Photovoltaik-Anlagen etablieren sich immer weiter als liquide Assetklasse

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Der Photovoltaik-Markt in Deutschland befindet sich in einem Paradigmenwechsel. Während der ehemals stürmische Photovoltaik-Zubau zum Erliegen kommt, blüht der Photovoltaik-Zweitmarkt großflächig auf. Der Markt mit dem Handel laufender Solaranlagen wird immer liquider, da das Marktverständnis von Anlagenbetreibern und Investoren stetig wächst. Dieser Trend wird sich auch 2016 fortsetzen.

Dass sich der deutsche Photovoltaik-Markt im Wandel befindet, ist seit 2013 genau so deutlich zu beobachten wie das vorhergegangene dynamische Wachstum. Vom Privat- bis zum Großinvestor verlieren zunehmend alle Marktakteure die Motivation am Neubau von PV-Anlagen und Solarparks. Sie investieren stattdessen in bereits bestehende Solaranlagen. Ein Trend, der seit 2013 enorm an Fahrt gewinnt. Doch wieso gibt es diesen Paradigmenwechsel?

Eine Frage der Rendite und Verfügbarkeit

Die Frage ist leicht zu beantworten. Wir müssen uns lediglich vor Augen führen, wieso es von 2009 bis 2012 einen so starken Ausbau von Photovoltaik-Kapazitäten gab – und wieso dieser seither so rapide abfällt. Die Stichworte sind Rendite und Verfügbarkeit. Allen Vorreitern, grünen Denkern und Solarstromerzeugern aus Überzeugung in Ehren, ohne die der Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland nie vorangekommen wäre – aber wir müssen ehrlich zu uns sein. Die mit dem EEG eingeführte Einspeisevergütung war eine hervorragende Basis für Investoren, attraktive und planbare Renditen durch den Bau von Solaranlagen zu erwirtschaften und damit dieser neuen Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Diese Basis schwindet langsam, aber sicher. Durch die Reduzierung der Einspeisevergütung sinken die Renditen, mit den rückläufigen Renditen sinkt die Bereitschaft, neue Photovoltaik-Anlagen zu bauen. Mit der Begrenzung des Photovoltaik-Zubaus seitens der Bundesregierung durch festgelegte Zielkorridore und die Einführung des Ausschreibungssystems nimmt die Möglichkeit des Neubaus von PV-Anlagen für Investoren zudem immer weiter ab. Es fehlt schlicht an geeigneten Investitionsmöglichkeiten.

Anlagenbetreiber und Investoren entdecken daher vermehrt den Photovoltaik-Zweitmarkt für sich. Ihr Verständnis für diesen Markt wird durch kontinuierliche Aufklärungsarbeit und zunehmend standardisierte Prozesse immer stärker: Durch den Handel mit laufenden Solaranlagen sind – anders als durch den Neubau von PV-Anlagen – noch immer attraktive Renditen zu erzielen.

Investitionsbereitschaft privater Investoren steigt immer weiter an

Dass sich der Trend mit dem Handel laufender Solaranlagen in einem starken Wachstum befindet und nicht nur vorübergehend besteht, können wir sehr gut anhand der Bewegungen und Transaktionen auf unserem Online-Marktplatz www.milkthesun.com erkennen. Nach dem dynamischen Anstieg des Handels mit Photovoltaik-Bestandsanlagen über unseren Marktplatz im Jahr 2014 hat sich die Anzahl der Transaktionen in 2015 nochmals verdoppelt. Im Geschäftsjahr 2015 wurden PV-Projekte mit einem Handelsvolumen von knapp unter 100 Millionen Euro über Milk the Sun gehandelt.

In den bisherigen Kernmärkten Deutschland und Italien, aber auch in Frankreich, Spanien und Tschechien standen dabei Anlagen im Größensegment von sieben Kilowatt bis zehn Megawatt im Fokus. Gleichzeitig hat sich jedoch der Handel mit Projektrechten im Vergleich zum Vorjahr nochmals um sieben Prozent verringert. Beide Trends belegen: Die Investitionsbereitschaft privater Investoren auf dem Photovoltaik-Zweitmarkt nimmt stetig zu, während der Neubau von Solaranlagen immer unattraktiver scheint.

Das immer größer werdende Verständnis der Mechanismen des liquiden PV-Zweitmarktes birgt sogar noch weitere Vorteile. Die Umschlagsgeschwindigkeit der über unseren Marktplatz angebotenen Projekte – das heißt von der Veröffentlichung bis zum Verkauf – hat sich von durchschnittlich fünf Monaten in 2014 auf unter drei Monate in 2015 deutlich verbessert. Bereits 14 Prozent aller Anlagen wurden 2015 innerhalb eines Monats verkauft.

Schnellere und vermehrte Transaktionen dank steigender Professionalisierung

Diese Entwicklung spiegelt vor allem die andauernde Professionalisierung des Photovoltaik-Zweitmarktes und dessen Akteuren wieder. Anlagenbetreiber und Investoren haben verstanden, dass das Investment in laufende Solaranlagen eine neue Art der Geldanlage ist und ein schneller und weitestgehend standardisierter Transaktionsprozess nicht mur möglich, sondern je nach individueller Situation auch nötig ist. Für diesen Zweck haben wir mit unserer Plattform einen neuen Qualitätsstandard in Sachen Dokumentation und Datenaufbereitung geschaffen. Durch die Bereitstellung aller nötigen Informationen direkt von Beginn an, ermöglichen wir Käufern und Verkäufern einen hoch effizienten An- und Verkauf der Projekte.

Eine große Rolle bei der Professionalisierung des Photovoltaik-Marktes spielen aber auch Dienstleister, die es verstanden haben, Ihre Angebote zu digitalisieren und mit dem Zweitmarkt zu verknüpfen. Anlagenbetreiber und Investoren buchen immer öfter transaktionsbegleitende Dienstleistungen, die den Kaufprozess beschleunigen, und Services rund um den Betrieb von Solaranlagen, insbesondere von neuen innovativen Dienstleistungsangeboten unseres Partnernetzwerkes, die helfen, die Erträge der Anlagen zu optimieren.

Unsichere Energiepolitik + steigendes Interesse an laufenden PV-Anlagen = Weiteres Wachstum des Zweitmarktes

Bedingt durch die unsichere Gestaltung der zukünftigen Photovoltaik-Förderung in Deutschland und die immer weiter sinkenden Einspeisevergütungen sowie die Limitierung des Zubaus durch das Ausschreibungssystem in Deutschland sehen wir für das laufende Jahr einen weiteren Anstieg des Handels von laufenden Solaranlagen.

Bereits im vergangenen Jahr haben wir einen überproportionalen Anstieg der Käufe und Verkäufe laufender PV-Anlagen im Größensegment 31 bis 500 Kilowatt registriert. Diese Projekte haben im vergangenen Jahr 78 Prozent der Verkäufe ausgemacht und wurden zum Großteil von Privatinvestoren erworben. Auch im laufenden Jahr rechnen wir daher mit der Bestimmung des Marktes durch dieses Größensegment. Allerdings nicht nur wie bisher in Deutschland und Italien, die einen Marktanteil von 90 Prozent erreichten, sondern auch immer stärker in Spanien und Frankreich, dessen Photovoltaik-Märkte in 2015 belebt wurden und in 2016 voraussichtlich deutlich wachsen werden.

Der Handel mit Großprojekten ab 500 Kilowatt entwickelte sich mit einem konstanten Anteil von 22 Prozent am Handelsvolumen unserer Online-Plattform zu einer festen Größe. Durch die Verdopplung der Transaktionen im Vergleich zum vergangenen Jahr – trotz schwieriger Angebotssituationen – sehen wir auch in dieser Größenklasse einen Anstieg der Handelsbereitschaft für das Jahr 2016.

Es kommen viele Faktoren zusammen, die uns glauben lassen, dass der Photovoltaik-Zweitmarkt in diesem Jahr weiter deutlich wachsen wird. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich der riesige vorhandene Gesamtbestand an Photovoltaik-Anlagen in Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und nun auch in Großbritannien immer schneller „dreht“ und die rechtlichen Rahmenbedingungen in diesen Ländern weitestgehend stabil scheinen.

— Der Autor Dirk Petschick ist Geschäftsführer und Mitgründer von Milk the Sun, einem offenen Online-Marktplatz für Photovoltaik-Anlagen. Über das Portal können Projektentwickler und Betreiber Solaranlagen zum Verkauf anbieten und Investoren interessante Projekte als grüne Kapitalanlage finden. Milk the Sun vermittelt in Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern zudem Dienstleistungen für den gesamten Lebenszyklus einer Photovoltaik-Anlage. Über den geschlossenen Marktplatzbereich Utility Scale Network bietet das Unternehmen auch Solargroßinvestments.www.milkthesun.com —

Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte anredaktion(at)pv-magazine.com.

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