Energieintensive Unternehmen aus NRW fordern schnelleren Ausbau der Erneuerbaren

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Der klimagerechte Umbau der energieintensiven Grundstoffindustrie erfordert große Mengen an Strom aus regenerativen Quellen. Daher muss der Ausbau erneuerbarer Energien beschleunigt werden – bei wettbewerbsfähigen Strompreisen. Zu diesem Schluss kommt das von der Landesinitiative IN4climate.NRW veröffentlichte Positionspapier „Industriezukunft konsequent gestalten“. Unterzeichner des Papiers sind zahlreiche Unternehmen der energieintensiven Industrie, darunter BASF, BP, Lanxess, Shell, Thyssenkrupp und Uniper.

„Um hinreichend große Strommengen für eine klimaneutrale Industrie bereitzustellen, müssen der bestehende Ausbaukorridor der Erneuerbaren Energien erweitert und verfügbare Flächenpotenziale der erneuerbaren Stromerzeugung bundesländerübergreifend erschlossen werden“, fordern die Unternehmen. Angesichts des enormen zusätzlichen Bedarfs an erneuerbar erzeugtem Strom beziehungsweise an Produkten aus erneuerbarem Strom wie etwa grünem Wasserstoff und zugleich begrenzter Potenziale in Deutschland müsse sich die Bundesregierung auch darum bemühen, die Bedingungen für Importe verbessern – durch einen Ausbau der europäischen Netze und eine regulatorische Integration. „Außerdem bedarf es massiver Investitionen in Energietransportinfrastrukturen insbesondere für strombasierte Energieträger. Bi- oder multilaterale Energiepartnerschaften können ebenso helfen stabile Strukturen aufzubauen, wie die Unterstützung bei der Errichtung erster Pilot- und Demonstrationsanlagen“, heißt es in dem Papier.

Neben einer Beschleunigung des Ausbaus der Erneuerbaren in Deutschland sowie Importen von Strom und strombasierten Energieträgern verlangen die Unternehmen auch, bestehende Ausnahmen und Entlastungen bei EEG-Umlage und Stromsteuer unangetastet zu lassen. Wettbewerbsfähige Strompreise müssten zu jedem Zeitpunkt garantiert sein, um eine schleichende Abwanderung energieintensiver Wertschöpfungsketten zu vermeiden.

„Die Kosten der Transformation des Stromsystems durch steigende Anteile Erneuerbarer Energien sowie die Kosten importierter strombasierter Kraft- und Brennstoffe (Power-to-X) können nicht allein von den Stromverbrauchern getragen werden, sondern müssen zumindest anteilig aus dem Bundeshaushalt finanziert werden“, heißt es weiter in den Positionspapier. Das Steuer- und Abgabensystem sei neu zu analysieren und, wo nötig, anzupassen. Dabei müssten beihilferechtlich kompatible Lösungen gefunden werden. „Eine Verwendung von Bundesmitteln zur Förderung neuer Erneuerbare-Anlagen als Ersatz der EEG-Umlage könnte dazu ein geeigneter Ansatz sein. Die Stromkosten würden schrittweise sinken und die Planungssicherheit für die Industrie erhöht.“

Damit sich erneuerbare Energien in allen Sektoren durchsetzen, müsse zudem der Einsatz von Strom und strombasierter Energie wie grüner Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe konkurrenzfähig gegenüber konventionellen Energieträgern sein. Dies gelte insbesondere für die energieintensive Industrie, die sich im globalen Wettbewerb befinde. Darüber hinaus plädieren die Unterzeichner dafür, die Entlastung bei der Eigenstromnutzung beizubehalten.

„Die Gestaltung einer klimaneutralen Industrie ist eine große Herausforderung, bei der das System im Ganzen gedacht werden muss. Innovative Ansätze und Technologien sind vorhanden. Damit daraus tragfähige Geschäftsmodelle werden, müssen die Rahmenbedingungen entsprechend geprüft und angepasst werden“, erklärt Thilo Schaefer, Leiter des Kompetenzfelds Umwelt, Energie, Infrastruktur beim Institut der deutschen Wirtschaft und Themenfeldleiter des wissenschaftlichen Kompetenzzentrums SCI4climate.NRW.

Erarbeitet wurde das Positionspapier innerhalb der Arbeitsgruppe Politische Rahmenbedingungen bei IN4climate.NRW. Mitgetragen wird es von den Unternehmen Air Liquide, BASF, BP, Currenta, Kabel Premium Pulp & Paper, Lanxess, Lhoist, RHM, Shell, Thyssenkrupp Steel, Trimet und Uniper sowie dem Forschungsinstitut Fraunhofer UMSICHT, dem Verein Deutscher Zementwerke, dem Bundesverband der Deutschen Kalkindustrie und der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

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