösungen als Schlüsselfaktor für eine kohlenstoffarme Wirtschaft“, sagt Chris van Gend, Globaler Leiter der Technischen Versicherung bei AGCS. „Aber wir sollten nicht übersehen, dass diese Projekte komplexe Industrie- und Energierisiken beinhalten und ein hohes Maß an technischer Expertise und Versicherungs-Know-how erfordern, um Deckung anbieten zu können.

Deutschland will beim Wasserstoff mit Russland kooperieren

Derweil hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) einer Reuters-Meldung zufolge angekündigt, bei der Umsetzung der deutschen Wasserstoff-Strategie mit Russland zu kooperieren. Der russische Energieminister Alexander Nowak erklärte bei einer deutsch-russischen Video-Konferenz, dass beide Länder von einer engeren Partnerschaft im Bereich Energie profitieren könnten. Dabei nannte er für die russische Seite ausdrücklich den Aufbau von Wertschöpfungsketten im Bereich Erneuerbare und Wasserstoff.

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