In ganz Europa wird aktuell stark Batteriespeicher investiert. Die neueste Analyse von Wood Mackenzie zeigt, dass der Zubau in Europa in diesem Jahr um 45 Prozent auf 16 Gigawatt im Vergleich zum Vorjahr steigen wird. Die Zahlen beziehen sich auf alle Segmente für Batteriespeicher – also im Kraftwerksmaßstab sowie industrielle, gewerbliche und private Anlagen. Dabei zeigt sich, dass durchschnittliche Zuwachsraten beim Zubau von neun Prozent in Europa zu erwarten sind, wie die Analysten am Donnerstag veröffentlichten. Für 2034 ist unter dieser Annahme mit einem Zubau von 35 Gigawatt an großen Batteriespeichern zu rechnen.
Deutschland bezeichnen die Analysten von Wood Mackenzie dabei als „aufstrebenden Stern in allen Segmenten“, also auch inklusive der Photovoltaik-Heimspeicher, und aktuell den attraktivsten Markt für Investitionen. Für dieses Jahr werde ein Zubau von voraussichtlich 3,5 Gigawatt an neuer Batterieleistung erwartet. Dies ist der europäische Spitzenwert. Bis 2034 erwartet Wood Mackenzie dann eine Verdopplung auf 7 Gigawatt.
Allerdings warnen die Analysten gleichzeitig auch vor dem zunehmenden Wettbewerb, der in einem Umsatzrückgang für die Betreiber der großen Batteriespeicher münden werde. Mit dem Zubau werde die Preisvolatilität kannibalisiert, von der die Erlöse der Anlagen abhängig sei. So verweist Wood Mackenzie auf die sprunghaft angestiegenen Netzanschlussanträge für Batteriespeicher. Es beziffert das Volumen auf 500 Gigawatt. Nach Ansicht der Analysten machen die Batteriespeicher im Kraftwerksmaßstab rund 35 Prozent der Prognose aus. Für die kommenden zehn Jahre nehmen sie damit einen Zubau von 18 Gigawatt der großen Batteriespeicher an. Weitere acht Gigawatt werden über gewerbliche und industrielle Speicher hinzukommen.
Aktuell erscheinen die Marktbedingungen für große Speicheranwendungen jedoch attraktiv. So werden in Deutschland bis 2030 weitere 29 Gigawatt an Kohlekraftwerken vom Netz genommen. Gleichzeitig kommt der Bau neuer Gaskraftwerke nur schleppend voran. Damit ergebe sich für die Speicher im Kraftwerksmaßstab die Möglichkeit, Einnahmen über Zusatzdienste zu generieren und die Versorgungssicherheit zu unterstützen. Allerdings zeichne sich angesichts des Zubaus bereits ab, dass die Einnahmequellen unter Druck geraten werden. Neben dem Arbitragegeschäft betrifft dies auch die Einnahmen aus dem Frequenzmarkt, die anteilig an den Gesamterlösen der große Batteriespeicher insgesamt eher gering sind.
Wood Mackenzie berichtet zudem über einen hybriden Modellierungsansatz, den es entwickelt hat, um wahrscheinliche Umsatzprognosen zu erstellen und tatsächliches Handelsverhalten abzubilden. Dabei werden Basispreise für Strom und Zusatzleistungen prognostiziert, wobei historische Echtzeitdaten bis in die jüngsten Vergangenheit einfließen, wie Wood Mackenzie erklärt. Mittels maschinellen Lernens werde jede Einnahmequelle trainiert. Dazu kommen auf Basis der Analysen von Wood Mackenzie noch deterministischen Strom- und Zusatzleistungskurven, was im Endeffekt zu Fundamentaldatenpreisen führt, die aktuelles Handelsverhalten berücksichtigen.
Das Ergebnis der Analyse zeigt, dass die potenzielle Volatilität und der Wert im Laufe der Zeit abnehmen. „Mehrere wichtige Faktoren erklären diesen Trend: Die Einnahmen aus Zusatzdienstleistungen machen aufgrund ihrer inhärenten Schwankungen und des zunehmenden Wettbewerbs in diesen Märkten um Volatilitätseinnahmen einen geringeren Anteil am Gesamtumsatz aus. Die Anlagen konkurrieren in Spitzen- und Tiefphasen um Margen, was zu einer Abflachung der Preise und letztlich zu einer Verringerung der Schwankungen führt“, schreiben die Analysten. Allein durch das Ausmaß des Zubaus bei großen Batteriespeichern würden sich die Preise kannibalisieren und somit langfristig negativ auf die Geschäftsmodelle auswirken.
„Der deutsche Batteriespeicher-Markt befindet sich an einem kritischen Punkt, an dem starke Fundamentaldaten auf einen zunehmenden Wettbewerbsdruck treffen, der die Preisschwankungen im Laufe der Zeit kannibalisieren wird“, sagte Rory McCarthy, Vice President und Head of Power and Renewables Consulting EMEA bei Wood Mackenzie. „Unser hybrider Modellierungsansatz liefert den Marktteilnehmern die für eine solide Projektbewertung unverzichtbaren Umsatzspannen von P1 bis P99. Die Verfügbarkeit von Einnahmen und die Komplexität der Kommerzialisierung von Projekten bis zur endgültigen Investitionsentscheidung sollten nicht unterschätzt werden.“ Investoren sollten sich daher die Frage stellen, mit welcher Optimierungsstrategie sich im zunehmenden Wettbewerb noch überdurchschnittliche Einnahmen generieren und die angestrebten Renditen erreichen ließen, so McCarthy.
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