Kürzlich hatte die Bundesnetzagentur erstmals Zahlen zu gewährten Netzanschlüssen veröffentlicht. Sie kam auf 46 Gigawattstunden Gesamtleistung von Speichern ab einem Megawatt in der Mittelspannung. Nun legt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nach. Er hat die vier Übertragungsnetzbetreiber und 17 Verteilnetzbetreiber gefragt. Das Ergebnis: Es liegen aktuell derzeit Netzanschlussanträge für große Batteriespeicher ab einem Megawatt Bruttoleistung mit einer Gesamtleistung von über 720 Gigawatt vor. Bereits zugesagt, sei der Netzanschluss von Großbatteriespeichern mit mindestens 78 Gigawatt.
„Die Netzanschlussbegehren für Großbatteriespeicher sind so stark gestiegen, dass es hier neuer Regeln bedarf“, sagt Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des BDEW. So müsse sichergestellt werden, dass auch andere Netzkunden noch Anschlüsse erhalten können. „In den hohen und mittleren Spannungsebenen ist Netzkapazität angesichts hoher Bedarfe von Großverbrauchern wie etwa Rechenzentren, Großwärmepumpen, E-Ladeinfrastruktur und Industrie zu einem knappen Gut geworden“, so Andreae weiter. Zwar brauche Deutschland Speichertechnologien für ein modernes Energiesystem, doch sie müssten sich in das Gesamtsystem einfügen.
Der BDEW stellt die Netzanschlussanträge und gewährten Zusagen in Relation zum aktuellen Stromsystem. So entsprechen die mehr als 720 Gigawatt an Anfragen mehr als dem Zweieinhalbfachen der heute installierten Erzeugungsleistung von 263 Gigawatt. Diese Zahl bezieht sich auf alle in Deutschland installierten Erneuerbaren-Anlagen und konventionellen Kraftwerke. Zudem liege die aktuelle Jahreshöchstlast im Übertragungsnetz bei rund 80 Gigawatt.
Mit Blick auf den Szenariorahmen des Netzentwicklungsplans Strom (NEP), den die Übertragungsnetzbetreiber erstellen, werde die Überzeichnung sehr deutlich. In ihren Szenarien A und B für 2037 und 2045 sind weit weniger als die bereits erfolgten Zusagen für 78 Gigawatt an großen Batteriespeichern vorgesehen.
„Angesichts dieser enormen Herausforderungen gilt es nun, zeitnah politische und regulatorische Weichen zu stellen. Dazu gehört in einem ersten Schritt eine zügige Anpassung der Kraftwerksnetzanschlussverordnung (KraftNAV), bei der Großbatteriespeicher mit einer Nennleistung ab 100 Megawatt künftig ausgenommen werden“, sagte Andreae. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hatte genau dies in einer Veranstaltung bei Eon zu Wochenbeginn angedeutet. Bei einer Veranstaltung von 50 Hertz am Mittwoch hat Referatsleiter Arne Genz aus ihrem Haus den Weg skizziert, wie eine entsprechende Änderung schnell zu erreichen wäre.
„Wir begrüßen ausdrücklich die Ankündigung von Ministerin Reiche zu schnellem Handeln“, sagt Kerstin Andreae weiter. „Zugleich müssen transparente Netzanschlussverfahren etabliert werden, die die aktuelle Knappheitssituation in den Netzen besser berücksichtigen als das etablierte First-come-first-served-Verfahren.“ So sollten auch Überbauung, flexible Netzanschlussvereinbarungen oder Reservierungsverfahren künftig eine stärkere Rolle spielen. Der BDEW arbeitet nach eigenen Angaben derzeit an konkreten Vorschlägen, um den Hochlauf von Batteriespeichern zu ermöglichen und Netzrestriktionen auf einem volkswirtschaftlich sinnvollen Maß zu halten.
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GW – also Leistung – sind irrelevant. Wir brauchen GWh – also Kapazität. Es ist zu hoffen, dass die 78 GW nicht wie bisher üblich als 2-Stunden-Speicher (= 156 GWh), sondern als 4-8-Stunden-Speicher ausgelegt werden. Wenn wir das (300-600 GWh) bis 2030 an Netz bekämen, wäre das ein Riesensprung nach vorn.
Daneben hätten wir im Verteilnetz auch ohne Netzausbau gigantisches Potenzial, wenn wir die existenten Anschlüsse für Windparks und größere Freiflächen-PV-Anlagen mit Speichern überbauen. Das braucht nicht mal Netzausbau und würde in einigen Regionen (z.B. Sachsen-Anhalt) den Umfang der Redispatch-Maßnahmen drastisch senken.
Netzanschlusszusagen werden immer nur in Gigawatt erteilt. Ob dann 1-,2-,4- oder noch mehr Stunden Speicher entstehen, wird sich zeigen und der Markt entscheiden. Es steht heute sicher bei den meisten Projekten noch nicht fest.
Natürlich ist es die relevantere Größe, aber dazu gibt es halt noch keine Angaben…
Für den Netzbetreiber ist die Leistung relevant nicht die Kapazität.
@Gernot, es geht um den Strom an diesem Knoten. Wenn der das kann, kann er es auch länger
569GW bei 17 VNB´s. Linear hochrechnen geht zwar definitiv nicht, aber die Anfragen unter Berücksichtigung der restlichen 780VNB´s könnten doch noch größer sein. 1000GW scheinen nicht ausgeschlossen zu sein.
Mit der Zunahme von Netzakkus werden die möglichen Margen sinken -> kleinerer Spread.
Das gute darin ist, dass die Strompreise dauerhaft günstiger werden:
https://www.smard.de/page/home/topic-article/216804/218412/status-quo-der-batteriespeicheranfragen-2024
Win-Win also 😉
Wenn die 78 GW in den nächsten 2-3 Jahren kommen sollten wären wohl erst mal genug Speicher vorhanden um die Tagsspitzenlasten komplett abzudecken. Vielleicht bleibt sogar noch etwas Energie für den Nachtstrombedarf übrig. Dann werden wir in den Sommermonaten auf 100 % zusteuern vorausgesetzt die PV wird weiter ausgebaut.
Ich sehe Licht am Horizont der Energiewende.
Schöne Grüße
So sehe ich das auch. Die genannten 100 GWh von Fraunhofer für 80% EE bis 2030 sind damit bereits übertroffen. Völlig egal, was Frau Reiche auch anstellen mag, der Zug rollt und die marktwirtschaftlichen Kräfte sind nicht zu stoppen.
Statt sich dermaßen auf Gas zu fixieren, sollte Frau Reiche nun endlich im Speichermarkt Ordnung ins System bringen, die Netzentgelte anpassen und für eine beschleunigte Digitalisierung sorgen. Das hilft gegen zu hohe Strompreise in den Spitzenlasten sehr schnell, gezielt und unmittelbar. Gas niemals, das ist im Gegenteil sogar Preisantreiber und leider notwendiges Beiwerk, das aber so klein wie möglich zu halten ist.
Lobby frisst Vernunft, aber Gott sei Dank kann sie nicht Effizienz und Kapitalismus fressen 😉
Das Thema Dunkelflaute wird man mit Akkus eher nicht lösen.
Hier kann man das gut sehen:
https://energy-charts.info/charts/renewable_share/chart.htm?l=en&c=DE&interval=day&year=2022
https://energy-charts.info/charts/renewable_share/chart.htm?l=en&c=DE&interval=day&year=2023
https://energy-charts.info/charts/renewable_share/chart.htm?l=en&c=DE&interval=day&year=2024
usw.
( „Dunkelflauten treten typischerweise im Winter auf, wenn die Tage kürzer sind und auch der Bedarf an Strom höher ist“
„Solche Phasen können mehrere Tage andauern, wobei Studien zufolge in Deutschland im Durchschnitt zwei längere Dunkelflauten pro Jahr auftreten“
next-kraftwerke:
„Wie oft treten Dunkelflauten auf?
Eine Studie von Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace Energy aus dem Jahr 2017 untersuchte alle zwischen 2006 und 2016 auftretenden Dunkelflauten. Die Autor_innen kamen zu dem Schluss, dass es im betrachteten Zeitraum von zehn Jahren in etwa jedem zweiten Jahr zu einer zweiwöchigen Phase kam, in denen weder Windkraft noch Solarenergie nennenswert zur Stromerzeugung beitrugen, die Residuallast also entsprechend hoch war und nahezu vollständig von konventionellen Kraftwerken gedeckt werden musste. Die Residuallast ist der Anteil am Stromverbrauch, der nicht von Erneuerbaren Energien gedeckt wird. Ergebnisse einer Studie aus 2023 des Karlsruher Instituts für Technologie weisen darauf hin, dass die Häufigkeit innerhalb eines Jahres, aber auch zwischen den Jahren schwanken können. Dabei habe die Wissenschaftler_innen Ereignisse bewertet, die mindestens 48h angedauert haben und kommen im Erhebungszeitraum von 1979-2018 auf durchschnittlich 4,6 Dunkelflauten pro Jahr.“
„In seit einigen Jahren etablierter, medialer Tradition tauchen in den dunklen und nebligen Wintermonaten die Artikel und Beiträge zur Dunkelflaute auf. Das es dabei nicht immer nur um belegbare energiewirtschaftliche Fakten, sondern auch um Interessenvertretung geht, ist ebenso klar wie die Tatsache, dass es Dunkelflauten tatsächlich gibt. Etwa alle zwei Jahre tritt eine extreme Dunkelflaute mit entsprechenden Versorgungsengpässen und daraus resultierenden Preisspitzen auf, zur Überbrückung springen flexible konventionelle Kraftwerke ein. Aber muss dies auch in Zukunft so bleiben oder können die Erneuerbaren Energien das Dunkelflautenproblem selbst regeln?“
etc. )
( „Eine Hellbrise kann sowohl im Sommer als auch im Winter entstehen.[1] 2024 waren es in Deutschland 514 Stunden, in denen der produzierte Strom nicht genügend Abnehmer fand und der Preis bei oder unter 0 EUR/kWh. Mit 62 Phasen trat dieses Phänomen etwa fünfmal häufiger auf, als die gegenteilige Dunkelflaute.[2] 2023 waren es 301 Stunden,[3] 2015 lediglich 126 Stunden.“ )
Ist bei den Zahlen bekannt, um welche Art von Speichern es sich handelt? Ich würde bei der großen Zahl tippen, dass auch Grünstromspeicher einbegriffen sind, aber konnte die Info diesbezüglich bisher nicht finden. Vielen Dank!