Blauer Wasserstoff – Das neue Täuschungsmanöver der klimaschädlichen Erdgasindustrie

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Blauer Wasserstoff, ein neuer Begriff, taucht plötzlich auf. Nachdem Klimaschützer immer vehementer eine Nullemissionswirtschaft fordern, zu der auch grüner Wasserstoff gehört, versucht die Erdgaswirtschaft erneut mit einem neuen Begriff in der Öffentlichkeit Aktivitäten für den Klimaschutz vorzutäuschen.

Blauer Wasserstoff wird aus dem klimaschädlichen, fossilen Erdgas gewonnen. Um ihm einen ökologischen Anstrich zu geben, soll das bei der Wasserstoffgewinnung aus Erdgas anfallende Kohlendioxid dann abgeschieden und in Bergwerken oder in alten Erdgaslagerstätten „sicher“ deponiert werden.

So würde der blaue Wasserstoff dann seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten, jedenfalls laut Propaganda der Erdgaswirtschaft. Nach einer Übergangszeit von vielen Jahrzehnten solle dann der grüne Wasserstoff, erzeugt aus Elektrolyse mit Solar- oder Windstrom, in der dann aufgebauten Wasserstoffinfrastruktur das blaue Erdgas substituieren. Blaues Erdgas wird also wieder mit dem Argument der Brückentechnologie versehen, weil man angeblich mit grünem Wasserstoff und anderen erneuerbaren Energien nicht schnell genug vorankäme.

Was ist dran am Klimaschutzargument von blauem Erdgas?

Das Abscheiden und Deponieren von CO2 (CCS) ist sehr teuer, es wird kaum jemals möglich sein die komplette Menge an CO2 zu deponieren und es bleibt zudem stark zu bezweifeln, ob die Lagerstätten über Jahrhunderte hinweg dicht bleiben. Doch die Kritik an der unzulänglichen, unsicheren und viel zu teuren CCS-Technologie ist nur ein Aspekt der Klimaschädlichkeit von blauem Wasserstoff.

Wie immer verschweigt die Erdgaslobby die hohen Methanemissionen, die mit der Förderung und dem Transport in Pipelines oder mit Schiffen (LNG) verbunden sind. Diese Vorkettenemissionen machen fossiles Erdgas zum Klimakiller – von klimaschonender Brückentechnologie kann hier keine Rede sein.

Durch die hohen Methanemissionen bei Förderung und Transport wird auch dieser blaue Wasserstoff zum Klimakiller.

Damit entpuppt sich der Begriff „blauer Wasserstoff“ wieder als ein Begriff, der von der fossilen Wirtschaft in die Debatte geworfen wird, um Klimaschutz vorzutäuschen. Seit Jahrzehnten erschafft die fossile Wirtschaft immer neue Begriffe, mit denen Klimaschutzaktivitäten vorgetäuscht werden, um so eine klare Agenda für Nullemissionen und 100 Prozent Erneuerbare zu verwässern. Nicht Klimaschutz, sondern fossile Geschäftsinteressen stehen hinter diesen Begriffen, wie Low Carbon, Klimaneutral und anderen.

Mit blauem Wasserstoff kommt nun ein neuer hinzu. Es ist notwendig überall, wo über Wasserstoff gesprochen wird, die Scheidelinie zwischen klimafreundlichem grünen Wasserstoff und klimaschädlichem blauen Wasserstoff klar zu markieren.

— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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