Es ist die wohl bislang größte Agri-Photovoltaik-Anlage Deutschlands, die Vattenfall am Mittwoch in Tützpatz in Mecklenburg-Vorpommern offiziell in Betrieb nahm. Die 146.000 bifazialen 550 Watt-Solarmodule von GCL verfügen über eine Gesamtleistung von 76 Megawatt und speisen über 240 Sungrow SG250 HX String-Wechselrichter ins Netz ein. Die gesamte Anlage erstreckt sich über eine Fläche von 93 Hektar. Dabei wird die Solarstromerzeugung mit Ackerbau und Tierhaltung verbunden. Die Anlage im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ist an das Netz von Edis angeschlossen. Für 2027 ist noch ein Großbatteriespeicher mit 50,4 Megawatt Leistung und 109 Megawattstunden Kapazität in Planung.
Die Realisierung erfolgte ohne in Inanspruchnahme von EEG-Förderung, so Vattenfall weiter. Für die Sicherung der Wirtschaftlichkeit sei ein Stromabnahmevertrag (PPA) mit der Power and Air Condition Solution Management GmbH (PASM) geschlossen worden. Die Telekom-Tochtergesellschaft werde den erzeugten Solarstrom für zehn Jahre vollständig abnehmen. Rechnerisch könne sie damit den Jahresbedarf von etwa 4600 Mobilfunkstandorten abdecken, hieß es weiter; insgesamt hat das Unternehmen rund 35.000 solcher Stationen in Betrieb, berichtete PASM-Geschäftsführer Bernd Schulte-Sprenger bei der Inbetriebnahme-Feier.
Vattenfall hat das Agri-Photovoltaik-Kraftwerk, für das erste Planungen bis ins Jahr 2017 zurückreichen, in drei Teilflächen realisiert. „Tützpatz 1“ verfügt demnach über 43,3 Megawatt klassisch aufgeständerte Module auf Montagesystemen des portugiesischen Herstellers Pradecon mit 11 beziehungsweise 25 Grad Neigungswinkel, die sich über 47,5 Hektar erstrecken. Dabei wird die Solarstromerzeugung mit Tierhaltung kombiniert. Für „Tützpatz 2“ und „Tützpatz 3“ wiederum wiederum setzt Vattenfall Trackingsysteme von Schletter ein und die Flächen werden gemeinsam mit Ackerbau genutzt. Die Anlagen haben eine Leistung von 13,3 Megawatt auf 21,5 Hektar verteilt und 19,4 Megawatt auf 24 Hektar.
Bezüglich der Tierhaltung hieß es, dass sechs mobile Hühnerställe mit jeweils bis zu 2500 Hühnern geplant seien. Beim Ackerbau ist eine konventionelle, viergliederige Fruchtfolge geplant. Die Module sind Vattenfall zufolge auf einer Längsachse montiert, auf der sie dann in einer Ost-West-Ausrichtung aus der Horizontalen nach links und nach rechts gekippt werden können. Die Abstände zwischen den Modulreihen seien größer, so dass die Zwischenräume bei gekippten Modulen mit Landmaschinen befahrbar sind.
Vattenfall hat bereits die Realisierung weiterer Agri-Photovoltaik-Anlagen in Planung.
2021 hatte Mecklenburg-Vorpommern ein Zielabweichungsverfahren eingeführt. Im diesem Zuge wurden etwa 5000 Hektar landwirtschaftliche Flächen für die Installation von Photovoltaik-Freiflächenanlagen freigegeben. Dazu war eigens eine Matrix entwickelt worden, welche Kriterien für diese Flächen erfüllt werden müssten. Mit dem in Tützpatz umgesetzten Konzept zeigte sich Heiko Geue, Minister für Finanzen und Digitalisierung, sehr zufrieden, unter anderem wegen der hohen Akzeptanz von Agri-Photovoltaik und wegen der großen Bedeutung für die Ansiedlung von Unternehmen, die „herkommen und klimaneutral produzieren können“. Die Landesregierung werde Projekte dieser Art deshalb weiterhin unterstützen: „Gerne mehr davon“, so Geue.
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