Mieterstrom – Energiewende auf dem eigenen Dach?

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Mieterstrom bezeichnet die Belieferung von Mietern oder Eigentumswohnungsbesitzern in größeren Wohngebäuden mit vor Ort erzeugtem Strom, zum Beispiel aus Photovoltaik (PV)-Anlagen. Den Reststrom zur Deckung des übrigen Strombedarfes bezieht der Mieterstrom-Anbieter aus dem Verteilnetz und verkauft diesen und den lokal generierten Strom an die teilnehmenden Verbraucher.

So wird der Mieterstrom-Anbieter zum Energieversorger. Lokal erzeugte Überschüsse werden in das öffentliche Netz eingespeist und vergütet. Für den vor Ort erzeugten und direkt verbrauchten PV-Stromanteil kann gemäß des „Gesetzes zur Förderung von Mieterstrom“ ein Zuschlag von derzeit 2,1  bis 3,7 Cent pro Kilowattstunde beantragt werden. Im Falle einer Mieterstromversorgung hat der Betreiber der PV-Anlage zudem die Möglichkeit, sich die Vorsteuer erstatten zu lassen und kann auf zinsgünstige Kredite KfW-Bank zurückgreifen.

Für wen ist Mieterstrom interessant?

Die Umsetzung von Mieterstromprojekten ist vor allem für Stadtwerke und Ökostromanbieter interessant, die mit einzuhaltenden Standards, Meldepflichten und Vermarktungsstrukturen vertraut sind und die technischen und rechtliche Hürden besser handhaben können. Aber auch Wohnungsgenossenschaften und Immobilieneigentümer könnten sich das erforderliche Know-how aneignen und die benötigten Service- und Vertriebs-Strukturen aufbauen. Im Vergleich zu den Energieversorgern müssen die Besitzer keine Pachtgebühren für Dachflächen oder technische Betriebsräume kalkulieren. Für Privatpersonen mit wenigen, kleinen Mehrfamilienhäusern ist die direkte Versorgung ihrer Mieter mit viel Aufwand verbunden, der die Wirtschaftlichkeit von Projekten stark gefährdet.

Ein Vermieter kann seine Dachflächen und weitere Räume an einen externen Anlagenbetreiber verpachten oder auch selber zum Mieterstromanbieter werden und von den Gewinnmargen beim Stromverkauf profitieren. Da jeder Mieter seinen Stromversorger frei wählen kann, ist der Mieterstromanbieter gezwungen, seinen lokal erzeugten Strom günstig anzubieten. Will er den eingeführten Mieterstrom-Zuschlag erhalten, darf der lokal erzeugte PV-Strom maximal zu 90 Prozent des Grundversorgertarifes weiterverkauft werden. Der Mieter kann sich so zu günstigen Konditionen an der Energiewende beteiligen.

Lohnt sich das? Mieterstromprojekte kostenlos berechnen

Die Planung von Mieterstromprojekten hängt vom Gebäude und Akteuren ab, die die Umsetzungsprozesse und Rentabilität beeinflussen. Das kostenlose Mieterstrom-Tool vom Institut für Solarforschung Hameln hilft, die Auslegung von Mieterstromprojekten zu bewerten. So können Interessenten die individuellen Versorgungslösungen für ihre Gebäude berechnen.

Dazu müssen die Versorgungskomponenten zur Lieferung von lokalem Strom und Wärme und die Jahresverbrauchswerte der Mieter, Standort-spezifische Rahmenbedingungen und Abrechnungsmodalitäten spezifiziert werden. Auf Basis der Eingaben entsteht eine stündlich aufgelöste Jahressimulation und energetische Bilanzierung aller Leistungsflüsse im Gebäude.

Anhand berechneter Projektkenngrößen (Strom-Direktverbrauch, -Einspeisung und -Restbezug) erfolgt anschließend die ökologische und ökonomische Bewertung des Gebäude-Versorgungskonzepts. Interessierte Personen und Unternehmen haben durch das Tool so im Vorfeld die Chance, eine mögliche Investition zu bewerten und das Versorgungskonzept zu optimieren.

Klimafreundlich, aber kompliziert: Potential von Mieterstrom besser nutzen

Wie viel CO2 eingespart wird, hängt sehr stark von den spezifischen Emissionen des Netz-Stromes und den einzelnen Mieterstromprojekten ab. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen erzielen durchschnittliche Mieterstromprojekte mit PV-Anlage CO2-Einsparungen von 30 bis 50 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Versorgungen (100 Prozent Netzstrom, Heizwärme und Trinkwarmwasser durch Gastherme). Die Vielzahl gesetzlicher Regularien sollte vereinfacht und deutlich reduziert werden. Nur wenn Installateure und interessierte Investoren die entstehenden Verpflichtungen und die Einordnung der Versorgung und Abrechnung verstehen, werden Sie Projekte anstreben und selbst weiter bewerben.

Der Autor Michael Kessler ist promovierter Solarforscher und Co-Geschäftsführer der Energieheld GmbH. Auf energieheld.de finden Hausbesitzer Informationen zur energetischen Gebäudesanierung, werden professionell beraten und an den passenden Handwerksbetrieb vermittelt. Energieheld betreut die Kunden und Handwerker bis zum Projektabschluss und steht als Ansprechpartner zur Seite.

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.

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