Sonnen: Jetzt auch Elektroautos und Photovoltaik-Anlagen im Abo

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In Zukunft bietet Sonnen Elektroautos unter dem Namen „sonnenDrive“ und Photovoltaik-Anlagen mit Speichern unter der Bezeichnung „sonnenNow“ im Abo-Modell an. Voraussetzung ist die Mitgliedschaft in der Sonnen-Community. Die Tarife seien so gestaltet, dass es auf jeden Fall günstiger sei als vergleichbare Alternativen, erklärt Christoph Ostermann, Gründer und CEO des Unternehmens bei der Vorstellung im Berliner E-Werk am Donnerstag. Sonnen nehme alle Einwände vom Tisch, warum man keine Photovoltaik-Anlage installieren sollte und warum man nicht einfach mal ein Elektroauto ausprobieren sollte, wenn ein Fahrzeugwechsel ansteht. „Wer es jetzt nicht macht, der will einfach nicht“, sagt er.

Das Abo-Modell für Elektroautos, das ab Anfang 2020 angeboten wird, unterscheidet sich von Leasingverträgen durch mehrere Punkte. Während diese eine Mindestlaufzeit von zwei oder mehr Jahren haben, ist die Mindestlaufzeit bei „sonnenDrive“ nur sechs Monate. Es gibt keine Anzahlung und Abschlagszahlung und die Versicherungsbeiträge sind auch inklusive. Die einfachsten Modelle gibt es für monatliche Gebühren unter 300 Euro. Sie hängen vom gewählten Modell ab. „Es gibt keinen Kostennachteil zum Benziner“, sagt Ostermann.

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Sonnen gilt als ein innovatives Start-up in der Speicherbranche und ist im Januar von Shell übernommen worden. Ein dreiviertel Jahr danach besucht pv magazine-Chefredakteur Michael Fuhs das Hauptquartier des Unternehmens im bayerischen Wildpoldsried. Dort trifft er Gründer und Geschäftsführer Christoph Ostermann, der uns das neue Abo-Modell für Elektroautos erläutert und erzählt, ob und wie Shell Sonnen verändert. Außerdem machen wir eine Tour durch Produktion, Batterietestlabor und Backoffice für die Netzdienstleistungen und treffen viele interessante Leute.

Momentan gibt es den Renault Zoe und ein größeres Modell, die Palette werde aber sukzessive erweitert. Auch ein Tesla könnte nächstes Jahr mit dabei sein. Um das Angebot wahrzunehmen, muss man Mitglied der Sonnen-Community sein. Das kostet extra, dafür bekommt man aber Strom geliefert. Das geht auch ohne eigene Photovoltaik-Anlage. Allerdings erwartet Ostermann gerade bei denen, die in eine solche investieren, großen Zuspruch für das Angebot. „Wir erwarten bei Neukunden ein Rate von 30 Prozent, die sich auch für das Elektroauto entscheiden“, sagt er. Sie hätten schon jetzt die Erfahrung gemacht, dass ihre Kunden sehr affin für die Elektromobilität seien.

Das Abo-Modell für die Photovoltaik-Anlagen mit Speichern läuft über 20 Jahre, wobei man die Anlage jederzeit kaufen könne und nach 20 Jahren geschenkt bekomme. Es unterscheidet sich von den weit verbreiteten Mietangeboten für Photovoltaik-Anlagen dadurch, dass es zusammen mit der Flatrate kommt, so dass der gesamte Strombezug des Hauses damit abgedeckt wird. Die monatlichen Gebühren unterscheiden sich je nachdem, wie hoch der Stromverbrauch und wie groß die Photovoltaik-Anlage ist. „Man hat monatliche Ausgaben ungefähr in der Höhe der bisherigen Stromrechnung, manchmal etwas drüber oder drunter“, sagt Ostermann. Auch bei „sonnenNow“ übernimmt Sonnen viele Risiken, so sind eventuelle Reparaturen auch abgedeckt, auch falls die Batterie vorzeitig altere.

In einem Beispiel für einen Haushalt mit 3500 Kilowattstunden Verbrauch liegt der monatliche Beitrag bei 90 Euro pro Monat, Stromlieferung inklusive. Das würde bedeuten, dass das Abo über 20 Jahre betrachtet mit 21.600 Euro ungefähr den gleichen Betrag kostet wie Netzstrombezug à 30 Cent pro Kilowattstunde mit 21.000 Euro, wenn man keine Photovoltaik-Anlage. Wenn man die Anlage größer bauen lässt, können die Gebühren sogar sinken. Damit gibt es einen Anreiz, die Dachflächen voll auszunutzen, sagt Ostermann. Das funktioniert, da Sonnen für den überschüssigen Solarstrom die Einspeisevergütung bekommt. Doch auch wenn diese sinkt, ist Ostermann zuversichtlich, da vermutlich auch die Kosten für Photovoltaik-Anlagen und Speicher weiter sinken würden.

Gibt es angesichts der Angebote überhaupt noch einen Grund, Anlagen zu kaufen, statt zu abonnieren. Klar, sagt Ostermann. Bei jedem Mietmodell sei ein Zins mit eingerechnet. Wenn man ausreichend Geld zur Verfügung hat, für das man bei der Bank sowieso kaum Zinsen bekomme, „hätte ich nichts gegen eine Investition in mein Haus“, sagt er. Aber gerade bei jungen Familien, deren Haus noch nicht abbezahlt ist, sei das Abo-Modell attraktiv. Bei der monatlichen Rate für das Elektroauto sind übrigens „Förderprogramme einkalkuliert“. Außerdem habe man günstige Einkaufsoptionen, die „eins-zu-eins“ an die Kunden weitergegeben würden.

Insgesamt hat Sonnen nach eigenen Angaben weltweit 50.000 Batteriespeicher ausgeliefert. Viele davon seien vernetzt, so dass mit ihnen Netzdienstleistungen angeboten werden könnten. Ostermann fordert von der Politik, dass endlich die Doppelbesteuerung für Speicher fällt, da sie dann deutlich besser genutzt werden könnten. Zum Beispiel auch für Einspeicherung von Windstrom zur Netzentlastung, was das Unternehmen bereits mit Tennet erprobt. Außerdem müsse die Politik es einfacher machen, Photovoltaik-Anlagen zu bauen und anzuschließen. Derzeit müsse man vierseitige Formulare ausfüllen. „Wenn man keine vierseitigen Formulare mehr ausfüllen müsse, könnte es einen Boost geben“, sagt er. Sein Ziel sei grundsätzlich, die Energiewende müsse einfach und verständlich für alle, nicht nur für Politiker und Ökonomen sein. Dazu will er mit den beiden neuen Produkten beitragen.

Korrektur: Beim Kostenvergleich Abomodell versus Strombezug hatten wir zunächst mit einem zu hohen Haushaltstrombedarf gerechnet. Diesen Fehler haben wir korrigiert.

 

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