Die PV-Branche ist noch nicht richtig aus ihrem Winterschlaf erwacht und IKEA will den Markt jetzt von hinten aufrollen

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Trotz frühlinghafter Temperaturen und schneefreier Dächer kommt der Solarmarkt in diesem Jahr nicht so richtig in Fahrt. Die Installationszahlen in Deutschland, Italien und Frankreich liegen deutlich hinter den Vorjahren zurück. Auch bei den Modulpreisen tut sich so gut wie nichts. Das Niveau der chinesischen und südostasiatischen Produkte ist seit Jahresanfang beinahe gleichbleibend, europäische und japanische Modulpreise nähern sich geringfügig daran an. Mag sein, dass auch das Inkrafttreten der neuen Recyclingverordnung seinen Teil zur Marktlähmung beiträgt. Viele Akteure sind noch immer unentschieden oder sogar unwissend, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um gesetzeskonform zu handeln. Die Informationspolitik des Gesetzgebers lässt hier leider stark zu wünschen übrig.

Es ist jedoch zu erwarten, dass das Ende der großzügigen Förderung in Großbritannien einen Einfluss auf die Modulverfügbarkeit und damit das Preisniveau im übrigen Europa haben wird. Bis März landeten viele Lieferungen noch auf der Insel, so dass auf dem Festland bereits ein Engpass, insbesondere bei kostengünstigeren Produkten zu spüren war. Der UK-Effekt müsste aber bereits im April schon deutlich abnehmen.

Momentan sind insbesondere Ersatzmodule gefragt, da bei vielen Fachbetrieben und größeren O&M-Dienstleistern die Jahreswartungen begonnen haben und schadhafte Module ausgetauscht werden müssen. Da viele der eingesetzten Modultypen jedoch nicht mehr hergestellt werden, ist die Beschaffung von geeignetem Ersatz nicht immer einfach. Einschlägige Anbieter können zwar oft in geringen Stückzahlen noch baugleiche oder sehr ähnliche Produkte liefern, bei größeren Mengen hilft aber oft nur der Komplettaustausch. Die noch funktionsfähigen Altmodule können jedoch in der Regel noch anderweitig eingesetzt oder verkauft werden.

Die Investitionsträgheit bei den Endkunden zu überwinden, dazu ist jetzt das schwedische Möbelhaus IKEA angetreten. Die Skandinavier wollen nach eigenen Worten „größter Einzelhändler für private Photovoltaik-Dachanlagen“ werden. Zunächst soll der Verkauf in Großbritannien, den Niederlanden und in der Schweiz starten, danach das Netz der Solar-Anlaufstellen auf Filialen weltweit ausgedehnt werden. Dass so ein Vorhaben für einen Quereinsteiger nicht ganz einfach ist, wissen die Kenner der Branche nur allzu gut. So manche Baumarktkette und fast alle großen Energiekonzerne haben sich am viel umkämpften Kleinanlagenmarkt bereits die Zähne ausgebissen oder sind noch dabei, dies zu tun, obwohl gerade dort die Verbindung zum PV-Markt im ersten Moment naheliegend scheint. Doch der Teufel steckt wie immer im Detail, also in der konkreten Umsetzung. Mit welchen bahnbrechenden Konzepten IKEA das vermeintlich Unmögliche nun schaffen will, bleibt gespannt abzuwarten.

„Es muss einen sehr einfachen und transparenten Verkaufsprozess für die Kunden geben und das Angebot muss sehr erschwinglich sein“, heißt es. Werden die Solaranlagenbausätze in handliche Kartons verpackt und im Möbelabhollager deponiert, jedes Päckchen um einen praktischen Inbusschlüssel ergänzt, dazu eine bildreiche Bauanleitung geliefert, mit der der möbelerfahrene Kunde auch seine PV-Anlage selbst aufbauen kann? Wenn es IKEA nämlich nur um den Verkauf sehr preiswerter Komponenten geht, die dann vom Endkunden selbst oder einem herbeigerufenen „Fachbetrieb“ installiert werden müssen, kann das neue Produkt auch gleich "RORKREPIRA" genannt werden. Zu oft hat sich in der Vergangenheit gezeigt, dass der Endkunde besser bedient ist, wenn seine PV-Anlage von Anfang an von einer Solarfachfirma geplant und mit den für ihn passenden Komponenten errichtet wird. Bei Paket- oder Komplettangeboten, erst recht bei Selbstbauanlagen, kommt es häufig zu unvorhergesehenen Folgekosten durch Nachrüstung oder Umbau. Man kann daher den Skandinaviern nur raten, sich die Sache gut zu überlegen und den flächendeckenden Einstieg in den Solarmarkt bestens vorzubereiten.

Übersicht der im Oktober 2015 neu eingeführten Preispunkte inklusive der Veränderungen:

 

Modulklasse

Preis (€/Wp)

Veränderung

ggü. Vormonat

Beschreibung

High Efficiency

0,69

+ 3,0 %

Kristalline Module ab 275 Wp, mit PERC-, HIT-, N-Type- oder Rückseitenkontakt-Zellen oder Kombinationen daraus

All Black

0,59

+ 5,4 %

Modultypen mit schwarzer Rückseitenfolie, schwarzem Rahmen und einer Nennleistung zwischen 190 Wp und 270 Wp

Mainstream

0,50

0,0 %

Module mit üblicherweise 60-Zellen, Standard-Alurahmen, weißer Rückseitenfolie und 245 bis 270 Wp, repräsentieren den Großteil der Module im Markt

Low Cost

0,38

+ 5,6 %

Minderleistungsmodule, B-Ware, Insolvenzware, Gebrauchtmodule (kristallin), Produkte mit eingeschränkter oder ohne Herstellergarantie

— Der Autor Martin Schachinger beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Photovoltaik und Regenerativen Energien im Allgemeinen. Er ist innerhalb der Photovoltaik-Branche bestens vernetzt, was nicht zuletzt auf sein kontinuierliches Engagement für die internationale Online-Handelsplattform für Solarkomponentenwww.pvXchange.com zurückzuführen ist, welche er 2004 zusammen mit zwei Partnern ins Leben rief. Dort wird ein breites Spektrum an Markenprodukten, Neu- und Gebrauchtware mit unterschiedlichsten Spezifikationen angeboten. —

Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte anredaktion(at)pv-magazine.com.

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