2017 mussten die Letztverbraucher im deutschen Stromnetz noch durchschnittlich 15,14 Minuten auf Strom verzichten. 2018 waren es durchschnittlich 13,91 Minuten, und für 2019 meldet die Bundesnetzagentur eine durchschnittliche Unterbrechungsdauer je angeschlossenem Letztverbraucher von 12,20 Minuten. Das ist der Bonner Behörde zufolge die bisher geringste Ausfallzeit seit der ersten Veröffentlichung aus dem Jahr 2006.
„Die Stromversorgung in Deutschland war auch 2019 sehr zuverlässig“, so Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, am Donnerstag bei der Veröffentlichung der Zahlen. „Die Energiewende und der steigende Anteil dezentraler Erzeugungsleistung haben weiterhin keine negativen Auswirkungen auf die Versorgungsqualität.“
„Das ist ein gutes Zeichen für den Strommarkt, der immer mehr auf den Erneuerbaren Energien fußt“, so Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE). Die veröffentlichten Daten zeigten, dass eine Angst vor einem Blackout unbegründet sei. „Das Vertrauen in die erneuerbaren Energien als zentrale und tragende Säule des Systems ist damit absolut berechtigt“, so Axthelm.
Wie die Bundesnetzagentur weiter mitteilt, haben für das Jahr 2019 die 859 Netzbetreiber insgesamt 159.827 Versorgungsunterbrechungen in der Nieder- und Mittelspannung gemeldet. Auch die Anzahl der Versorgungsunterbrechungen stelle den geringsten Wert seit Beginn der Erhebung dar. Netzbetreiber müssen alle in ihren Netzen aufgetretenen Versorgungsunterbrechungen melden, die länger als drei Minuten dauern, und dabei jeweils Zeitpunkt, Dauer, Ausmaß und Ursache der Versorgungsunterbrechung mitteilen. Die Bundesnetzagentur fasst diese Meldungen dann in ihrem System Averge Interruption Duration Index (SAIDIEnWG) zusammen.
Zusätzlich zu den bundesweiten Werten hat die Bundesnetzagentur auch die einzelnen Kennzahlen für die jeweiligen Bundesländer ermittelt. Die längsten Versorgungsunterbrechungen gab es demnach in Berlin mit 34,33 Minuten, in Brandenburg mit 21,42 Minuten und in Sachsen-Anhalt mit 18,49 Minuten. Besonders kurz waren die Unterbrechungen im Saarland (6,68 Minuten) und in Bremen (7,51 Minuten).
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Es ist kein guter Journalismus, wenn man statistische Schwankungen als Trend verkauft. Nennt man nur die Zahlen der Jahre 2017, 2018 und 2019 dann sieht das schon wie ein Trend aus. Würde man aber nur ein paar Jahre weiter schauen, sähe man, dass der 2019er-Wert von 12,20 im Jahre 2014 auch schon mal erreicht war. Es ist also kein Trend, sondern es gibt mal bessere, mal schlechtere Jahre. Immerhin gibt es keinen negativen Trend zu längeren Ausfallzeiten, und betrachtet man die gesamte Periode von 2006 bis 2019 ist ein positiver Trend zu geringeren Ausfallzeiten mit hoher Sicherheit zu erkennen. Wahrscheinlich hat das aber weniger mit den Erneuerbaren Energien zu tun als mit dem Trend zu mehr Erdkabeln, die weniger sturmanfällig sind, und mit einer besseren Netzsteuerung, die immer besser Reserven an den richtigen Stellen in ausreichender Menge vorhält. Bei uns in Oberbayern wurden jedenfalls alle oberirdischen Leitungen, die Aussiedlerhöfe und Weiler versorgen, unter die Erde gebracht. Wenn man dann noch anfängt, die Baumstruktur des heutigen Netzes durch ein echtes Netz zu ersetzen, in dem jeder Punkt seinen Strom auf mindestens zwei Wegen bekommt, dann werden diese Ausfallzeiten noch weiter sinken. Ein solches Netz wird auch den regionalen Ausgleich ganz nebenbei sehr effektiv mit erledigen.
Ich hatte 25 Jahre das Vergnügen, diese Ausfallstatistiken für ein Versorgungsunternehmen zu machen. Die häufigsten Ausfallereignisse waren Gewitterstörungen, Schäden durch Bau- und Baggerarbeiten und Fehlschaltungen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass bei sorgsamer Arbeitsweise und Disposition irgend ein Ausfall wegen Überlast o.ä. geschehen ist, außer der Geschichte mit dem Kreuzfahrschiff. Da wurde eben vorher nicht gerechnet, da war die Ursache eine nachlässige Netzführung.
Sorry, ich habe die vielen Ausfälle durch Kabelfehler im Mittelspannungsnetz unterschlagen. Nach dem alten Massekabeln (NEKBA) sind in den 70 er Jahren die ersten Kunststoffkabel (NAKLEY und PE) Kabel eingebaut worden. Innert 10 – 20 Jahren sind diese massenhaft, quer durch die Republik „hochgegangen“ und durch VPE ersetzt worden. Diese scheinen der vorgesehenen Betriebszeit von 50 Jahren nun hoffnungsvoll entgegen zu sehen. Dann aber ist wieder mit einer Welle von erhöhten Ausfällen zu rechnen. Das Gros der Ausfallzeiten entsteht im Mittel – und Niederspannungsnetz. Die Hoch- und Höchstspannungsebene ist vernachlässigbar an den Ausfallzeiten beteiligt. Ich kenne NEKBA Kabel (Massekabel) welche nun 70 Jahre in Betrieb sind.