Agora Energiewende: Kohleausstieg wird Strompreis kaum belasten

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Agora Energiewende hat auf Basis der Empfehlungen der Kohlekommission die energiewirtschaftlichen Folgen berechnen lassen. So zeige sich, dass der weitere Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Co. kaum Einfluss auf die Entwicklung der Strompreise hätte. Wenn – wie von der Kohlekommission vorgeschlagen – die Kohleverstromung in Deutschland bis 2030 um rund zwei Drittel reduziert wird und die Erneuerbaren auf 65 Prozent-Anteil erhöht werden, steigt der Strompreis nur etwa ein Prozent an. Dies sichere auch für die energieintensive Industrie hierzulande weiterhin wettbewerbsfähige Preise, hieß es vom Berliner Think-Tank am Freitag.

In der Modellierung sei das Kohleausstiegsszenario mit einem Szenario ohne Kohleausstieg und zusätzlichen Erneuerbaren-Ausbau verglichen worden. Schätzungsweise 0,4 Cent pro Kilowattstunde würden die Strompreise dann 2030 höher sein als aktuell. Der größte Kostenfaktor blieben die Netzentgelte.

Für die energieintensive Industrie sei der Kohlekompromiss sogar vorteilhaft, da die zusätzlichen Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen vermehrt günstigen Strom bereitstellen, heißt es weiter. Als Folge sinke der Börsenstrompreis im Jahr 2030 um 0,5 Cent je Kilowattstunde gegenüber einem „Weiter-wie-bisher“-Szenario. Damit sei ein schneller Ausbau der Erneuerbaren eine Absicherung der energieintensiven Industrie gegenüber hohen Strompreisen, sofern diese auch künftig von der Zahlung der EEG-Umlage weitgehend befreit blieben, erklärte Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende.

In der Vergangenheit hat Deutschland deutlich mehr Strom exportiert als importiert. Bis 2023 sei durch den Atomausstieg in Deutschland zunächst von einem Rückgang der aktuell jährlich rund 50 Terawattstunden auf 5 Terawattstunden auszugehen. Danach werden die Exporte nach der Analyse von Agora Energiewende bis 2030 wieder auf 25 Terawattstunden anwachsen. Dabei wird von einer Steigerung der inländischen Stromproduktion um 11 auf rund 630 Terawattstunden bis 2030 ausgegangen. „Auch mit Kohleausstieg produziert Deutschland weiterhin mehr Strom als hierzulande benötigt wird. Der günstige Strom aus erneuerbaren Energien verdrängt langfristig sogar Teile der konventionellen Stromerzeugung im Ausland“, so Graichen.

Offiziell hat die Kohlekommission vorgeschlagen, dass Deutschland bis 2038 komplett aus der Kohleverstromung aussteigen sollte. Allerdings sind regelmäßige Überprüfungen des Enddatums vorgesehen und auch ein früherer Zeitpunkt ist damit möglich. „Auch wenn der Kohlekompromiss erst 2038 als Enddatum nennt, dürfte der tatsächliche Kohleausstieg im Zuge der alle drei Jahre stattfindenden Überprüfungen früher kommen“, glaubt Graichen. Gemäß dem Ausstiegsfahrplan der Kohlekommission werden in Deutschland im Jahr 2030 noch Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 17 Gigawatt laufen, aktuell sind es 41 Gigawatt. Damit verbunden wäre eine Reduktion der CO2-Emissionen im Stromsektor von 319 auf 182 Millionen Tonnen jährlich und die Einhaltung des Klimaziels.

Die Analyse „Die Kohlekommission. Ihre Empfehlungen und deren Auswirkungen auf den deutschen Stromsektor bis 2030“ kann kostenfrei unter www.agora-energiewende.de heruntergeladen werden. Die Modellierungsarbeiten hat Aurora Energy Research im Auftrag von Agora Energiewende vorgenommen.

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