Es hätte alles so viel einfacher werden können

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Auch zum Jahresende ist nicht viel Bewegung bei den Modulpreisen zu spüren. Ein sich bereits Anfang November abzeichnender leichter Engpass bei polykristallinen Standardmodulen führte nicht zu einem Preisanstieg, da diesem die im Dezember üblichen Lagerräumungsverkäufe entgegenwirkten. Im Prinzip landen die Preise beinahe über alle Herkunftsregionen hinweg auf dem Niveau, auf dem Sie bereits ins Jahr 2015 starteten. Gleichzeitig wurde aber die Einspeisevergütung – zumindest in Deutschland – im gleichen Zeitraum deutlich abgesenkt. Die Degression kam erst im Oktober zum Stillstand, da der atmende Deckel Wirkung zeigte. Dementsprechend liegen die monatlichen Installationszahlen hierzulande weiterhin unter der 100-Megawatt-Marke.

Jetzt ist es außerdem offiziell: auch an den Importbeschränkungen für chinesische Zellen- und Module wird sich so schnell nichts ändern. Die EU-Kommission startet jetzt erst einmal langwierige Überprüfungsverfahren der Anti-Dumping- und Anti-Subventionsmaßnahmen, welche die Preise höchstwahrscheinlich weitere 12-15 Monate einfrieren lassen. Erwartungsgemäß hatte die Vereinigung EU Prosun diese Auslaufprüfungen beantragt, so dass die Kommissare gezwungen waren, die Verfahren einzuleiten. Nur ein Veto aus der Politik hätte diese Prozedur eventuell verhindern können, welches aber nicht kam.

Wären die Schutzzölle und damit die im Undertaking festgeschriebenen Mindestimportpreise und Mengenbeschränkungen am 7. Dezember beerdigt worden, hätte das die Situation – zumindest für die allermeisten Akteure innerhalb der europäischen Photovoltaik-Branche – doch sehr viel einfacher gemacht. Die teilweise aufwendige Überprüfung der Herkunftszertifikate aller in die EU importierten Produkte und die damit verbundenen Verzögerungen wären hinfällig. Eine schnellere Abwicklung aller Importe, sowie zuverlässige Aussagen zu Liefermengen und Ankunftsdaten würden wiederum die Planungssicherheit erhöhen.

Zu erwartende Modulpreise im unteren 40-Eurocent-Bereich würden zwar die europäischen Produzenten unter Druck setzen, dass sie jedoch Preise unterhalb der 50 Eurocent-Marke mitgehen können, haben Solarworld und Co. bereits Mitte des Jahres 2015 gezeigt. Auch pv magazine hat vor einiger Zeit zur Diskussion gestellt, dass sichProjektmodule unsubventioniert für 41 bis 45 Cent produzieren lassen. Außerhalb der EU und anderen regulierten Märkten sind Module namhafter Hersteller bereits seit längerer Zeit problemlos zu diesem Tarif erhältlich. Insgesamt wäre eine deutliche Marktbelebung die Folge, insbesondere im Segment der gewerblichen Anlagen und Großprojekte. Händler und Installateure könnten auch bei Solarmodulen wieder zufriedenstellende Margen realisieren, was aktuell beinahe unmöglich ist.

Nun wurde diese Chance aber leider verpasst! Somit bleiben die Zell- und Modulpreise ein weiteres Jahr festzementiert bzw. sind an den Mindestimportpreis chinesischer Produkte gekoppelt. Für viele chinesische Hersteller hat sich jedoch das Undertaking eher als Last, denn als Chance erwiesen, insbesondere wenn bereits größere Produktionskapazitäten außerhalb Chinas aufgebaut wurden. Misstrauen und ständige Kontrollen seitens der EU-Kommission erschweren den Verkauf auch von nicht-chinesischen Produkten in die EU. So verabschiedete sich vor kurzem erst Trina Solar aus dem Undertaking – weitere Hersteller werden sicherlich folgen. Da sich in China produzierte Produkte hier ohnehin nicht mehr verkaufen lassen, stört man sich auch nicht an der Erhebung von Strafzöllen. Herkunftsnachweise sind ohnehin schon für alle Produkte zu erbringen, die von außen in die EU kommen.

Ob unter den aktuellen Umständen alle deutschen Projekte, welche einen Zuschlag in den vergangenen Ausschreibungsrunden erhielten, tatsächlich realisiert werden können, bleibt fraglich. Viele Firmen haben sicherlich auf einen Wegfall der Mindestimportpreise zum Jahresende spekuliert, als sie ihr Gebot abgaben. Mit dem in 2016 zu erwartenden unveränderten Preisniveau dürften jedoch einige Großanlagen unwirtschaftlich werden – es sei denn, Solarworld springt mit Preisen in die Bresche, bei denen böse Zungen von Dumping sprechen würden.

Zu guter Letzt folgt noch die Übersicht der im letzten Monat neu eingeführten Preispunkte inklusive der Veränderungen:

Modulklasse

Preis (€/Wp)

Veränderung

ggü. Vormonat

Beschreibung

High Efficiency

0,68

– 2,9%

Kristalline Module ab 275 Wp, mit PERC-, HIT-, N-Type- oder Rückseitenkontakt-Zellen oder Kombinationen daraus

All Black

0,57

– 3,4 %

Modultypen mit schwarzer Rückseitenfolie, schwarzem Rahmen und einer Nennleistung zwischen 190 Wp und 270 Wp

Mainstream

0,49

0,0 %

Module mit üblicherweise 60-Zellen, Standard-Alurahmen, weißer Rückseitenfolie und 245 bis 270 Wp, repräsentieren den Großteil der Module im Markt

Low Cost

0,37

– 5,1%

Minderleistungsmodule, B-Ware, Insolvenzware, Gebrauchtmodule (kristallin), Produkte mit eingeschränkter oder ohne Herstellergarantie

(Die dargestellten Preise geben die durchschnittlichen Angebotspreise für verzollte Ware auf dem europäischen Spotmarkt im Monat November 2015 wieder.)

— Der Autor Martin Schachinger beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Photovoltaik und Regenerativen Energien im Allgemeinen. Er ist innerhalb der Photovoltaik-Branche bestens vernetzt, was nicht zuletzt auf sein kontinuierliches Engagement für die internationale Online-Handelsplattform für Solarkomponenten www.pvXchange.com zurückzuführen ist, welche er 2004 zusammen mit zwei Partnern ins Leben rief. Dort wird ein breites Spektrum an Markenprodukten, Neu- und Gebrauchtware mit unterschiedlichsten Spezifikationen angeboten. —

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