Eaton: GEIG geht nicht weit genug – mehr Ladeinfrastruktur für sauberen Strom

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Stefan Rohrmoser, Geschäftsführer Vertrieb Deutschland bei Eaton:

Elektroautos sind ein wichtiger Baustein für die Energiewende hin zu einer klimafreundlicheren Mobilität. Doch ihr Erfolg hängt entscheidend von der verfügbaren Ladeinfrastruktur ab. Wir freuen uns daher, dass die EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Directive on the energy performance of buildings (EPBD)) nun endlich mit dem Gebäude-Elektromobilitäts-Infrastrukturgesetz (GEIG) in deutsches Recht umgesetzt wurden.

Potential bleibt ungenutzt

Allerdings geht das GEIG nicht weit genug. Es ist zwar begrüßenswert, dass die Schwellenwerte für Mehrfamilienhäuser herabgesetzt wurden, so dass künftig bei Neubau bzw. größeren Renovierungen von Wohnanlagen mit mehr als zehn Stellplätzen jeder Parkplatz mit Leitungsinfrastruktur für die Elektromobilität ausgestattet werden muss. Bei Nicht-Wohngebäuden ist es immerhin jeder fünfte Stellplatz und zusätzlich ist mindestens ein Ladepunkt einzurichten. Doch was fehlt sind die Ein- und Zweifamilienneubauten. Sie bleiben leider unberücksichtigt und das, obwohl sie ein Drittel des deutschen privaten Neubaumarktes ausmachen. Eine spätere Nachrüstung ist sehr kostenintensiv. Dabei ist es sicherlich kein Zufall, dass gerade in Norwegen, dem Musterland der E-Mobilität, viele Haushalte bereits über private Lademöglichkeiten verfügen. Ganz klar: hier bleibt Potential ungenutzt!

Sauberer Strom für saubere Fahrzeuge

Der Betrieb von Elektroautos führt insbesondere in Verbindung mit erneuerbaren Energien zu deutlich weniger CO2-Ausstoß. Ökostrom erreichte im ersten Halbjahr 2020 in Deutschland einen neuen Rekordwert. Doch diese positive Entwicklung hat einen entscheidenden Schönheitsfehler: Durch den erforderlichen Netzausbau werden neue Quellen für gefährliche Treibhausgase geschaffen – namentlich SF6 (Schwefelhexafluorid) – das gefährlichste aller Treibhausgase. Ein Kilogramm SF6 hat auf das Klima dieselbe Wirkung wie 23.500 Kilogramm CO2. Seine Lebensdauer beträgt 3.200 Jahre.

Während SF6 für viele Anwendungen verboten ist, wird es als Isolator in Mittelspannungseinlagen nach wie vor eingesetzt, die – paradoxerweise – gerade bei der Gewinnung von Wind- und Solarenergie Verwendung finden. Entgegen der konventionellen Stromerzeugung erfolgt hier die Energiegewinnung in vielen kleinen, dezentralen Anlagen. Um den Strom in die Übertragungsnetze einspeisen zu können, benötigt jeder dieser Erzeuger eine eigene Schaltanlage, die leider oftmals SF6 beinhaltet. Und dass, obwohl seit Jahren Alternativen wie beispielsweise die luftisolierte Xiria existieren. Höchste Zeit also, dass sich auch hier etwas tut und sich die EU-Kommission Ende 2021 für ein zügiges Verbot des schädlichen Klimagases in Mittelspannungsanlagen ausspricht! Erst dann ist die E-Mobilität wirklich sauber.