Nach einer am Montag veröffentlichten Analyse von Agora Energiewende würde sich eine schrittweise Verringerung der Kohleverstromung um zwei Drittel bis 2030 wird sich bei gleichzeitigem Ausbau der Erneuerbaren Energien auf 65 Prozent kaum auf die Strompreise auswirken. Nach den Modellierungen des Berliner Think-Tank für die Studie „65 Prozent Erneuerbare bis 2030 und ein schrittweiser Kohleausstieg –Auswirkungen der Vorgaben des Koalitionsvertrags auf Strompreise, CO2-Emissionen und Stromhandel“ wird der Börsenstrompreis um durchschnittlich 0,4 Cent pro Kilowattstunde steigen, wenn die Kohlekraftwerke bis 2030 um zwei Drittel reduziert werden. Dies sei aber nötig, um das Klimaschutzziel für das Jahr im Energie- und Industriesektor zu erreichen.
Einen gegenteiligen Effekt beim Strompreis erwartet Agora Energiewende durch einen beschleunigten Ausbau von Photovoltaik, Windkraft und Co. Hier liegt die Annahme zugrunde, dass nicht nur 50 oder 55 Prozent, sondern 65 Prozent Erneuerbare bis 2030 erreicht werden. Dies werde den Börsenstrompreis um 0,8 Cent pro Kilowattstunde sinken lassen, wie es weiter hieß. Unter dem Strich werde die Verwirklichung der beiden energie- und klimapolitischen Hauptziele somit zu einer Reduzierung des Börsenstrompreises von 0,4 Cent pro Kilowattstunde im Mittel führen. Agora Energiewende zufolge gilt das gegenüber einer weiteren Entwicklung ohne Kohleausstieg und zusätzlichen Erneuerbaren-Ausbau.
Bei dem Szenario eines schrittweisen Kohleausstiegs und mehr Erneuerbaren, die Aurora Energy Research im Auftrag von Agora Energiewende erarbeitet hat, werde Deutschland auch weiterhin Stromexporteur bleiben. Nach Ansicht von Agora Energiewende würden Photovoltaik, Windkraft und die anderen Erneuerbaren die wegfallenden Strommengen aus den Kohlekraftwerken fast eins zu eins ersetzen. Somit kämen Kohle- und Gaskraftwerke aus dem Ausland nicht deutlich häufiger zum Zuge.
„Die energieintensive Industrie würde besonders von der Kombination der beiden Maßnahmen profitieren“, sagte Frank Peter, stellvertretender Direktor von Agora Energiewende. Sie könne von sinkenden Strompreisen profitieren und müsse nicht selbst in Erneuerbare investieren. „Die Voraussetzung dafür ist, dass die energieintensive Industrie nach 2020 weiterhin von der Zahlung zur EEG-Umlage befreit ist. Das ist jedoch eine Frage, die sich völlig unabhängig von einem Kohleausstieg oder dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien stellt“, so Peter weiter.
Für die übrigen Stromverbraucher werde die EEG-Umlage um 0,5 Cent pro Kilowattstunde steigen. Allerdings werde dies durch die sinkenden Börsenstrompreise kompensiert. Nach Auffassung von Peter dürfte sich daher für private und gewerbliche Verbraucher kaum etwas ändern.
Mit Blick auf den Klimaschutz heißt es bei Agora Energiewende, dass die Reduzierung der Kohlekraftwerke von 46 auf 16 Gigawatt und ein stärkerer Ausbau der erneuerbaren Energien im Jahr 2030 dazu führen würden, dass nur noch 186 Millionen Tonnen CO2 emittiert werden. Dies liege dann immer noch am oberen Limit – aber eben im Zielkorridor der Bundesregierung für die Treibhausgasemissionen im Stromsektor. Diese lägen derzeit bei jährlich 332 Millionen Tonnen CO2.
Mit Blick auf den Erhalt der Versorgungssicherheit heißt es bei Agora Energiewende, dass im Falle eines schrittweisen Kohleausstiegs einige Gigawatt hochflexibler Gaskraftwerke gebaut werden müssten. Diese kämen dann besonders bei Dunkelflauten, also wenn weder Wind weht noch die Sonne scheint, zum Einsatz. Auch müssen wir mehr Lastflexibilität anreizen. Die starke Vernetzung des deutschen Stromsystems im europäischen Verbund sichert die Versorgung zusätzlich ab“, erklärte Peter.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Zitat aus dem Artikel.
Für die übrigen Stromverbraucher werde die EEG-Umlage um 0,5 Cent pro Kilowattstunde steigen. Allerdings werde dies durch die sinkenden Börsenstrompreise kompensiert. Nach Auffassung von Peter dürfte sich daher für private und gewerbliche Verbraucher kaum etwas ändern.
Ich frage mich immer wieder, sind die bei Agora überhaupt mit dem geltenden System vertraut.
Offensichtlich nicht, sonst könnten die nicht sagen für die Verbraucher würde sich nichts ändern, weil sinkende Börsenpreise die 0,5 Cent Erhöhung der Umlage kompensieren würden.
Kompensiert werden die 0,5 Cent allenfalls dann, wenn man zu einem Anbieter wechselt, der die sinkenden Börsenpreise auch komplett an seine Kunden weiter gibt. Und das sind nicht …“Die“… Verbraucher.
Und noch eine Frage: Wer soll, und auf welcher Basis, die neuen Gas-KW bauen, die nur gelegentlich produzieren sollen?
Sind diese Kosten irgendwo berücksichtigt, wer zahlt?
In der Tat hat der Irrsinn der Strompreisberechnung, speziell der EEG-Kosten, Methode.
Das muss schnell geändert werden und darf den Stromkunden nicht weitere unnützte Kosten etwa für Braumkohlestrom aus Neurath aufbürden, wo Hambacher Kohle verfeuert werden soll. Schon dar nicht darf dieser Braunkohlestrom indirekt aus der EEG-Umlage finanziert werden, wenn er nämlich höchstwahrscheinlich exportiert wird (2017 gingen 53 TWh Strom ins Ausland bei 548 TWh Erzeugung. Nur atomar-fossile Rohstoffe waren teuer, wie Umwelt belastend und Arbeitende ausbeutend einzukaufen, Erneuerbare erhielten ihre Energierohstoffe kostenlos oder preisgünstig klimaentlastend direkt. Inländische Stromkunden zahlten für exportierten Braunkohlestrom -gar per EEG-Umlage- mit.
Dieser Strom nutze Stromleitungen für die heimischer EE-Strom abgeriegelt wurde, der wieder den Stromkunden berechnet wurde. Es gab Netzregelliungsmaßnahmen, deren Kosten abrmals den Stromkunden berechnet wurden. Alles Kosten, die nur durch den Braunkohleexporteinsatz bedingt waren.
(Hat die Bundesnetzagentur eigentlich bei dem unsinnnige starken Zusatznetzausbau berechnet, dass herausgenommener Kohle- + Atomstrom Platz für nordöstlichen Windstrom schafft?)
Wäre so vieles zu schreiben, aber wer liest und versteht es?
Nur dies noch:
– Wann setzt sich Agora endlich dafür ein den 52 GW PV-Festdeckel abschaffen zu lassen, der sich nur dafür rechtfertigen ließe, das PV zu teuer sei. Sie ist es aber schon lange nicht mehr, zumindest seit 2012, wo sie monatlich gesenkt wurde.
UND sie wird breit und vielfältig gebraucht und entlastet die Umwelt von Schäden der atomar-fossilen!
– In der Tat gibt es einen großen Unterschied zwischen Energieintensiven Unternehmen, die super preisgünstig durch die EE direkt an der Börse kaufen, und normalen Stromkunden, die dort nicht kaufen können oder direkt erneuerbaren Naturstrom kaufen wollen.
Der EE-Strom, speziell der solare, wird aber künstlich durch allerlei unsinige Extrakosten verteuert und dessen Direkhandel unsinnig erschwert, (obwohl selbst die EU-Richtlinie 2018 abgabenfreien Nachbarhandel bzw. Eigenversorgung bis 25 kWp vorsieht.)
– Schließlich das vielleicht spannenste zum Schluss.
Durch den EE-Einsatz und die Braunkohlestromverringerung müsste der Stromkunde erhebliche Strompreissenkungen bekommen können statt nur weiter ähnlich teuer berechnet zu werden!
Warum? Weil der Strompreisverleich für die EEG-Umlage nicht mit dem aktuellen Strompreis erfolgen dürfte, der ja durch EE-Einsatz so stark gesunken ist. Der stimmige vergleich wäre der Strompreis, der vor Einführung des EEG galt. Das waren rund 7 Cent/ kWh und nicht 3 wie derzeit.
So wären also direkt 4 Cent von der EEG-Umlage abzuziehen. Dazu kommt das viele EEG-Kosten noch abzuziehen wären.
Etwa die die weltweite (solare) Strominnoation ermöglichten. Also alle Vergütungen bis 2012 oder zumindest 2010, die aus einem Bundes-Sonderfonts zu bezahlen sind, der nach den jeweiligen 20 Jahre Garantieren automatisch beendet würde; also nichts mehr kostet. INNOVATIONEN werden doch sonst bei jeder Gelegenheit als so wichtig angesehen und kräftig direkt gefördert. Das muss doch insbesondere für die (solare) EE-Förderung gelten, die sowohl Natur und Klima entlastet und Energie-Demokratie fördert. (Man denke an derzeit rund 1,6 Millionen PV-Anlagenbesitzer …)
Allerlei sachfremde Kosten des Netzbetriebes gehören nicht in die EEG-Umlage uvm .
Und wenn die EEG-Umlage so gering ist, wie sie sein müsste, entfallen auch die entsolidarisierenden Beitragsbefreiungen Energieintensiver Betriebe, deren Beiträge ohnehin bei Energieeinsparvorgaben vom BmWiE zu bezahlen wären, sollen sie doch damit gegen ausländische Konkurrenz geschützt werden. (Und wie hoch werden dann die Strompreise von Staaten sein, die weniger EE einsetzen als Deutschland?)
Peter Rentfort sagt:
Und noch eine Frage: Wer soll, und auf welcher Basis, die neuen Gas-KW bauen, die nur gelegentlich produzieren sollen?
Sind diese Kosten irgendwo berücksichtigt, wer zahlt?
@ Peter Rentfort.
Die Kosten für Backup, sind gegenwärtig leider noch nicht berücksichtigt.
Das Geld ist aber da, müsste nur in die richtige Bahn geleitet werden. Das Geld steckt als Merit Order Effekt ( MOE ) in der EEG Umlage, und zeigt sich als Milliarden Überschüsse jährlich auf dem EEG Konto.
Fakt ist, die EE senken wegen ihrer Vorrangigkeit den Börsenpreis, die Verbraucher zahlen dafür höhere Umlage, aber Geschäfte mit den gesenkten Börsenpreise machen andere.
Mein Vorschlag die Umlage Merit Order bereinigen, und mit diesen daraus resultierenden Milliarden, die für die EE als Ergänzung notwendigen Gaskraftwerke am Leben halten, oder neue bauen.
Somit würden die EE ihre Unstetigkeit selbst finanzieren.
Schauen Sie mal hier, den MOE nur für 2013
http://www.wie-energiesparen.info/fakten-wissen/eeg-umlage-bestandteile-prognosen-ab-2014/#Wie_wird_die_EEG-Umlage_berechnet
Rückgang der Börsenpreise (blau )
Leider habe ich keine neuere Grafik gefunden.
Herr Diehl, gehen Sie doch einfach mal auf:
https://www.netztransparenz.de/portals/1/Content/EEG-Umlage/EEG-Umlage%202017/20171016_Ver%c3%b6ffentlichung_EEG-Umlage_2018.pdf
und dort nur auf Seite 14. Da sehen Sie die letzten Zahlen, Sie können auch noch ein paar Tage warten, dann gibt es die für 2019.
Und reden Sie nicht immer von der sagenhaften „Liquiditätsreserve“, die wird jedes Jahr verrechnet und kommt am Ende der Abrechnung den Kunden zu Gute (siehe Seite 14).
Peter Rentfort.
Wenn Sie schon die Seite 14 ins Auge gefasst haben, dann müsste Ihnen doch aufgefallen sein, dass der Milliarden Überschuss auf dem Konto von dem ich rede nicht die Liquiditätsreserve ist .
Ich rede von den 3,3 Milliarden der Pos.13 Die Liquiditätsreserve ist die Pos. 12, nämlich die 1,5 Milliarden. Insgesamt sind da keine 3,3 Milliarden übrig, sondern 4,8 Milliarden liegen da auf dem Konto die nicht benötigt wurden, und für die die Verbraucher Negativzinsen bezahlen.
Oder mit anderen Worten, um die die Umlage zu hoch ist.
Ob Plus oder Minus, alles ist egal. Ob ein Guthaben am Ende des Bilanzjahres verrechnet wird und der neuen Umlage zu Gute kommt, egal!
Noch eine neue Mengenlehre, man lernt halt nicht aus.
Da hat der Direktor des Max-Planck-Institutes Hamburg im neuen Spiegel (Seite 111) etwas über große Rechenfehler bei der CO2-Bilanz erzählt. Aber das ist bestimmt ein Fake, da gibt es viele die es besser wissen. Sie können in die Zukunft schauen und Geld verdienen.
Und überhaupt: ja, wer soll den die von Ihnen angesprochene Unstetigkeit der EE finanzieren?
Die nicht mehr vorhandenen Dreckschleudern?
Peter Rentfort sagt:
Und überhaupt: ja, wer soll den die von Ihnen angesprochene Unstetigkeit der EE finanzieren?
Die nicht mehr vorhandenen Dreckschleudern?
@ Peter Rentfort.
Das habe ich doch mit meinem Beitrag vom 04 Okt. 10.25 Uhr geschrieben.
Hier noch einmal.
Mein Vorschlag die Umlage Merit Order bereinigen, und mit diesen daraus resultierenden Milliarden, die für die EE als Ergänzung notwendigen Gaskraftwerke am Leben halten, oder neue bauen.
Peter Rentfort sagt:
Noch eine neue Mengenlehre, man lernt halt nicht aus.
@ Peter Rentfort.
Da haben Sie wohl Recht. Wenn man sich mit der Dunkelkammer der Strompreisgestaltung intensiv beschäftigt. gewinnt man immer neue Erkenntnisse.
Die Energiewende relevante Mengenlehre heißt tatsächlich, etwa 33% teurer EE Strom senken die Preise für die restlichen 67%, so dass die 100% des Strombedarfs nicht teurer werden können. Die 33% sind so mit bezahlt, und Ihre frage wer das bezahlen soll beantwortet.
Kosten/Nutzen nennt man das, wird aber seit 2010 leider nicht mehr praktiziert, deshalb stieg die Umlage seit 2010 so rapide, und auf dem EEG Konto sammeln sich jährlich Milliarden.