Stromrationierung, Zwangsabschaltung oder Drosselung für Elektroautos? – Spitzenglättung beim Laden

Teilen

Bei aller Diskussion wird nicht erwähnt, dass auch eine flexible Anschlussnutzung für diejenigen vorgeschlagen wurde, die nicht unbedingt jederzeit eine verfügbare Anschlusskapazität benötigen und diese hierfür auch finanzielle Vorteile erfahren sollen.

Ein funktionierendes Stromnetzwerk ist Grundvoraussetzung für die Mobilität, in der Ladestrom überall und jederzeit dezentral zur Verfügung steht. Je mehr Ladestationen für Elektroautos zum Einsatz kommen, umso größer ist die Gefahr einer temporären Netzüberlastung. Daher besteht die Notwendigkeit, bei zeitweiliger Überbeanspruchung des Netzes die Ladespitzen zu glätten.

In Großbritannien ist ab Mai 2022 geplant, private Ladestationen für 9 Stunden am Tag den Ladevorgang per Fernsteuerung zu blockieren. Zwischen 8 und 11 Uhr vormittags sowie 16 bis 22 Uhr. Aktuell gibt es erst ca. 300.000 Elektroautos in Großbritannien und dennoch werden jetzt schon Maßnahmen zur Vermeidung einer Netzüberlastung ergriffen.

Ein Upgrade der Stromnetzwerke muss auch für die neu zu bildende Regierung in Deutschland oberste Priorität erhalten, will man den vermeintlichen und temporären Total-Kollaps vermeiden.

Ähnlich wie in Großbritannien hatte auch Deutschland einen Gesetzentwurf für die „Spitzenglättung“ (von bis zu zwei Stunden pro Tag) in der Schublade. Nach Bekanntwerden der Details zog Wirtschaftsminister Peter Altmaier Anfang des Jahres den Plan zurück. So kurz vor den Wahlen befürchtete man wohl erhebliche Nachteile und Häme bei der aktuell forschen Vorgehensweise für eine emissionsfreie Umweltpolitik. Auch die Autoindustrie hatte diese Pläne vehement kritisiert.

So bestätigte dann auch das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi): Die im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD vorgesehene Spitzenglättung, eine Bremse für den Stromverbrauch in Deutschland, werde nun doch nicht mehr vor der nächsten Bundestagswahl durchgesetzt werden. Ende Juni scheiterte es endgültig auch an der fehlenden Einigung mit der Autoindustrie und den Netzbetreibern.

Der Plan ist also nicht vom Tisch. Wir werden auch nicht drum herumkommen. Neben den Zwangsladepausen sollen nicht nur Wallboxen remote gesteuert werden können, sondern auch Wärmepumpen oder Nachtspeicherheizungen. Alternativ wäre auch eine temporäre Reduzierung der Leistung möglich, wenn die technischen Voraussetzungen hierfür vorhanden sind.

Tatsache ist aber auch, dass auch eine flexible Anschlussnutzung für diejenigen vorgeschlagen wurde, die nicht unbedingt jederzeit eine verfügbare Anschlusskapazität benötigen und diese hierfür auch finanzielle Vorteile erfahren sollen. Das Fehlen dieses Punktes in den Diskussionen zeigt einmal mehr die emotionale Bandbreite dieses Themas.

Die, die für sich eine Insellösung oder autonome Stromversorgung ausbauen, sind hier neben dem Steuervorteil (vgl. CO2-Steuer) ein weiteres Mal klar im Vorteil.

Die weiteren Punkte und Grafiken sowie PDFs zum Download:

  • Netzoptimierung – Maßnahmen der deutschen Verteilnetzbetreiber 2020
    • Anzahl der Verteilnetzbetreiber nach angewandten Maßnahmen zur Netzoptimierung und Netzverstärkung nach dem EEG in Deutschland im Jahr 2020
  • Stromnetzbetreiber – Anzahl in Deutschland bis 2020
    • Übertragung und Verteilung
    • Stromerzeugung und -verbrauch in Deutschland
    • Anzahl der Stromnetzbetreiber in Deutschland in den Jahren 2010 bis 2020
  • Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland (insgesamt 4)
    • Tennet TSO
    • 50Hertz Transmission
    • Amprion
    • TransnetBW
  • Verteilnetzbetreiber
  • Innovationsprämie für die Elektromobilität
  • Höhere Förderung für Elektro-Fahrzeuge
  • Vorbild ‚Spitzenkappung‘ – Die Niederspannungsnetze besser auslasten und steuern
    • Der Netzbetreiber soll in die Lage versetzt werden, Lastspitzen im Netz zu glätten und dadurch das Netz besser auszulasten
    • Das Flexibilitätsmanagement durch den Netzbetreiber soll klar eingegrenzt werden
    • Das Flexibilitätsmanagement soll den Ausbau der Niederspannungsnetze auf ein effizientes Maß begrenzen
    • Vorbild „Spitzenkappung“
  • Ein flexibler Netzanschluss für flexible Verbraucher
    • Flexible Lasten sollen eine flexible Anschlussnutzung erhalten
    • Die flexible Anschlussnutzung soll für den als flexibel anzusehenden Verbrauch zum Regelfall werden
    • Die Dimensionierung der „flexiblen Anschlussnutzung“ kann durch den Nutzer individuell gestaltet werden
  • Flexibilität soll sich (auch) finanziell lohnen
  • Umbau zu Smart Grids: Smart Metering & Roadmap für intelligente Energienetze der Zukunft
    • Standardisierungsstrategie für sektorübergreifende Digitalisierung der Energiewende veröffentlicht

Mehr dazu hier: