Die unternehmerische Photovoltaik-Beteiligung als Investment: Die Auswahl des Anbieters

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Der moderne Investor will ethisch, nachhaltig und ökologisch investieren und damit eine ordentliche Rendite erzielen. Was können private Investoren und Flächenanbieter tun, damit die unternehmerische Photovoltaik-Beteiligung das halten kann, was der Anbieter dieser Beteiligungsmodelle beim Verkauf verspricht? Den richtigen Anbieter auswählen!

Problemstellung

Das im September 2019 angekündigte Klimapaket der Bundesregierung lässt derzeit wieder Dach- beziehungsweise Geländescouts im Namen von Anbietern von Photovoltaik-Direktinvestitionen ausschwärmen, um Flächen für die Installation von unternehmerischen PV-Anlagen zu akquirieren. Wie üblich sprechen im vierten Quartal eines Jahres Vermittler und Finanzberater im Auftrag der Anbieter von Photovoltaik-Direktinvestitionen teilweise im Stil und mit zweifelhaften Methoden eines Strukturvertriebes – Investoren an. Flächeneigentümer und Investoren stehen jeweils nun vor der Gretchenfrage, mit welchem Anbieter von Photovoltaik-Direktinvestitionen sie eine langjährige Partnerschaft bedenkenfrei eingehen können. Für diese unternehmerische Entscheidung stehen beiden Parteien (Flächenanbieter, Investor) häufig kaum objektivierte Informationen zur Verfügung. Beide Parteien müssen wohl oder übel auf das gesprochene Wort des Anbieters vertrauen.

Aufbau und Umfang der Studie

Zur Objektivierung der Informationen über die Anbieter von Photovoltaik Direktinvestitionen und zur Unterstützung der Entscheidung der Flächenbesitzer und Investoren haben wir ein zweistufiges Scoringsystem für eine externe Analyse und interne Analyse entwickelt. Das Scoring reduziert für den Flächeninhaber und den Investor deutlich die vorhandenen Informationsdefizite auf dem Weg vom ersten Kontakt bis zum Vertragsschluss. Das Scoringsystem der externen Analyse basiert auf einem erweiterten und kombinierten Konzept der Nutzwertanalyse und dem Analytic Hierachy Process (AHP). Diese aus der Betriebswirtschaftslehre bekannten Verfahren unterstützen bei strategischen Entscheidungen und reduzieren komplexe, mehrstufige und mehrdimensionale Entscheidungsräume auf eine einzelne Gesamtnote. Die Gesamtnote des Scoringsystems wird in der bekannten Form der Schulnoten (1 = sehr gut bis 6 = ungenügend) präsentiert und gibt dem Flächeninhaber sowie dem Investor eine erste Indikation über die Qualität des Anbieters.

Die Ergebnisse der externen Analyse stellen wir in dieser Veröffentlichung erstmalig auf Basis der Daten der letzten fünf Jahre (2014 – 2019) vor.

Ergebnisse der Studie

Wir haben für diese Studie bislang 67 namhafte Unternehmen aus der Bundesrepublik Deutschland, die Photovoltaik-Direktinvestitionen anbieten, identifiziert.  Regional finden sich die Anbieter mehrheitlich in Süddeutschland wieder. Gut die Hälfte (34 von 67) der untersuchten Unternehmen kommen allein aus Baden-Württemberg und Bayern. Anbieter aus Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und dem Saarland konnten bisher nicht identifiziert werden.

Diese 67 bekannten Unternehmen wurden intensiv in den Kategorien Unternehmen, Produkt, Vertrieb und Prozess auf Herz und Nieren geprüft und mit einer Gesamtnote versehen. Wir trennen in allen folgenden Abbildungen die Spreu vom Weizen bei der Note 3 und testieren, dass Unternehmen bis zu einer Note 3,0 in unseren Kategorien gut aufgestellt sind und sich für die Aufnahme von Gesprächen eignen können.

Abbildung: Gesamtergebnis

Die Abbildung Gesamtergebnis zeigt die Ergebnisse der 67 Unternehmen in aufsteigender Reihe. Lediglich 7 Unternehmen erzielen in unserem Scoringsystem eine Note bis 3,0. Nur 10 Prozent der analysierten Unternehmen erfüllen somit die Mindestansprüche in Bezug auf Unternehmen, Produkt, Vertrieb und Prozesse. 90 Prozent der Anbieter von PV-Direktinvestitionen erreichen nicht den allgemein anerkannten Schwellenwert von 3,0. Zur Überraschung erreichen 26 Unternehmen (ca. 40 Prozent) nur ein Mangelhaft oder Ungenügend in der Studie.

Die Suche nach einem langjährigen und verlässlichen Partner ist so damit schwierig, wie einen guten Ehepartner zu finden.

Die schlechte durchschnittliche Gesamtnote von 4,42 aller Anbieter ergibt sich aber nicht aufgrund einer einzigen schlechten Teilnote. Vielmehr erreichen die Anbieter in allen vier Teilkategorien Unternehmen, Produkt, Vertrieb, und Prozess schlechte Noten, wie in der Abbildung Teilergebnisse zu sehen ist.

Abbildung: Teilergebnisse

Auffällig ist, dass immerhin 22 Anbieter in der Kategorie Unternehmen eine Note von besser als 3,0 erreichen, obwohl die durchschnittliche Teilnote für diese Kategorie gerade bei einer bescheidenen Note von 4,13 liegt. In der wichtigen Kategorie Prozess erreichen die 67 Unternehmen im Durchschnitt nur eine glatte Note 5. Nur drei Unternehmen erreichen bei Note besser als 3,0, da nur wenige Unternehmen beispielsweise zertifizierte Prozesse im Unternehmen aufweisen. Fest etablierte Prozesse sind aber gerade wichtig, da die Anbieter von PV-Direkt-investitionen hohe Budgets für ihre Kunden verbauen und damit in der Regel hohe Anzahlungen von Kunden verwalten. Nur 10 Unternehmen unterstützen mit ihren Vertriebsaktivitäten die Investoren in adäquater Weise bei der Entscheidung und nur 18 von 67 Unternehmen verfügen zumindest über ein befriedigendes Produktangebot.

Die Kategorie Unternehmen hat innerhalb der externen Analyse den höchsten prozentualen Anteil, sodass sich ein zweiter Blick in die Details lohnt, um die schlechte Teilnote von 4,13 zu verstehen.

Abbildung: Teilergebnisse

Nur 22 von 67 Unternehmen (=33 Prozent) erreichen in dieser wichtigen Kategorie eine befriedigende oder bessere Leistung. Zwei Drittel der Unternehmen erreichen somit bei den Kriterien wie unter anderem Unternehmensführung, Transparenz, Berichterstattung, Bilanzkennzahlen keine befriedigende Note. Diese zukünftigen Geschäftspartner sind dem Flächen-inhaber und dem Investor gegenüber nicht ausreichend transparent und verhindern die Beantwortung der entscheidungsrelevanten Fragen. Angesichts der langen Laufzeit der Zusammenarbeit sind gute Noten in der Kategorie Unternehmen und in der Kategorie Prozess grundlegende Voraussetzung für eine reibungslose Zusammenarbeit.

Da die Kategorie Unternehmen bei einer Entscheidung für eine Zusammenarbeit so wichtig ist, haben wir unseren Partner Creditreform gebeten eine Zweitmeinung zu unseren Ergebnissen bei der Kategorie Unternehmen abzugeben.

Die Portfolioanalyse der Creditreform kommt für die identifizierten Anbieter von PV-Direktinvestitionen zu ganz ähnlichen Ergebnissen. Creditreform stellt ebenso nur etwa einem Drittel der analysierten Unternehmen eine ausgezeichnete bis gute Bonitätsnote aus, die für eine Kontaktaufnahme von ersten Gesprächen spricht.

Abbildung: Creditreform Bonitätsübersicht (Quelle: Creditreform)

Gut zwei Drittel der Unternehmen weisen schlechtere Noten in ihren Risikoklassen aus, beziehungsweise sind derzeit überhaupt nicht bewertbar. Bei diesen der Unter-nehmen sollte der Flächenbesitzer und Investor größte Vorsicht an den Tag legen und sich mit viel Bedacht an diese Investition mit diesen Anbietern herantasten.

Was sind nun aber die Erfolgsfaktoren der glorreichen Sieben Anbieter im Vergleich zum Rest der Anbieter? Die folgenden Erfolgsfaktoren stechen bei diesen Unternehmen aus der Masse heraus und helfen gute Noten im Scoring zu bekommen:

KategorieErfolgsfaktoren
UnternehmenDie besten Unternehmen sind mehr als 5 Jahre im Markt aktiv, erwirtschaften regelmässig Gewinne, weisen gute Bilanzkennzahlen aus und zeigen Stabilität in der Geschäftsführung.
ProduktDie besten Unternehmen haben einen großen Erfahrungsschatz aus vielen Projekten, sind in Bezug auf angebotene Technik breit aufgestellt und bieten die gesamte Wertschöpfungskette einer Projektentwicklung an.
VertriebDie besten Unternehmen arbeiten mit einer eigenen Vertriebsmannschaft und informieren den Investor erst nach einem ersten persönlichen Gespräch mit qualifizierten Unterlagen über mögliche Projekte.
ProzessDie besten Unternehmen sind allesamt zertifiziert und erfüllen die gesetzlichen Anforderungen beim Verkauf von Kapitalanlageprodukten (u.a. Protokoll und Risikoaufklärungen).

 

Ausblick 2020 für die externen Analyse

Das Scoring externe Analyse informiert den Flächeninhaber und Investor bei der Anbahnung in eine unternehmerische Photovoltaik-Beteiligung und bringt deutlich mehr Transparenz in die Branche. Das Ergebnis der Studie steht derzeit den Aussagen der Vertriebsleute konträr gegenüber, die dem Flächeninhaber und dem Investor Sorgenfreiheit und eine risikofreie Investition versprechen. Es gibt seitens der Anbieter somit viel zu tun, um die Anforderungen von Flächeninhabern und Investoren zu erfüllen.

Die externe Analyse kommt derzeit noch bei der wichtigen Information, ob die bisherigen unternehmerischen Photovoltaik-Projekte dem Flächeninhaber und dem Investor den versprochenen unternehmerischen und wirtschaftlichen Erfolg gebracht haben an seine Grenzen. Diese individuellen Informationen werden wir im Jahr 2020 über die sozialen Medien objektivieren. Dazu werden wir öffentliche Diskussionsforen einrichten, in denen sie ihre Erfahrungen mitteilen können.

Das Ergebnis der externen Analyse ist ein erster Indikator und Alarmsignal, um die Aufmerksamkeit bei einer Zusammenarbeit von Beginn an zu erhöhen. Entscheidend ist die interne Analyse, bei dem jedes individuelle Projekt mit seiner zugrundeliegenden Vertragsstruktur und Wirtschaftlichkeit beurteilt wird.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich der Investor und der Anbieter findet!

Die Autoren

Der Autor Kai-Wilfrid Schröder hat jahrelange Erfahrung in der Projektentwicklung von Erneuerbare-Energien-Projekte für die Stromeigenversorgung und Dozent an der Leibniz FH. Aufgrund vieler bekannt-gewordener Projektentwicklungsfehler aus Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien hat Kai-Wilfrid Schröder mit einem Ingenieurteam die Beratungsfirma Utility Consultants gegründet, die technische und kaufmännische Analysen für Geldanleger und Investoren in den erneuerbaren Energien anbietet. Der fachkundige Rat soll den privaten Investor vor Fehlentscheidungen in eine Investition oder eine Geldanlage schützen. Mehr Informationen finden Sie unter http://www.utility-consultant.de/

 

Der Autor Wael Daou hat nach seinem Studium der Chemie und Chemie-Ingenieurwissenschaften al Bachelor of Science internationale Erfahrungen im Bau von PV-Anlagen und der Beratung von internationalen Investoren gesammelt.  Derzeit ist Wael Doau als Masterstudent an der SRH Hochschule Heidelberg für Ingenieur-wesen International Business & Engineering eingeschrieben und unterstützt als Praktikant die Utility Consultants.

Wir danken der Creditreform Hannover-Celle Bissel KG für die freundliche Überlassung einer Portfolioanalyse zu den analysierten Anbietern von PV Direktinvestitionen.

Die vollständige Studie steht auf der Webseite der Utility Consultants http://www.utility-consultant.de/ zum Download bereit.

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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