Agro-PV Forschungsprojekt eingeweiht

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Am gestrigen Sonntag wurde mit einem großen Fest das Forschungsprojekt APV-Resolar (https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/presseinformationen-2016/photovoltaik-und-photosynthese-pilotanlage-am-bodensee-kombiniert-strom-und-nahrungsmittelproduktion) des Fraunhofer Institutes ISE in Heggelbach am Bodensee eingeweiht. Das Projekt wurde im Rahmen der Einweihung mit dem Preis „Land der Ideen“ des Bundespräsidenten in der Rubrik "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen" mit dem Jahresthema "NachbarschafftInnovation" ausgezeichnet. Trotz Dauerregens kamen hunderte Besucher, Journalisten, Staatsekretärin Gurr-Hirsch von der Landesregierung Baden-Württemberg, der Ausschussvorsitzende im Landtag Martin Hahn und viele andere, was die Bedeutung des Projektes unterstreicht.

Biobauer Thomas Schmid von der Hofgemeinschaft Heggelbach hatte mit großem persönlichem Einsatz das Projekt auf seinem Acker vorangetrieben. Nun kann untersucht werden, wie sich Kartoffeln, Weizen, Kleegras und Sellerie unter der Solarstromerzeugung von 194 Kilowattpeak auf 2,5 Hektar Ackerland entwickeln.

Die Idee der Doppelnutzung von Ackern – Solarstrom und Ackerfrüchte – wird Realität. Eine Idee, wie der Leiter des ISE, Prof. Dr. Eicke Weber, in seiner Begrüßung herausstellte, die vor 35 Jahren bereits von dem Gründer und langjährigen Leiter des ISE, Adolf Götzberger, entwickelt wurde.

Also in einer Zeit, wo mutige Forscher die Idee des Mobilfunkes und eines weltweiten Internets formuliert hatten. Im Gegensatz zur IT hat aber die Agro-PV bisher ein Schattendasein gelebt, was nicht hätte sein müssen, wenn Regierungen die Bedeutung der Agro-PV für die Welt erkannt hätten. In den letzten Jahren sind Anlagen vor allem in Japan und Italien entstanden. Sie nutzen mit großem Erfolg die beschattende Wirkung der Agro-PV, um insbesondere in trockenen landwirtschaftlichen Gebieten Ertragsstabilität für die Feldfrüchte zu schaffen.

Die Forschungsgelder, bereitgestellt durch die Bundesregierung, sind gut angelegt. Wichtig ist aber genauso, dass die Agro-PV endlich auch in die Förderung des EEG aufgenommen wird, damit sich eine wirtschaftliche Dynamik entwickeln kann. Bis heute lehnt der Deutsche Bauernverband die PV-Freiflächen aus unerfindlichen Gründen weitgehend ab, weil damit angeblich wertvolles Ackerland der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen würde.

In Heggelbach zeigt Biobauer Schmid aber, dass diese Betrachtungsweise Unfug ist. Er schätzt die Möglichkeit der Doppelnutzung für Landwirtschaft und Energie von seinem Acker. Und das ISE zeigt, welche technischen Elemente vom betonlosen Spinnanker-Fundament, über bifaciale Solarmodule, bis hin zum pflanzenoptimierten Lichtmanagement die Agro-PV optimieren können.

Als Vorsitzender des Forschungsbeirates hob ich in meinem Redebeitrag hervor, dass die Agro-PV hohe Bedeutung für die Ernährungssicherheit der Welt bekommen wird. Die Klimaerwärmung führt zu immer weiterer Austrocknung großer ehemals fruchtbarer landwirtschaftlicher Flächen. Agro-PV kann dem entgegen wirken. Damit werden Lebensgrundlagen dort gesichert, wo heute viele Lebensräume verloren gehen, so in Afrika, China, im Nahen Osten oder Mittelamerika. Aber auch in den trockenen Gebieten Deutschlands, wie Brandenburg oder meiner fränkischen Heimat, kann die Agro-PV helfen, Ernteerträge vor Trockenschäden zu schützen. Menschen z.B. in der Sahelzone würden durch Wüstenausbreitung nicht mehr gezwungen, auszuwandern und sich neue Lebensräume zu suchen. Agro-PV kann gemeinsam mit Agro-Forstsystemen wirksam zur Bekämpfung der Fluchtursachen beitragen. Gerade deshalb muss die Bundesregierung endlich die Verhinderung der technologischen Entwicklung der Agro-PV durch den Ausschluss aus der EEG-Förderung beenden und sie endlich in das EEG aufnehmen. Sonst wird auch diese sich in der Welt anbahnende technologische Entwicklung weitgehend ohne unternehmerische Aktivitäten in Deutschland laufen.

— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unterwww.hans-josef-fell.de. —

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