Chancen in Asien

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Die Hitze drückt besonders heftig in diesen Tagen kurz vor der Regenzeit. Doch die Arbeiter können darauf keine Rücksicht nehmen, sie haben einen engen Zeitplan. Die erste Ausbaustufe des Solarparks mit einem Megawatt Leistung soll im Juli fertig sein. Das gesamte Gelände ist so groß wie zehn Fußballfelder und liegt nahe der alten Königsstadt Ayutthaya, 70 Kilometer nördlich von Thailands Hauptstadt Bangkok.

Hier entsteht der größte kommerziell betriebene Solarpark Südostasiens in privater Hand. Die Conergy-Gruppe baut im Konsortium zusammen mit dem thailändischen Unternehmen Annex Power im Auftrag von Yanhee Solar, einem lokalen Investor. Hendrik Bohne ist Ver kaufsleiter für Großanlagen bei Conergy Singapur, dem regionalen Headquarter der Conergy-Gruppe Hamburg. Zwei- bis viermal im Monat kommt er gewöhnlich für ein paar Tage von Singapur nach Thailand, um sich vor Ort um die Projekte dort zu kümmern. Die Freiflächenanlage von Yanhee Solar ist eines dieser Vorhaben.

„In dem Konsortium für den Solarpark in Ayutthaya hat Conergy die komplette Planung übernommen. Also das Design, die Ingenieursleistungen, Einkauf und Logistik sowie teilweise das Training der in das Projekt involvierten Arbeitskräfte“, erzählt er. Das thailändische Unternehmen Annex Power baut und installiert vor Ort .

„Wir arbeiten mit Dünnschichtmodulen und Fixsystemen, Tracker haben wir nicht verwendet“, erklärt Bohne. Die Kostenvorteile sprächen dafür. Nachführung sei nicht so wichtig, weil die Sonnenstrahlen in diesen Breitengraden nahe dem Äquator meist steil von oben einfallen würden. Das Gestellsystem kommt von Conergy, die Module von namhaften Herstellern aus den USA, die Stringwechselrichter von SMA, weil diese in Thailand bereits zertifiziert sind. Bis Ende dieses Jahres soll der Solarpark in zwei Schritten mit einer Leistung von insgesamt drei Megawatt ans Netz gehen und dann jährlich rund 4.500 Megawattstunden Strom erzeugen. Damit können 800 bis 1.000 Haushalte versorgt werden. Der Atmosphäre wird so der Ausstoß von jährlich zirka 2.800 Tonnen Kohlendioxid erspart.

Klare Ziele

Thailand fördert Solarenergie mit verschiedenen Instrumentarien. Dafür gibt es mehrere Gründe. Es gibt bereits gute Erfahrungen aus dem Offgridbereich, beispielsweise mit Insellösungen in der Telekommunikationsbranche. Durch sein enormes Wirtschaftswachstum hungert das Land nach Energie und muss einen Großteil davon importieren, da werden Einspeisungen immer interessanter. Auf der anderen Seite wachsen die Umweltprobleme. Über dem Großraum Bangkok mit seinen zwölf Millionen Einwohnern beispielsweise hängt oft eine dunkle Glocke aus Rauch und Abgasen, die das Atmen schwer macht. Thailand hat aber das Kyoto-Protokoll unterschrieben und beteiligt sich am CO2-Zertifikatehandel.

Zudem gelangt die Solarenergie mehr und mehr ins öffentliche Bewusstsein. Etwa durch regelmäßige Berichterstattung in den Medien. Seit Anfang 2009 gibt der „Alternative Energy Development Plan“ dem Land klare Ziele vor. Der Anteil erneuerbarer Energien soll von derzeit sechs auf 20 Prozent im Jahr 2022 steigen. Um dieses Ziel zu erreichen, för

Aktuelle Fördertarife in Thailand
Förderdauer (Jahre)zusätzlich in (Baht/kWh)entspricht in EURzusätzlich für VSPPs*zusätzlich für Diesel- und Öl-ersatz (Baht/kWh)entspricht in EUR
Biomasse70,30,0071,001,000,052
Biogas70,30,0071,001,000,052
Wasserkraft**70,40,0091,001,000,052
Wasserkraft***70,80,0181,001,000,052
Wind102,50,0571,001,000,052
Photovoltaik1080,1821,501,500,052
* VSPPs: Very Small Power Producers – sehr kleine Energieproduzenten ** kleine Wasserkraftanlagen *** sehr kleine Wasserkraftanlagen Quelle: Ministerium für Energie, Thailand

dert das Energieministerium die Erneuerbaren schon lange. Zunächst fokussierte es jedoch auf Bioenergie. In den letzten Jahren hat die Regierung jedoch neue Prioritäten gesetzt. Besonders stark wird heute Solarstrom gefördert. So hat das Energieministerium die Einspeisetarife für Photovoltaikstrom in mehreren Schritten auf derzeit acht Thailändische Baht pro Kilowattstunde erhöht, das sind rund 20 Euro-Cent. Sie werden für zehn Jahre gezahlt. In den drei südlichen Provinzen gibt es noch einen weiteren Aufschlag von 1,5 Baht. Der teilstaatliche Energieversorger PEA (Provincial Electricity Authority) nimmt die Energie in der Regel problemlos ab.

Außerdem befreit Thailands Board of Investment (BOI) ausländische Photovoltaik-Lieferanten von sämtlichen Einfuhrzöllen, und die lokalen Investoren brauchen acht Jahre lang keine Einkommensteuern auf ihre Anlagen zu bezahlen. Allerdings ist der bürokratische Prozess bis dahin sehr langwierig. „Das ist eine Menge Papierkram“, weiß Conergy-Verkaufsleiter Bohne, „aber es ist nicht so, dass einem da Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, am Ende ist es sehr positiv.“ Deshalb stehen viele Investoren in den Startlöchern und wollen vor allem Freilandanlagen errichten. Das Problem: Es fehlt an Know-how, vor Ort gibt es kaum Ingenieure und Handwerker, die Erfahrungen mit der Photovoltaik haben. „Da haben wir Europäer einen Vorteil“, sagt Bohne. „Dabei geht es nicht um die Modulhersteller. Es geht in erster Linie um die Systemintegratoren. Man braucht schon einige Erfahrung, um so eine Anlage zu bauen. Bei der Beschaffung: Welche Kosten und welche qualitativen Unterschiede gibt es? Was steckt dahinter, so ein System zu entwickeln?“ Mit den klimatischen Bedingungen beim künftigen Betrieb der Anlage in Ayutthaya kommen die Conergy-Leute ganz gut klar. Häufiger Regen wird den Staub immer wieder von den Modulen herunterspülen und keine aufwändigen Extrareinigungen nötig machen. „Eine Herausforderung sind sicher die hohen Temperaturen. Wo natürlich Dünnschicht im Vorteil ist. Aber bei den Bedingungen kommt es immer auf den Blickwinkel an. Bei einem meiner Projekte, einer Zwei-Megawatt-Anlage in Saudi-Arabien, waren es über 50 Grad am Anlagenstandort.“

Glaube an den Markt

Auch andere deutsche Systemanbieter tummeln sich schon auf dem thailändischen Markt, doch Conergy ist am stärksten eingebunden. „Für unser erstes großes Solarprojekt haben wir einen etablierten Partner mit nationalen Referenzen im Photovoltaikmarkt gesucht“, sagt Supot Sumritvanitcha, CEO von Yanhee Solar, „und ihn in Conergy gefunden“. Inzwischen hat das Hamburger Unternehmen bereits viele Anfragen für neue Projekte bekommen. Die derzeitige Eskalation der Gewalt ändert aber nichts an den Zukunftsplänen der Conergy in Thailand, sagt Hendrik Bohne: „Wir glauben nach wie vor an den Markt und bekommen die gleichen Signale von unseren meist thailändischen Investoren.“

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